Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
Testamentsverlesung am nächsten Tag dauerte nicht lange. Alanas Familie war zu tief in ihrer Trauer versunken, um Ray feindselig zu begegnen.
Alana hatte ihren Nachlass so detailliert geregelt, als hätte sie mit ihrem Tod gerechnet. Ihr Schmuck und ihr persönliches Eigentum wurden auf Familienmitglieder verteilt, ebenso ihre Aktien.
Und dann hörte Ray verblüfft, was sie ihm zugedacht hatte.
»Meinem ehemaligen Ehemann, Gideon Ray Duncan«, las der Anwalt mit monotoner Stimme vor, »hinterlasse ich die Summe, die ich bei der Scheidung erhalten habe. Sollte er vor mir sterben, geht derselbe Betrag an seine Erben, um der Gerechtigkeit willen, die viel zu lange missachtet wurde…«
Weitere Ausführungen folgten, aber Ray hörte nicht mehr zu. Alanas Testament traf ihn wie ein Schock. Er beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf die Knie und starrte den Perserteppich an. Sie hatte ihm alles zurückgegeben und ihm vor Augen geführt, wie sinnlos die Jahre des Hasses gewesen waren.
Ironischerweise hatte er die Verbitterung schon zuvor abgeschüttelt. Madelyns Willenskraft war stärker gewesen als die Schatten auf seiner Seele. Selbst wenn er es niemals geschafft hätte, die Ranch wieder in ihren früheren Zustand zu versetzen, wäre er mit Madelyn glücklich gewesen. Mit ihr hatte er gelacht und gescherzt und eine himmelstürmende Leidenschaft genossen. Und irgendwann im Lauf dieser letzten Monate war aus seiner Bitterkeit eine so übermächtige Liebe geworden, dass er nicht mehr ohne seine Frau leben konnte – höchstens dahinvegetieren.
Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, und beinahe presste er eine Hand auf seine Brust. Wie dumm er gewesen war…
»Komm mit mir nach Hause.«
»Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte.«
Mehr hatte sie nicht verlangt – nur einen einzigen stichhaltigen Grund. Und er war außerstande gewesen, die richtige Antwort zu geben. Alle möglichen Argumente hatte er angeführt, nur nicht das eine, das sie brauchte, wonach sie sich sehnte. Er war praktisch mit der Nase darauf gestoßen worden, aber mit seinen eigenen Bedürfnissen so beschäftigt gewesen, dass er nicht bedacht hatte, was Madelyn brauchte.
Wie einfach ihm plötzlich alles erschien… Jetzt wusste er, was sie hören wollte.
»Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte.«
»Weil ich dich liebe.«
Ray betrat das Cafe, das immer noch beliebt war wie nie zuvor – vielleicht, weil die mürrische Floris in der Küche arbeitete und Madelyn die Gäste mit ihrem charmanten Lächeln und ihrem sinnlichen Gang betörte.
Abruptes Schweigen erfüllte den Raum, wie immer, wenn Ray eintrat, und alle wandten sich zu ihm. Madelyn stand hinter der Theke und wischte ein paar verschüttete Kaffeetropfen weg, während sie mit Glenna Kinnaird plauderte. Dann hob sie den Kopf, begegnete seinem Blick und verstummte.
Die Daumen in seinen Hosengürtel gehakt, zwinkerte er ihr zu. »Heute will ich dir mal ein Rätsel aufgeben, Schätzchen. Was hat zwei Beine, einen eisenharten Schädel und benimmt sich wie ein Trottel?«
»Das ist einfach«, erwiderte sie verächtlich. »Ray Duncan.«
Ringsum erklang halb unterdrücktes Gelächter. Er sah die Belustigung in Madelyns Augen und musste grinsen. »Wie fühlst du dich?« fragte er in so zärtlichem Ton, dass mehrere weibliche Gäste verzückt den Atem anhielten.
Sie verzog die Lippen. »Das ist nicht gerade einer meiner besten Tage. Das einzige, was mich noch aufrecht hält, sind die anregenden atmosphärischen Störungen in diesem Lokal.«
»Komm mit nach Hause, dann sorge ich für dich.«
Ohne den Blick abzuwenden, erwiderte sie mit ruhiger Stimme: »Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte?«
Vor Gott und einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung von Crook, Montana, holte Ray tief Luft und sprach laut und deutlich. Und alle hörten es, weil keiner auch nur annähernd so tat, als lausche er nicht.
»Weil ich dich liebe.«
Madelyn blinzelte, und zu seiner Überraschung sah er Tränen in ihren Augen glänzen. Und dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht, wie Sonnenschein, der eine dunkle Wolke durchbricht. Sie nahm sich nicht die Zeit, um die Theke herumzulaufen, kletterte hinauf, rutschte auf der anderen Seite hinab und warf sich an Rays Brust. »So langsam wurde es ja auch Zeit.«
Begeistert klatschten die Gäste Beifall. Floris kam aus der Küche. Angewidert runzelte sie die Stirn, als sie Madelyn in Rays Armen sah. »Anscheinend muss ich mir
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