Gefaehrlich sexy
gerade nicht hier, und vor allem redet er im Augenblick auch nicht mit mir. Wie wäre es also, wenn du mir erzählen würdest, was du mir bisher verschwiegen hast?«
»Verdammt!«, sagt sie, und da sie für gewöhnlich niemals flucht, weiß ich, es ist ernst.
Sie tritt ans Fenster, zieht ihr Handy aus der Tasche und gibt eine Nummer ein. »Serena, bist du unterwegs?«, fragt sie und legt einen Moment später wieder auf.
Ich starre sie mit großen Augen an. »Was ist hier los? Du hast schon vorher bei Serena angerufen. Und warum?«
»Bitte beruhig dich, Dahlia. Wir wollten dir nicht gleich alles über den Angriff sagen, weil …«
Ich falle ihr ins Wort. »Wusstest du die ganze Zeit, dass Ben am Leben ist? Hast du es etwa die ganze Zeit gewusst?«
»Meine Güte, Dahlia. Nein! Natürlich nicht! Ich wusste nichts davon, das schwöre ich. Gott, wenn ich gewusst hätte, dass er am Leben ist, hätte ich dich nie so leiden lassen. Und das hätten auch die anderen nicht. Was ich sagen wollte, war, dass wir wussten, wer dich überfallen hat, sonst nichts.«
Ich sehe ihr forschend ins Gesicht und versuche zu verstehen. »Wir? Du meinst, ihr alle wusstet es? Nicht nur River?«
»Dahlia, bitte lass dir das alles von River erklären.«
»Nein, Aerie, ich will, dass du mir dieses ›Wir‹ sofort erklärst.«
Ihr Seufzer klingt, als füge sie sich in ein Schicksal, schlimmer als der Tod. Sie lässt sich wieder in den Sessel fallen, hebt ihren Becher an den Mund und trinkt erst einmal ein paar große Schlucke. »Am Abend vor dem Überfall auf dich wurde Grace darüber informiert, dass man Bens Mörder aus der Haft entlassen hatte. Caleb hat ihn hier in deinem Haus angetroffen und verscheucht, aber er hatte Angst, dass dieser Typ herauskriegt, wo du steckst, und du dann nicht mehr sicher wärst. Grace, Serena und auch Caleb haben bei dir angerufen und dir Nachrichten auf deiner Mailbox hinterlassen, nur, dass du sie nie zurückgerufen hast. Als Serena es am nächsten Vormittag noch mal versucht hat, kam zumindest River an den Apparat. Sie hat ihm erzählt, dass dieser Typ entlassen wurde und hier eingebrochen ist, aber da war es schon zu spät.« Sie macht eine kurze Pause, denn ich starre sie total entgeistert an.
»Sprich weiter. Warum habt ihr mir alle kein Wort davon gesagt? Ich verstehe das nicht.«
»Dahlia, wir wussten, wie schlimm du dran warst, nachdem Ben gestorben war, und keiner von uns wollte, dass es dir noch mal so dreckig geht. Grace wollte es dir persönlich sagen, deshalb hat sie River gebeten, noch etwas zu warten, bevor er mit dir darüber spricht. Und dann wolltet ihr plötzlich heiraten, ohne auch nur einem Menschen etwas davon zu verraten. Ich fand es nicht gut, dass River nicht vorher mit dir gesprochen hat, aber am Ende dachte ich, dass ich dich lieber glücklich sehe, als all diese traurigen Erinnerungen noch mal aufzuwühlen.« Sie steht wieder auf und kommt zu mir zurück.
Ich versuche, all diese Informationen zu verdauen. Gibt es überhaupt noch irgendwen, dem ich vertrauen kann? Da ich die Teile dieses Puzzles unbedingt zusammensetzen will, laufe ich zum Wagen, schnappe mir mein Handy, und ein Blick auf das Display zeigt mir, dass in der Zwischenzeit drei neue Anrufe gekommen sind. Ich rufe die Mailbox auf, aber die Anrufe, die ich am Tag des Überfalls bekommen haben soll, sind nicht mehr da. Offenbar hat River sie gelöscht. Wütend und entnervt werfe ich das Handy auf den Boden, und es ist mir vollkommen egal, dass das Display dabei in tausend Stücke zerspringt. Weil ich das Handy nicht mehr brauche. Weil der unbekannte Anrufer inzwischen noch dreimal, aber River immer noch nicht angerufen hat.
Zurück im Wohnzimmer, setze ich mich auf den Boden und ziehe die Knie an die Brust. »Ich kann einfach nicht glauben, dass er mich nach unserem Streit vorhin noch nicht mal angerufen hat.«
Aerie setzt sich neben mich und sieht mich fragend an. »Wer? Ben?«
»Nein! Nicht Ben. Verdammt noch mal, ich hab dir doch schon gesagt, dass ich mit ihm nicht reden will. River. River hat nicht angerufen.«
Während ich dies sage, geht die Tür auf, und ich sehe in den Flur. Serena tritt über die Schwelle und hat eine Tüte vom Chinesen in der einen sowie eine Flasche Wodka in der anderen Hand.
»Vielleicht solltest du ihn anrufen? Schließlich hast du ihm eine verpasst und bist dann einfach abgehauen«, bemerkt sie mit ruhiger Stimme und stellt die Tüte auf dem Couchtisch ab.
»Woher weißt du
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