Gefaehrlich sexy
Gedanken atme ich tief ein und sage. »Als ich gestern Nacht mein Haus verlassen habe, klemmte dieses Blatt hinter dem Scheibenwischer meines Wagens. Und da ich Serena eine Nachricht hinterlassen musste, habe ich die untere Hälfte dieses Zettels abgerissen und die andere Hälfte eingesteckt. Was nicht das Geringste zu bedeuten hat.«
Er klappt die Augen zu, beginnt ebenfalls zu zittern, und als er die Augen wieder öffnet, weicht er meinen Blicken aus. »Dass ich dich richtig verstehe: Du hast also den ganzen Tag mit diesem Kerl zusammen in eurem gemeinsamen Haus verbracht.«
Wie kann River nur derart haarsträubende Schlüsse aus der blöden Nachricht ziehen?
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass der Zettel hinter dem Scheibenwischer meines Wagens klemmte. Er war nicht mit mir im Haus. Ich habe ihn nicht noch mal gesehen, seit ich bei Grace verschwunden bin. Wie gesagt, diese Notiz bedeutet mir nicht das Geringste.«
»Also bitte, Dahlia. Er hat dir einen Liebesbrief geschrieben, den du in der Tasche deines Sweatshirts aufbewahrst. Und auch wenn das für dich angeblich keinerlei Bedeutung hat, hat es das für mich auf jeden Fall.«
Ich trete auf ihn zu, doch als ich versuche, sein Gesicht zu mir herumzudrehen, damit er mir endlich wieder in die Augen sieht, weicht er vor mir zurück, zerknüllt den Zettel in der Hand, schüttelt den Kopf und wirft ihn zornig in den Pool. Dann marschiert er, immer noch ohne mich anzusehen, dorthin, wo die leeren Flaschen stehen, hebt eine auf und schleudert sie in Richtung Treppe, wo sie klirrend auf dem Stein zerschellt. Der Lärm macht mich fast taub, als er eine Flasche nach der anderen durch die Gegend wirft.
Ich stürze auf ihn zu und packe ihn am Arm. »River, hör auf. River!«
Er reißt sich von mir los und fährt mit seinem Wüten fort, bis auch noch die letzte Bierflasche zertrümmert auf dem Boden liegt. Als ich auf den Scherbenhaufen blicke, hoffe ich, dass er nicht die Verzweiflung widerspiegelt, die in diesem Augenblick auf seinen Zügen liegt. Ist sein Vertrauen in mich ebenso zerbrochen wie das Glas? Ich muss ihn berühren, mit ihm sprechen und herausfinden, wie ich ihn dazu bringen kann, mich zu verstehen. Wieder packe ich seinen Arm und umklammere sein Gesicht. »River, bitte sprich mit mir.«
Er reißt den Kopf zurück, starrt auf meine Hand und schreit so laut, wie er bisher noch nie geschrien hat: »Hast du eine Ahnung, was das für mich für ein Gefühl ist, dass er immer noch ein Teil von deinem Leben ist? Es war eine Sache, als er tot war, aber damit, dass er lebt und wieder hierher zurückgekommen ist, komme ich einfach nicht klar.«
»Er ist kein Teil von meinem Leben.«
Er stoppt mich mit einem Blick, beißt die Zähne aufeinander, wendet sich entschieden ab, tritt vor die Steinmauer am Ende der Terrasse und verschränkt die Arme vor der Brust. Kochend vor Wut schnauzt er mich an: »Hast du eine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe, als ich gestern Morgen wach wurde und du verschwunden warst? Hast du eine Ahnung, wie das für mich war?«
In meinen Augen brennen Tränen. Ich will nicht mehr mit ihm streiten. Will, dass all das aufhört und wir zwei wieder ganz die Alten sind statt zweier zornbebender Menschen, die nicht wissen, wie man ruhig über Probleme spricht. Ich gebe mir alle Mühe, ruhig zu bleiben, als ich anfange, ihm mein Verhalten zu erklären: »River, ich habe dir eine Nachricht hinterlassen …«
Aber wieder unterbricht er mich mit seinem Blick, und ich kann deutlich sehen, wie erbost er ist. »Verdammt, du hast mir nur geschrieben, dass du den Mann treffen willst, mit dem du fast dein Leben lang zusammen warst. Den Mann, für den du mich bereits verlassen hast, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Den Mann, mit dessen Geist ich jeden Tag unseres Zusammenlebens konkurrieren muss.«
Ich reiße ungläubig die Augen auf, weil er so empfunden hat und offensichtlich immer noch empfindet, und setze mit zitternden Lippen zu einer weiteren Erklärung an. »Warum hast du mir nie gesagt, wie du empfindest? Ich hatte ja keine Ahnung. Wir hätten darüber reden können. Du weißt doch genau, wie ich empfinde – weißt genau, dass dieser Teil von meinem Leben für mich abgeschlossen ist.«
Er fährt sich frustriert mit beiden Händen durchs Haar, tritt eilig auf mich zu, packt meinen Arm und zeigt wütend auf mein Handgelenk. »Und warum trägst du dann das hier immer noch? Warum hast du es nicht abgenommen? Nein, sag nichts. Ich
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