Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Metro-Station gleich hier um die Ecke gefischt und zu meiner Kollegin gebracht.“
Inzwischen könnte ich mich dafür schlagen, dass ich weder Karate, noch Yoga gelernt habe. Dann wäre ich jetzt ganz ruhig und mein Handy befände sich längst wieder in meinem Besitz. Ich will danach schnappen, aber José versteckt es blitzschnell hinter seinem Rücken. Im letzten Augenblick kann ich mich beherrschen, nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn um den Kerl herumzurennen.
„Der Deal.“ José sieht mich an wie die Schlange Ka, die Mogli hypnotisieren will. Zugleich hat er den Raum um uns herum im Blick. Seine Augen sind wirklich überall und doch sind sie auch bei mir. So intensiv, dass ich mich frage, ob mir deswegen schaudert, oder weil ich im Schatten der hohen Hauswände friere. Ich nicke gönnerhaft, um ihm zu signalisieren, dass ich bereit bin, mir den Deal anzuhören.
„Erst einmal: Wir glauben nicht, dass du etwas mit der Sache zu tun hast“, beginnt er.
Das ist schon mal gut. „Aber meine Mutter …“, fahre ich hektisch dazwischen. Anscheinend funktioniert mein Gehirn wieder. Nur die Einrichtung, die überschwängliche Reaktionen drosselt, ist noch nicht wieder in Betrieb.
„Jetzt warte erst einmal ab, Jade. Wir glauben auch nicht, dass deine Mutter etwas mit der Sache an sich zu tun hat. Aber deine Mutter schreibt Kriminalromane. Es kann durchaus sein, dass sie gemeinsam mit dem Reporter recherchiert.“
Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Warum also sollte die Polizei etwas anderes glauben? „Wisst ihr denn, wer der Reporter ist?“
José betrachtet mich mit leicht gerunzelter Stirn. „ Natürlich. Deine Mutter, du und er – ihr habt heute Morgen bei Paul gefrühstückt. Dein Handy haben wir geortet, als unsere Experten herausfanden, woher das Foto im Le Monde stammt. Wir sind nicht dümmer als die Polizei erlaubt, Jade.“
Ich bin heilfroh, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe , denn sonst stünde ich garantiert längst in Handschellen da. „Wenn du alles weißt, was willst du dann von mir?“
José dreht sich zu seiner Kollegin um, winkt ihr zu, woraufhin die sich samt Mama zu uns gesellt.
Mama wirkt erstaunlich gelassen. Nur meine bis gerade ansatzweise wieder hergestellte Gelassenheit geht nun wieder den Bach runter. Ein fieser Stachel der Eifersucht bohrt sich in mein Herz. Aus der Nähe betrachtet ist Josés Kollegin noch viel attraktiver, der Typ Ashley Olsen, und ich kann mir so gar nicht vorstellen, dass man mit solch einer Kollegin nur arbeitet. Ich meine, im herkömmlichen Sinne von Arbeiten.
„ Wir glauben, dass der Einbrecher von vergangener Nacht Kontakt zu euch aufnehmen wird“, José sieht abwechselnd mich und Mama an, „nachdem er weiß, dass auf Jades Handy kein Foto mehr drauf ist, wird er wissen wollen, ob es noch mehr Fotos gibt als das aus der Zeitung, auf irgendeinem Computer, auf einer Drop Box, wo auch immer. Es gibt doch mehr als dieses eine Foto, oder?“
Mama blickt stur geradeaus. Ich nicke. Damit sich das Fotografieren mit meinem Handy echt anfühlt, habe ich diesen Ton eingestellt, der beim Drücken auf den Auslöser eine Spiegelreflexkamera imitiert. Dieses Ra-Ratsch habe ich in der vergangenen Nacht mehrmals gehört.
„ Danke, Jade“, nickt José mir zu. „Wir nehmen also an, dass der Einbrecher selbst oder ein Komplize von ihm Kontakt zu euch aufnehmen wird. Darum haben wir seit heute Morgen zwei unserer Leute abgestellt, um euch zu beschützen.“
„Um uns zu beschützen“, wiederholt Mama mit ausdrucksloser Miene. Der Sarkasmus tropft nur so aus ihren Worten heraus. „Was ist mit dem Typen, der Jade das Handy aus der Manteltasche geklaut hat? Zu dem Zeitpunkt seid ihr uns doch längst auf den Fersen gewesen.“
José verdreht die Augen. „ Ab sofort sind meine Kollegin und ich für euch zuständig.“
„Sehr unauffällig“, kommentiert Mama. „Einer, der aussieht wie Pep Guardiola und dazu eine Sexbombe in knallroter Michellin-Männchen-Jacke. Das müsste ich mal in einem Krimi schreiben. Die Kritiker würden mich fertig machen wegen Unglaubwürdigkeit.“
„Das lassen Sie mal unsere Sache sein, Madame.“ José bedenkt Mama mit einem umwerfenden Lächeln, dass sie mit einem ausgiebigen Augenrollen quittiert.
„Dürfen wir jetzt gehen? Immerhin sind nicht wir in die Wohnung eingebrochen.“ Mama hält kurz inne. „Was wurde eigentlich entwendet? Die Mona Lisa?“
„Sie werden verstehen, dass ich dazu keine Auskunft geben
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