Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
befinde, frage, ob er uns überhaupt dazu zwingen kann. Allerdings werde ich den Teufel tun, gegen diese Auflage zu verstoßen. Weiß der Himmel, was passiert, wenn Mama und ich uns trennen. Am Ende werde ich von irgendwem in einen dunklen Hauseingang gezerrt und bedroht. Ich sehe mich bereits auf einem Nagelbett, angekettet, und auf meine Stirn knallt alle paar Minuten ein Tropfen Wasser. Und ich höre eine dumpfe Stimme, die mich zwingen will zu sagen, wo die übrigen Fotos sind. Nein, eine Folter würde ich nicht überleben. Schon gar nicht allein. Besser, Mama ist dabei, wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte.
„Weiß meine Mutter , dass sie mich nicht allein lassen darf?“
„Nadine hat sie gebrieft. Geh‘ jetzt ins Hotel, Jade, und sprich mit deiner Mutter.“
Josés Hand streift kurz über meinen Rücken, als ich gehe. Diese Berührung hält noch bis in den vierten Stock vor.
Als ich das Hotelzimmer betrete, kommt Mama aus der Dusche. Eingewickelt in ein weißes Handtuch mit dem Aufdruck Sérène, lässt sie sich rücklings auf das frisch gemachte Bett fallen.
„Wer hätte das gedacht“, stöhnt sie und starrt an die helle Zimmerdecke, in deren Mitte eine dieser Rubbelglas-Deckenlampen hängt, die man im Baumarkt bekommt.
„Das ist eine schöne Scheiße“, stöhne ich , steige vorsichtig aus meinen Joggingschuhen, hänge meinen Mantel in den Schrank und werfe mich bäuchlings auf das Bett.
Mama dreht mir das Gesicht zu. „Mach‘ dir keine Sorgen“, tröstend fährt sie mir über den Kopf, ganz so wie früher, wenn ich Streit mit meiner Freundin hatte oder mal wieder wissen wollte, wie mein Vater heißt, wie er aussieht und wo er sich aufhält, „ich vertraue den beiden Polizisten, Jade. Dieser José sieht nicht aus, als ließe er einen Verbrecher entkommen.“
Im Gegensatz zu früher, erreicht Mamas Trost mich keineswegs. Allerdings wundert mich ihre Bemerkung über José. „Ich dachte, du hättest etwas gegen den Kommissar.“
„Warum sollte ich? Er sieht phantastisch aus und er fährt auf dich ab.“
„Und warum hast du ihn dann im Restaurant so unfreundlich behandelt?“
Mama setzt sich auf und rubbelt ihre Haare mit dem Handtuch , in das sie bis vor wenige Sekunden eingewickelt war. Für eine 42-Jährige hat sie eine phantastische Figur. „Ich dachte, dass ich unter Verdacht stünde, was lächerlich ist, denn ich habe wirklich nur Robert ausgeholfen. Na ja, vielleicht war ich auch ein wenig neugierig. Und eine Anregung für einen neuen Krimi schlägt keine Autorin aus. Was hältst du davon, wenn wir gleich unsere Shopping-Tour fortsetzen, Jade?“
Stöhnend strecke ich meine Füße in die Luft. „Ich laufe heute keinen Schritt mehr.“
Vorsichtig zieht Mama mir die Socken von den Füßen. Dann zupft sie die Pflaster ab.
„Ach, du lieber Himmel“, murmelt sie kopfschüttelnd. „Keine Shopping Tour. Ich rufe uns gleich ein Taxi und dann lassen wir uns in den Spa fahren. Was hältst du davon? Dort bekommst du eine Pediküre. Und bestimmt täte dir auch eine Po-Packung gut.“
„Mama!“, kreische ich und we rfe ihr mein Kissen an den Kopf, was sie mit einem fröhlichen Lachen quittiert, von dem ich nicht weiß, wo sie es hernimmt, nach all dem, was innerhalb der letzten Stunden geschehen ist. Aber die Idee, dass wir heute in den Spa fahren, statt morgen, finde ich phantastisch. Zumal ich hoffe, dort José zu begegnen. Da geht doch glatt die Phantasie mit mir durch.
Ich mache mich sogleich daran, José eine SMS zu schicken, um ihn über unseren Plan zu informieren. Eine Sekunde später schrillt das Hoteltelefon. Mutter stürzt sich darauf. „Oui?“ Im nächsten Moment hält sie mir den Hörer hin. „Für dich, mein Schatz. Es ist deine neue Flamme.“
Ich verdrehe die Augen. Diese Frau ist unmöglich. „Ja?“
Tatsächlich. José ist am Apparat. „Habe ich vergessen dir zu sagen, dass du nur im Notfall Kontakt über das Handy zu mir aufnimmst? Wenn die Polizei dein Handy tracken kann, dann schaffen das auch Leute, die mit Kunstraub im großen Stil zu tun haben. Bitte halte dich an die Absprachen, Jade. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Salut.“
„Es geht um Kunstraub im großen Stil“, informiere ich meine Mutter schwer atmend , nachdem ich aufgelegt habe.
„Was hast du gedacht, um was es hier geht? Um Malen nach Farben?“ Mutter zuckt mit den Schultern und steigt in ihre Wildlederstiefel. Das Kostüm hat sie bereits angezogen.
„Was hast du vor,
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