Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Zukunft nie wieder als Versuchskaninchen zu missbrauchen.
„Auf gute Zusammenarbeit“, unterbricht Verbrecher Antoine meine Gedanken. Wobei mir gerade auffällt, dass sein Ziehsohn in die Wohnung in der Rue Galilée eingestiegen ist. Was Antoine damit zu tun hat, weiß ich noch gar nicht. Aber irgendwer muss Mama und mich betäubt und aus dem Spa geraubt haben. Ich nehme schwer an, dass die beiden Männer das gemeinsam verbrochen haben. Ich meine, ich hätte Mathis‘ Stimme erkannt. Aber eigentlich ist es auch vollkommen egal, wer uns entführt hat. Ob die kriminelle Kleinfamilie höchstpersönlich zugegriffen hat, oder ob sie damit zwei Handlanger beauftragt hat.
„Was haben Sie eigentlich in der Wohnung geklaut?“, spreche ich den Spinnenmann an.
Zum ersten Mal, seit ich auf diesen Innenhof getreten bin, verzieht er das Gesicht. Aus seinen strahlend blauen Augen blinzelt er mir zu. Mit der Antwort lässt er sich allerdings reichlich Zeit. Sein Selbstbewusstsein ist offenbar ebenso maßlos wie das seines Onkels und ich frage mich, wodurch das begründet ist. Abgesehen davon, dass er in einem Schloss lebt und es ihm sicher an nichts mangelt. Zur Not klaut er sich ja sowieso alles zusammen.
„Ich habe nichts gestohlen“, meint er schließlich gelassen. Seine Stimme ist der seines Onkels ähnlich, fast genauso dunkel und mit diesem leichten Kratzen, nur jünger.
Ich lach e spöttisch auf. „Dann haben Sie sicher nur ein wenig Fassaden-Climbing gemacht und sind zwischendurch in eine Wohnung eingestiegen, um einen Schluck zu trinken. Das ist wirklich gut. Interessante Story. Glückwunsch!“
Mutter nickt mir zufrieden zu, während Mathis mal wieder keine Miene verzieht. Stattdessen verteilt er wortlos die Würstchen auf glatten, cremefarbenen Porzellantellern und reicht jedem von uns einen. Ich erfahre auch gleich, wie er sich das Essen im Stehen und ohne Tisch vorgestellt hat, denn er reicht uns Gabeln und spießt sein Würstchen auf. Im nächsten Moment beißt er einfach hinein. Sein Vater macht es ebenso.
Mama und ich sehen uns an. Haben wir darum die Cocktailkleider angezogen? Für dieses Dinner? Dann beißen auch wir zu.
Ich bin kein Fan von Würstchen, ein einziges Mal habe ich welche gegessen, auf einer Tour durch Süddeutschland. Die Dinger waren dick und weiß und die Leute haben sie sich mit zurückgelegtem Kopf in ihre Hälse geschoben. Das sah so ekelig aus, dass ich nur ein wenig an der Pelle geleckt habe. Doch dieses Grillwürstchen schmeckt einfach köstlich. Seit Tagen habe ich nichts derart Leckeres zwischen die Zähne gekriegt und verschlinge es geradezu.
„Wie ich sehe, schmeckt es euch“, stellt Antoine fest. „Das freut mich. Die Spieße dürften genauso lecker sein. Darf ich euch Brot reichen?“ Er greift hinter sich nach dem Korb, in dem verschiedene, in dicke Scheiben geschnittene Brotsorten liegen, und reicht ihn herum.
„Sie sind ja sehr gastfreundlich“, Mutter schnappt sich ein Stück von dem Zwiebelbrot und bricht auch mir etwas davon ab, „aber so langsam könnten Sie uns verraten, was Sie von uns wollen, Antoine. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, aufgrund einer Einladung hier zu sein. Falls es die Fotos sind, die ich mit dem Handy meiner Tochter aufgenommen habe, so kann ich Ihnen versichern, dass sie sich nicht in unserem Besitz befinden. Wie Sie selbst wissen, seit einer Ihrer Gaunerkollegen meiner Tochter das Handy aus der Manteltasche gestohlen hat, wurden sie gelöscht. Darum schlage ich vor, Sie brechen auch noch bei der Zeitung ein, suchen den Arbeitsplatz des zuständigen Reporters und klauen seinen Computer. Sicherheitshalber sollten Sie das Computersystem der Redaktion knacken, um eventuelle Sicherungskopien zu zerstören. Selbstverständlich kann ich nicht garantieren, dass weitere Kopien existieren.“
„ Wir sind doch alle in etwa in einem Alter“, überlegt Antoine, ohne auf Mamas Ausführungen einzugehen, „also Sie, Aurore, und ich. Und Ihre Tochter und Mathis sind offensichtlich beide unter dreißig. Stoßen wir auf das Du an.“
„ Sie glauben, wir seien in einem Alter?“, schmunzelt Mama. „Sie sind doch mindestens 55.“
„ Ich dachte, ich versuche es mal … Es gibt Leute, die mich für vierzig halten. Nicht, dass ich Sie für älter schätze als 35. Aber sie haben recht, ich werde demnächst 60.“ Antoine verzieht das für sein Alter äußerst attraktive Gesicht zu einem zerknirschten Grinsen.
Mama verdreht die Augen. „Wo ist
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