Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
von mir halten soll, aber das ist mir schnuppe, denn immerhin antwortet er auf meine Frage.
„Gleich zehn“ , murmelt er, nach einem Blick auf die dicke, schwarze Uhr an seinem Handgelenk.
„Aha.“ Über meine Schulter sehe ich zu Mama, triumphierend. „Siehst du, Muttilein, jetzt wissen wir schon mal, wie spät es ist. Den Rest finde ich auch noch raus. Das Vögelchen singt nämlich jetzt, weil ich es dazu bringe.“
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass mich alle schräg ansehen. Ich strecke mein leeres Weinglas zu Antoine. „Kann ich bitte noch einen Schluck von diesem vorzüglichen Tropfen haben?“
Wortlos füllt er mir nach.
„Danke, Antoine. Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du aussiehst wie Sean Connery? Wobei ich betonen will, dass das ein Kompliment ist. Kennst du überhaupt Sean Connery, den Schauspieler? Er war der beste James Bond aller Zeiten.“
„Jade, jetzt ist Schluss!“ Mama will sich auf mich stürzen, doch da schießt Antoines Hand blitzschnell nach vorn und er hält Mama am Arm fest.
„Lass sie“, grinst Antoine. „ Sie ist wirklich lustig.“
Kann Antoine etwa auch Karate? Und wie lange dauert es noch, bis Mama mit ihren Karatekünsten aufwartet? Anscheinend ist sie noch immer nicht in Stimmung. Oder aus der Übung. Oder warum lässt sie zu, dass der Kerl sie einfach so festhält? Nein, ich werde wirklich nicht schlau aus Mama.
„Meine Tochter ist blau“, grollt sie. „Lass‘ mich los.“
„Nur wenn du versprichst, die Kleine in Ruhe zu lassen.“
„Danke, Antoine“, ich werfe ihm eine Kusshand zu, während Mamas Augen mit Giftpfeilen nur so um sich schießen. „Mama kann übrigens Karate. Mit ihr wäre ich vorsichtig.“ Dann wende ich mich wieder an Mathis. „So, mein Süßer, und nun zu uns. Ich habe eine Idee. Wir zwei veranstalten jetzt eine kleine Fragerunde. Mir brennen da ein paar Fragen unter den Nägeln. Was hältst du davon, wenn du sie mir beantwortest?“ Ich trinke einen großen Schluck von dem köstlichen Wein, schnappe mir mit bloßen Fingern ein Bratwürstchen vom Grill und beiße hinein. „Echt lecker“, schmatze ich. „Jetzt kommen meine Fragen, Mathis.“
Der verdammt gut aussehende Typ vor mir verdreht die Augen, was ihn irgendwie noch attraktiver macht.
„Ich sehe, du bist nicht halb so neugierig wie ich , Mathis, aber das ist mir egal. Frage Numero zwei lautet: Wo befindet sich Château Maigritte?“
Mathis‘ Blick wandert zu Antoine.
„ Hah“, freue ich mich, „das habe ich gesehen. Ich habe gesehen, wie du zu Onkel Antoine geguckt hast. Du stehst unter seinem Pantoffel.“ Ich lache laut auf, nicke dann aber verständnisvoll, denn das Gefühl kenne ich. „Meine Mutter hat mich auch voll im Griff. Aber wir beide unterhalten uns jetzt mal ganz allein, ohne unsere Alten. Zwei junge Leute unter sich. Als hätten wir uns irgendwo getroffen. Zum Beispiel an der Uni. Oder in einer Bar. Dann würde ich dir die Frage natürlich nicht stellen. Aber wir tun jetzt mal so, als wären wir nicht Entführer und Opfer, sondern einfach nur zwei junge Leute und die Frau wüsste nicht, wo sie ist. Ich bin die Frau. Jetzt kommt meine Frage, Mathis. Wo sind wir?“
Ein amüsiertes Grinsen zuckt über Mathis’ Gesicht, das auf eine andere Weise genauso schön ist wie das von José Carreras, meinem glatzköpfigen und glutäugigen Kommissar. Er schüttelt den Kopf, bevor er sich zu einer Antwort herablässt, die mir überhaupt nicht gefällt. „Das wirst du noch früh genug erfahren.“
„Ich wil l es aber jetzt wissen“, beharre ich und stoße mit einem ausgestreckten Zeigefinger an Mathis‘ Brust.
Er rührt sich nicht.
„Wenn du diese Frage richtig beantwortest“, ich stelle mein Glas auf den Tisch neben dem Grill, schmiege mich eng an den Mann und schlinge dann meine Arme um seinen Hals, „dann bekommst du zur Belohnung einen Kuss von mir.“
„Ha ha“, lacht Antoine laut auf. „Das ist echt gut. Mach schon, Mathis“, freut er sich. „Sonst sage ich der Kleinen, was sie wissen will. Und dann bekomme ich den Kuss.“
„Du hörst, was Onkelchen sagt“, freue ich mich über die unerwartete Unterstützung. Ich strahle erst den Onkel an, dann den Neffen, der mich finster ansieht, sich aber nicht rührt. „Also, Mathis, wo sind wir?“
„Auf Château Maigritte, eine gute Stunde nord-westlich von Paris“, antwortet er genervt.
Dieses Mal stupse ich mit meinem Finger an Mathis‘ hübsche, etwas spitze Nase.
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