Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
eigentlich Ihre Frau?“, fragt sie dann.
Augenblicklich verschwindet das Grinsen aus Antoines Gesicht und seine dunklen Augenbrauen ziehen sich bedrohlich zusammen. Er sieht aus, als ob er Mama fressen will.
„ Na ja, Sie brauchen mir nicht zu antworten. Vermutlich hat die Arme das Weite gesucht.“ Mama wendet sich von Antoine ab, nimmt einen von den Spießen vom Grill und zieht den obersten Fleischwürfel mit den Zähnen ab.
Mir ist inzwischen wieder komisch im Bauch und im Kopf. Aber das liegt entweder daran, dass unsere Entführer nur mir eine Überdosis Äther unter die Nase gerieben haben oder an dem Wein. Mein Glas ist nämlich plötzlich leer und Antoine schüttet mir nach.
Er macht auf mich nicht den Eindruck, als wenn er Spaß daran hätte, sich von Mama ärgern zu lassen. Seltsamerweise sagt er nichts. Oder höre ich nur nichts? Mir wird zunehmend schwummriger. Vielleicht sollte ich nicht dauernd an dem Wein nippen. Mama dagegen hält ihr Glas nur in der Hand. Sie habe ich noch nicht trinken sehen. Und wenn ich recht darüber nachdenke, dann habe ich überhaupt noch niemanden einen ordentlichen Schluck aus seinem dickbäuchigen Weinglas nehmen sehen. Ich bin die einzige, die das Zeug in sich hineinkippt. Mama isst die ganze Zeit und liefert sich Wortgefechte mit dem Senior-Verbrecher, der Junior steht nach wie vor wie ein Ölgötze am Grill. Was für eine merkwürdige Versammlung. Darauf nehme ich doch glatt noch einen Schluck. Lecker. Das muss ein guter Tropfen sein, denke ich. Ich spüre in mich hinein, ob mir jetzt noch komischer wird, kann aber nichts feststellen.
„Ich finde“, höre ich mich plötzlich reden, „dass Antoine recht hat. Wir sind jung und sollten uns duzen. Stimmt doch. Jünger als heute kommen wir nicht wieder zusammen.“
Plötzlich sind alle Augen auf mich gerichtet. Auf Antoines Gesicht steht ein amüsierter Ausdruck und Mathis zieht eine Augenbraue in die Höhe.
Mama sieht mich schräg an. Oder besorgt. So ganz werde ich aus ihr nicht schlau. „Ist dir nicht gut, Jade?“
Ich schüttele den Kopf. Dann nicke ich.
„Mir ist sogar sehr gut, Mama. Ich finde einfach nur, dass wir uns duzen sollten. So wie Antoine es vorgeschlagen hat. Er ist ein weiser Mann. Wo wir schon an diesem lauschigen Ort grillen, sollten wir ein wenig Spaß haben. Wir sind zwar Gefangene, aber deswegen müssen wir ja nicht gleich mies gelaunt sein. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Darum sollte man jede einzelne Sekunde genießen. Carpe diem. Genieße den Tag. Santé. Chin Chin. Prost.“
„Du hörst besser auf zu trinken.“ Mama will mir das Glas aus der Hand nehmen, aber ich bin schneller.
Ich kichere albern und trinke noch einen Schluck.
„Jade, du bist betrunken“, schimpft sie und versucht erneut, mein Glas zu klauen. Lachend laufe ich um den Heizpilz herum. Entweder habe ich wirklich einen Schluck zu viel getrunken, oder ich vertrage heute nichts. Oder die Kerle haben mir doch was ins Glas gekippt. Da frag‘ ich doch gleich mal nach. Und zwar richtig.
„ Hmh, riechst du lecker“, ich trete ganz nah an den Junior ran, der mir nicht ausweichen kann, weil er jetzt schon mit seinem Knackarsch an den Grill stößt, und schnuppere an seinem Hemd, „du riechst nach dem goldenen Parfüm, mit dem sie in Paris alle herumlaufen. Außerdem riechst du nach Grill. Lecker, lecker. Hat dein Onkel Antoine mir was ins Glas gekippt?“
„Wein?“, fragt Mathis, ohne eine Miene zu verziehen.
„Jade“, keift Mama hinter mir, doch ich kümmere mich nicht darum. Mamas Fragerei hat uns bis jetzt keinen Schritt voran gebracht. Wir sind immer noch Gefangene, wir wissen nicht seit wann, wir wissen nicht, wo wir sind und wir wissen nicht, wer unsere Entführer sind. Und warum wir hier sind, wissen wir schon gar nicht. Jetzt nehme ich die Sache in die Hand, und zwar auf meine Weise. Dass ich ein bisschen besoffen bin, stört doch nicht. Ganz im Gegenteil. Es macht mich locker. Und mutiger als ich es ohne Alkohol je wäre.
„Hör mal, du lecker duftender Mathis“, ich glaube, ich lalle ein wenig, aber das ist jetzt auch schon egal, „verrate mir doch bitte, wie spät es eigentlich ist. Ich habe nämlich keine Ahnung.“ Mein Zeigefinger tippt gegen seine Brust. Hart ist die, sehr hart. „Du machst bestimmt Krafttraining. Sehr schöne Brustmuskeln hast du. Also, Mathis, wie spät ist es?“
Ich bin mir nicht sicher, ob er mich amüsiert anguckt oder angewidert. Oder ob er nicht weiß, was er
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