Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
dazugehörige Mann versteckt sich hinter der Wand.
„Ich weiß, dass du das bist, Mathis“, höre ich mich mit zusammengepressten Lippen reden, während ich mir die nassen Haare aus dem Gesicht streiche. „Du kannst ruhig reinkommen.“
Wie bitte? Du kannst ruhig reinkommen? Was quatsche ich denn da? Das Vanillezeug hat lediglich einen dünnen, weißen Belag auf dem Wasser hinterlassen, der aussieht wie die Schleierwolken am Himmel. Hektisch reiße ich die Hände auf meine Brüste und ziehe die Beine an.
„Lass mal lieber“, brummt Mathis gnädigerweise. „Dominique liegt mit einer Grippe im Bett und kann dir kein Frühstück bringen. Wenn du nichts dagegen hast, hole ich dich in einer halben Stunde ab. Dann kannst du unten in der Küche essen.“
Was sollte ich dagegen haben? Aber ich habe ein paar Fragen. Zum Beispiel: Wo ist meine Mutter? Wie lange wollen du und dein Onkel uns noch hier festhalten? Doch ich komme nicht mal dazu, Mathis nachträglich einen Guten Morgen zu wünschen, da er bereits die Zimmertür wieder abschließt.
Nach der ersten Erleichterung hieve ich meinen Körper aus dem Wasser, lasse meinen Hintern an der Luft trocknen und gebe ansonsten Gas, obwohl mir bedeutend mehr Zeit zum Zurechtmachen bleibt als gestern Abend, wo innerhalb von zehn Minuten diese Dominique auf der Matte stand. Während mein Plätteisen aufheizt, creme ich mich mit einer Lotion ein, die, wie der Badezusatz, nach Vanille duftet, und föne meine Haare über Kopf trocken. Als ich kurz darauf meine Haarspitzen mit dem Plätteisen in Locken lege (natürlich im Stehen), schießt mir durch den Kopf, dass ich mir eine Entführung vollkommen anders vorstelle. Irgendwie schrecklicher. Wenn ich ehrlich bin, erscheint mir meine Entführung eher wie ein Wellness-Urlaub. Aber vielleicht wirkt in meinen Adern noch der Wein von gestern Abend. Und der Äther. Oder beides. Und eventuell noch irgendein Pulver, das sie mir ins Glas gerührt haben.
Nachdem ich die roten Sportklamotten angezogen habe und mich damit in dem Standspiegel betrachte, entscheide ich, dass ich darin viel zu sexy aussehe und schleunigst etwas weniger Aufreizendes anziehen sollte. Doch da öffnet sich die Zimmertür und ich fahre zusammen.
„Fertig?“, ist alles, was Mathis über die Lippen bringt , während er sich mit einer Hand über das stoppelige Kinn reibt. Das kurze, dunkelblonde Haar klebt ihm verschwitzt am Kopf und ein reichlich peinliches Muskelshirt betont seinen verflucht muskulösen Oberkörper.
Dass der Typ derartige Bizepse vorzuweisen hat, habe ich nicht erwartet , obwohl er mich die ganzen Treppen hochgeschleppt hat. Ein Schauder rauscht mir über den Rücken. Habe ich diesen Mann wirklich gestern Abend geküsst? Bis jetzt hatte ich diesen fürchterlichen Abend weitgehend erfolgreich aus meiner Erinnerung verdrängt, doch als ich den unfassbar gut aussehenden Verbrecher sehe, der lässig an der Tür lehnt, in diesem grauenvollen weißen Shirt, knallengen, schwarzen Shorts und Sportschuhen, fällt mir alles wieder ein. Die Grillwürstchen und die Spieße, der Rotwein, das alberne Kussspiel. Und dann die Wanderung über die Treppe. Oh. Mann. Ich über der rechten Schulter dieses Kerls.
Meine Hand fährt an meinen Bauch und ich ziehe mein Shirt ein Stückchen hoch. Nein, da ist kein Abdruck von Mathis‘ Schulter. Vielleicht habe ich das alles nur geträumt. Doch das sarkastische Funkeln in Mathis‘ zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen macht mir schlagartig klar, dass ich aufhören kann zu träumen. Ich war total besoffen und dieser Kerl hat mich auf seinen Schultern nach oben geschleppt.
Ich schlüpfe in ein Paar knallrote Joggingschuhe, die so weich sind, dass ich das Gefühl habe, auf Wolken zu gehen , und werfe meine frisch gemachte Mähne auf den Rücken. „Wir können gehen“, verkünde ich stolz. Nein, ich werde mich nicht schämen. Wenn sich einer schämen sollte, dann dieser Verbrecher.
Mathis hat s ich bereits in Bewegung gesetzt. Trotz meines sportlichen Outfits habe ich mal wieder Mühe, Schritt zu halten. Das hier ist beinahe wie mit Mama auf den Champs-Elysées. Im Laufschritt geht es ein Stück über den Gang, auf dem ich auf der linken Seite durch kleine, quadratische Fenster in den Hof mit den schönen Skulpturen hinuntersehen kann, der jetzt unter einer Schneedecke liegt. Wahlweise könnte ich Mathis‘ breites Kreuz und diesen harten, kleinen Arsch betrachten, dessen Muskeln sich bei jedem Schritt bewegen, was
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