Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Bis ich ihm die Schaufel auf den Kopf gehauen habe, denke ich. „Nur für den Fall, dass du das noch nicht weißt oder vergessen haben solltest: Clément ist mein Freund. Ich bin heute mit ihm verabredet. Er wird sich wundern, wenn er mich nicht zu Hause antrifft. Von da an wird es nicht lange dauern, bis er hier mit der Polizei aufkreuzt.“
„ So wie dein Kommissar und seine Süße?“
„Ganz genau . Die Polizei wird dich, deinen feinen Onkel und euer Räubernest hier hochnehmen“, schnappe ich giftig.
Mathis knallt das iPhone auf den Tisch. „Bist du fertig mit dem Frühstück?“
Wenn es sein muss, kann ich von einer zur anderen Sekunde von giftig auf überfreundlich umschwenken. Ich schenke dem Blödmann ein strahlendes Lächeln und fahre fort mit dem Lachs.
„Du hast es wohl eilig?“, kaue ich. „Mach‘ dir keine Mühe mit mir. Ob du da sitzt oder ein Stück Holz, das macht keinen Unterschied. Also, tu dir keinen Zwang an, leg‘ dich ins Bett und ruh‘ dich aus, damit du in der nächsten Nacht fit bist für noch einen Bruch.“
Und wieder erfolgt keine Reaktion.
Inz wischen bin ich satt, fürchte aber, dass der Blödmann mich zurück auf mein Zimmer bringt, wenn ich aufhöre zu essen. Darum mache ich mich auf die Suche nach Brot. In einem der Schränke finde ich frisches Baguette. Anscheinend gibt es hier in der Pampa einen Brot-Lieferservice. Wenn ich weiß, um wieviel Uhr der hier aufkreuzt, weiß ich auch, wie ich hier wegkomme – sofern es mir gelingt, das Haus zu verlassen.
„ Hmh, frisches Baguette“, töne ich, obwohl ich keinerlei Hoffnung hege, dass dieser Stockfisch von einem Entführer mir verrät, wann das Brot geliefert wurde. Und richtig: Er schweigt beharrlich, wenngleich ich genau sehe, dass er mich im Auge behält. Ich breche mir ein Stück von dem Baguette ab, laufe um den langen Tisch herum und setze mich auf den Schemel neben ihn. „Was habt ihr eigentlich mit meiner Mutter angestellt?“
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du nervst?“ Stöhnend hebt Mathis den Kopf.
„ Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dir vorhin erklärt, dass auf eine Frage eine Antwort folgt.“ Blitzschnell schnappe ich nach dem iPhone, doch er streckt seinen Arm ebenso schnell nach rechts, so dass ich aufstehen müsste, um es zu erreichen. Und selbst dann würde ich das Ding nicht erwischen, weil er garantiert ebenfalls von dem Hocker aufspringt. Inzwischen bereue ich zutiefst, dass ich nicht auf meine Mutter gehört und wie sie Karate gelernt habe. Das war einfach nur dumm von mir. Bei Gelegenheit werde ich mein Versäumnis nachholen.
„Entspann‘ dich, Mathis“, seufze ich. „Ich wollte nur mal sehen, was du da die ganze Zeit treibst. Ich hege nämlich die Vermutung, dass dieses Handy meiner Mutter gehört. Ist es so? Und hast du dir meins ebenfalls unter den Nagel gerissen?“
„ Du scheinst endlich fertig zu sein mit deinem Frühstück.“ Mathis erhebt sich. Ehe ich mich versehe, umklammert er meinen rechten Oberarm und zieht mich von dem Schemel hoch. „Auf geht’s“, brummt er und setzt sich und mich in Bewegung.
„Bist du bescheuert?“, fauche ich ihn an, während ich neben ihm herstolpere, aus der Küche heraus, über den Korridor, vorbei an den vielen Türen und Gemälden, auf denen die Farben nur so explodieren. „Lass mich los! Ich laufe dir schon nicht davon. Ich wüsste ja gar nicht, wo ich hin sollte. Und ohne meine Mutter haue ich sowieso nicht von hier ab. Du kannst also ganz gelassen sein.“
„ Im Gegensatz zu dir bin ich gelassen“, brummt Mathis und zieht mich durch eine der vielen Türen hinaus und quer über den verschneiten Hof. Unter unseren Füßen quietscht der Schnee und aus unseren Mündern wachsen Atemwolken.
„Willst du mit mir eine Grillparty für Zwei veranstalten?“ Meine Zähne klappern. Ich werde erfrieren ohne Jacke, nur in der dünnen Sporthose und dem T-Shirt. Ihm dagegen scheint die Kälte überhaupt nichts auszumachen, dabei läuft er fast nackt herum. Er hat nicht mal eine Gänsehaut auf seinen nackten, muskelgestählten Oberschenkeln.
Auf der anderen Seite des Hofes geht es wieder in das Gebäude hinein. Endlich lässt der Kerl mich los. Sofort reibe ich mir mit meinen Eishänden über meine Eisarme. Meine Haut ist ganz rot vor Kälte.
„Nicht stehenbleiben“, schnauzt Mathis mich an.
„Du kannst mich mal“, schnauze ich zurück. Ich habe eine Heizung entdeckt, an der Wand, neben einem Kunstwerk, bei
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