Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
noch nicht in den Spiegel gesehen hast: Dein Popo ist lila.“
Ich fahre herum und bedecke mich notdürftig mit einem Handtuch. Meinen Hintern will ich nicht sehen und schon gar nicht begucken lassen. „Wo warst du den ganzen Vormittag?“
Meine Mutter stößt sich vom Türpfosten ab und geht in ihr Zimmer. „Ich mache mich auch rasch zurecht. Unsere Gastgeber zeigen uns gleich das Land, das zum Schloss gehört.“
Habe ich das jetzt richtig verstanden? Abgesehen von der ausstehenden Antwort – hat Mama die beiden Verbrecher etwa Gastgeber genannt?
Nur mit dem Handtuch bedeckt, stapfe ich in das Zimmer meiner Mutter, doch die befindet sich bereits im Bad und hat die Tür hinter sich zugezogen. So langsam gehen mir die Türen in diesem Gemäuer aber gehörig auf die Nerven. Jetzt ist Schluss mit Rücksicht. Ich drücke die Klinke hinunter. Mutter steckt sich gerade die Zahnbürste in den Mund.
„ Mama! Ich habe mir Sorgen gemacht!“
Sie macht sich nicht die Mühe, die Zahnbürste aus dem Mund zu nehmen, sondern nuschelt mit dem Ding im Mund: „Du hast doch bis in die Puppen geschlafen und warst dann bei den Pferden. Warum machst du denn so ein Theater, Jade?“
So langsam werde ich verrückt. Seit ich mich in diesem Schloss befinde, antwortet kein Mensch auf meine Fragen. „Sag‘ mal, Mama, steckst du mit den beiden Typen unter einer Decke?“
„Antoine hat mich gegen neun abgeholt. Wir haben Croissants gegessen und dazu frisch gepressten O-Saft und Milchcafé getrunken. Dabei haben wir geredet. Danach hat er mir das Schloss gezeigt.“
„Mama, ich drehe gleich durch ! Verrate mir wenigstens, worüber ihr geredet habt, während ihr den frisch gepressten O-Saft verkostet habt“, schreie ich. „Die zwei Kerle haben uns entführt. Hast du das vergessen?“
„Wie könnte ich ?“ Kraftvoll spuckt sie den Zahnpastaschaum in das eckige Porzellanwaschbecken und hält ihren Mund unter den Wasserhahn, anstatt das Glas zu benutzen, um den Mund auszuspülen. „Momentan kann ich nichts an meiner Situation ändern“, sagt sie zwischen zwei Gurgelaktionen. „Warum sollte ich da nicht gepflegt essen und das Unterhaltungsprogramm des Hauses genießen?“
Ich stehe unmittelbar vor dem Kollaps.
„Das Unterhaltungsprogramm des Hauses, ja? Hast du gerade Unterhaltungsprogramm des Hauses gesagt? Ich kann nicht fassen, was du von dir gibst! Mama, leidest du plötzlich an … an … an Demenz, oder was? Ich fasse das alles nicht, ich fasse es nicht!“, japse ich und trampele rüber zu meiner Badewanne, die überzulaufen droht.
„Fünfzehn Minuten“, informiert meine Mutter mich über den Stand der Zeit.
„Schnauze“, fauche ich und ziehe den Stöpsel ab, um Wasser abzulassen, damit ich mich in die Wanne setzen kann, ohne dass eine Überschwemmung droht.
„Du bist ja völlig mit den Nerven runter“, kommt es zurück.
Da hat meine Mutter recht. Aber was glaubt sie, könnte sonst mit meinen Nerven los sein? Wütend lasse ich mich in das dampfende Wasser fallen, ignoriere das grauenvolle Brennen an meinem Hintern und tauche unter. Als ich wieder auftauche, steht Mama neben der Wanne. Sie trägt eine weiße Daunenskihose mit Trägern und sieht zehn Kilo schwerer aus. Ihre Haare hat sie unter eine weiße, gestrickte Pudelmütze gestopft. Insgesamt sieht sie nicht nur aus wie eine Tonne, sondern wie ein Depp.
„ Wenn du willst, dass ich unsere Gefangenschaft überlebe, solltest du aufhören, mich zu erschrecken!“ Ich spucke Wasser. Dann stehe ich auf, schäume mich von oben bis unten mit dem Vanilleshampoo ein, um den Pferdestallgeruch von mir runterzuschrubben, und tauche erneut komplett unter. Als ich aufstehe, reicht Mutter mir ein großes Handtuch. Giftig entreiße ich es ihr. Sie hockt sich auf den heruntergeklappten Klodeckel.
„ Die beiden wollen uns nichts Böses“, sie zupft an ihrer Strickmütze herum, „und eigentlich wollen sie auch nur was von mir, das heißt, der Ältere will etwas von mir.“
„Du weißt, warum sie uns gefangen halten?“ Vor lauter Aufregung vergesse ich, mich abzutrocknen, und Mutter tippt sich ans Handgelenk, um mir zu demonstrieren, dass ich mich beeilen soll.
„Ja.“
„Und was wollen sie? Geht das vielleicht etwas schneller, Mutter?“
„ Antoine will mit mir zusammenarbeiten.“
Entgeistert starre ich meine Mutter an, die auf meinem Klo sitzt und wirres Zeug redet. „Willst du den Beruf wechseln, Mutter?“
Sie winkt ab. „ Ich soll Antoines
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