Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Biographie schreiben. Aber jetzt mach‘ mal voran und zieh‘ dich an“, treibt sie mich erneut an. Sie steht von dem Klo auf und schiebt mich aus dem Bad. Als ich vor dem Schrank stehe, lässt sie mich los. „Sachen rausholen, Jade, zack-zack. Während du dich anziehst, erzähle ich dir alles.“
Ich schnappe nach Luft. „Du willst doch wohl nicht etwa die Biographie dieses Verbrechers schreiben?“
„ Warum denn nicht? Nach allem, was ich bisher weiß, ist es eine sehr interessante Biographie. Spannend wie ein Krimi. Darum bin ich auch die richtige Biographin. Jade, jetzt zieh‘ dich endlich an! Wir haben bloß noch ein paar Minuten und ich will nicht wegen deiner Trödelei zu spät kommen. Du weißt, wie sehr ich Unpünktlichkeit hasse.“
Ich ziehe ein e lange Thermounterhose und das dazugehörige Shirt aus dem Schrank und klettere noch halb nass in die Sachen. Das innen angeraute Zeug klebt auf meiner nassen Haut. Aber schließlich bin ich drin und schwitze, als säße ich in einem türkischen Dampfbad. Während ich fluchend nach einem Paar Thermosocken suche, berichtet Mutter, dass Mathis sie und mich bei seinem Einbruch fotografiert hat.
„ Mit den Fotos war es nicht schwer herauszufinden, wer wir sind. Und da Antoine schon lange seine Biographie schreiben wollte und ich nun mal eine, nun ja, recht angesehene Autorin bin. Ach, Jade, jetzt sieh mich doch nicht so an. Du weißt, dass ich es hasse, mich selbst zu loben. Aber so ist es nun einmal. Die Entscheidung, mich zu engagieren, lag quasi auf der Hand. Da schlägt Antoine zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir werden ihm nicht gefährlich. Du weißt schon, der Kommissar. Und wir haben auch was davon.“
„Mutter“, sage ich mit fester Stimme und steige in einen rosa Schneeoverall, in dem ich aussehe wie ein fettes Bunny, „das klingt nicht sehr überzeugend. Vor allem kapiere ich nicht, was ich davon habe, außer einem Haufen Probleme.“
„Dasselbe habe ich zu Antoine gesagt. Ich sagte ihm, er hätte mich durchaus engagieren können, ohne uns zu kidnappen. Aber er hatte natürlich die Befürchtung, dass wir ihm dann die Polizei auf den Hals hetzen. Darum sind er und Mathis auf Nummer Sicher gegangen. Das kann man nachvollziehen.“
„Ja, Mama, das leuchtet auch mir ein“, töne ich. „Das hätte schließlich jeder Verbrecher getan, der seine Biographie schreiben lassen will. Wie kann ich mich bloß über derart Naheliegendes wundern? Nein, du hast schon recht, am Ende verpfeifen wir den Gauner, der sein Lebenswerk schriftlich festhalten will, noch bei den Bullen, und dann landet der arme Antoine im Kittchen, und all die Menschen auf der Welt müssen die Version der Zeitung lesen. Das geht natürlich nicht.“ Ich schnaube wie Blacky, als ich ihn zuerst zwischen den Augen streicheln musste. „Du hast doch wohl nicht ernsthaft zugesagt, diesem Irren bei seiner Biographie zu helfen?“
„Wenn ich schon hier festsitze … Außerdem zahlt er gut. Sehr gut.“
„ Ich fasse es nicht! Jetzt geht es plötzlich um Geld. Du hast mehr als genug Kohle. Warum machst du ihm nicht klar, dass du ihn nicht verpfeifst. Dann können wir nach Hause. Ich vermisse Clément. Außerdem muss ich arbeiten.“ Mir fällt ein, dass meine Haare noch klatschnass sind und ungekämmt, weshalb ich ins Bad renne und das Desaster auf meinem Kopf ungefähr so kräftig bürste wie das Fell von dem schwarzen Gaul.
„Du kannst hier schreiben“, ruft Mutter mir zu, während ich den Fön auf meine Haare richte. „Sie geben uns Laptops.“
„Das werde ich garantiert nicht tun“, i ch stülpe mir ebenfalls eine Pudelmütze auf den Kopf und steige dann in ein Paar weiße Moonboots. Zum Schluss schlinge ich mir einen weiß-rot gestreiften Schal um den Hals und schnappe mir ein Paar Daunenfäustlinge. Als ich an der Tür stehe und zusehe, wie Mutter einen zu ihrer Michelin-Hose passenden Anorak überzieht und ihre Füße in Moonboots steckt, verkünde ich: „Ich werde allerdings mit euch auf diese Tour durch den Schlosspark gehen, um mich zu orientieren. Je mehr Informationen ich über meine Umgebung gewinne, desto besser. Damit ich endlich einen gescheiten Fluchtplan schmieden kann. Bleib‘ du von mir aus bei diesen Räubern, Mutter, ich halte mich hier sicher nicht länger als unbedingt nötig auf.“
Bewaffnet mit ähnlichen Fäustlingen, wie ich sie bei mir trage, folgt mir Mutter. Gemeinsam stapfen wir wie zwei Raumfahrer in Richtung Küche, wo Antoine auf uns
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