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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Und dann steht sie vor mir. Mit einer federleichten Bewegung streckt sie ihre Hände nach mir aus, fasst meine Hände und zieht mich mit sich, bis wir schließlich Hand in Hand, Seite an Seite über den Laufsteg gehen.
    „Sieh die Leute an“, zischt sie mir zu, ohne selbst ihren Blick von den Menschen zu nehmen. „Lächeln. Längere Schritte. Arme schwingen lassen. Drehen. Du machst das sehr gut.“
    Weiß der Teufel, wie viele Stoffschichten sie vernäht haben, um den Rock in die gewünschte Form zu bringen, so dass er schwer und trotzdem irgendwie graziös um mich herumschwingt. Mit Mel an meiner Seite gelingt es mir endlich, mich aus meiner Starre zu befreien. Ich denke an meinen Auftritt vor dem Brautmodenladen in der Rue Mayoc und laufe mit langen Schritten über den roten Teppich.
    Plötzlich wird Mel von Renée vom Laufsteg gezogen, während sie mir einen weiteren Stich mit dem Zeigefinger verpasst.
    Wie in Trance wende ich auf der Stelle, sehe nach links und nach rechts und gehe den Steg ein weiteres Mal ab, ganz allein, bevor Renée mich gegen Mel austauscht, die nun ein grasgrünes Kleid trägt, das um ihre beinahe schon zerbrechlich dünnen Knöchel herum so eng ist, dass sie nur trippeln kann wie eine Geisha.
    Ich weiß nicht, ob der Applaus mir gilt oder Mel oder einem der Kleider. Es ist mir auch egal. Ich bin heilfroh, die erste Runde auf dem Laufsteg überstanden zu haben. Zur Entspannung hätte ich die fürchterlichen High Heels ausziehen und barfuß zurück in Claudes Lager laufen können, doch daran denke ich in dem Moment gar nicht.
    „Das war gar nicht mal so schlecht“, empfängt mich Claude und schubst mich rüber zu seinem Lebenspartner, der mir aus dem voluminösen lila Kleid heraushilft.
    Auch Renée ist inzwischen wieder bei mir. „Das Blaue geht gar nicht“, kräht sie. „Bei dem Zeitdruck kann ich Kleider bloß enger machen, nicht weiter.“
    „Dann nimm das übernächste“ , entgegnet Claude augenrollend und sein Lebensgefährte, Renée, Fifi und Kiki machen sich dermaßen an mir zu schaffen, dass ich nur noch die Augen schließe und auf ihre Befehle reagiere.
    Keine zwei Minuten darauf laufe ich erneut über den Laufsteg, dieses Mal brauche ich weder einen Anstoß, noch Anweisungen. So leichtfüßig wie ich mich nun einmal auf High Heels bewegen kann, stapfe ich über den Laufsteg, strahle wie ein Honigkuchenpferd, obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich überhaupt aussehe. Ich biege, drehe, recke und strecke mich, bis ich erneut von Mel abgelöst werde.
    Eine Stunde lang tragen Mel und ich auf diese Weise ein Ballkleid nach dem anderen zur Schau. Allesamt für einen normalen Menschen untragbar. Trotzdem hagelt es frenetischen Applaus. Danach gibt es eine Viertelstunde lang Unmengen an Wasser zu trinken, heiße Umschläge landen auf meinem Gesicht und an meinen Füßen. Ich darf sogar pinkeln gehen. Unser Lager hat ein Ensuite-Bad. Und dann geht die ganze Tortur von vorn los. Nur die Kleider werden immer untragbarer. Bis zu dem Punkt, an dem ich in ein himbeerrotes Etwas gestopft werde, dessen Oberteil schlicht und ergreifend aus einem durchsichtigen Gazestoff gefertigt ist.
    „Nein“, protestiere ich mit letzter Kraft.
    „ Doch“, sagt Claude.
    Da presse ich die Hände vor meine Brüste, laufe meine Runden und als ich den fürchterlichen Schlossflur zum vorletzten Mal zurück in unser Lager marschiere, weiß ich, was sich hier verändert hat: Die Goldbilder sind verschwunden. An ihrer Stelle hängen Fotos. Leider bleibt mir keine Zeit, sie mir anzusehen, denn nun folgt der Höhepunkt der Modenschau: Die Brautkleider. Exakt zwei identische hat Claude anfertigen lassen. Sie sind aus strahlend weißer Wildseite. Ganz schlicht. Und ultraeng.
    „Die kleine Dicke passt da nie im Leben rein“ , murmelt Claude.
    „Ich kriege das hin , du verdammter, grantiger Fettsack“, blafft Gabrielle ihren Boss an, der ihr daraufhin merkwürdigerweise viel Glück wünscht.
    „Er meint es nicht so“, flüstert sie zu mir mit ihrer knarrenden Stimme zu, reißt mir das durchsichtige Himbeerrote vom Leib und hilft mir in den strahlend weißen Wildseidenschlauch hinein. Solange der Reißverschluss offen ist, halten sich die Probleme in Grenzen.
    „Der geht nie zu“, murmelt Claude stirnrunzelnd. „Du hast eine Minute, um dir was einfallen zu lassen, Gabrielle. Ich kann momentan nicht denken. Die Schnepfe von der Vogue sieht nämlich total gelangweilt aus. Weiß Gott, ob sie überhaupt einen

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