Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Kommentar über uns bringen.“
Im nächsten Augenblick schneidet Gabrielle den Reißverschluss einfach aus dem Kleid und schlägt mit Hilfe der beiden Schneiderinnen haufenweise Nieten in den Stoff.
„ Bring’ mir mal jemand ein Seidenband. Schnell. So lang wie möglich“, brüllt sie.
„Gehen auch zwanzig kurze Bänder“, meldet sich Claudes Lebensgefährte.
„Her damit“, faucht Gabrielle und die versammelte Mannschaft, inklusive Claude, verschnüren mein Kleid.
Zum Schluss bindet Fifi mir noch ein Band um die Stirn.
„Besser als vorher“, grinst Gabrielle, wofür sie von Claude einen Klaps auf ihren pummeligen Hintern kassiert.
„Was stehst du noch in der Gegend rum“, knurrt Claude mich an und ich trippele hinter Mel zum Laufsteg, denn die Brautkleider sollen wir gemeinsam vorführen.
Das Kleid ist höllisch eng und ich käme nicht ohne Hilfe auf den Laufsteg rauf, wenn ich nicht die verdammten High Heels zur Hölle schicken würde. Bevor ich auf die erste Stufe trete, schüttele ich die Schuhe ab. Schon besser. Während ich mich dennoch mit dem Aufstieg abmühe, kündigt oben auf dem Steg Claude in seinem Kaftan geheimnisvoll den Höhepunkt des Abends an.
Plötzlich bricht über dem Schloss eine Lichtershow los. Rote und weiße Lichtblitze rauschen über dem Schloss hinweg. Nach wenigen Sekunden werden die Blitze abgelöst von einer riesigen Leinwand, die sich vor der gegenüberliegenden Wand des Schlosses senkt. Ein Rauschen erfüllt den Innenhof und dann erscheint auf der Leinwand das Bild von einem riesigen schwarzen Pferd, aus dem der Oberkörper eines Engels herauszuwachsen scheint.
Tosender Applaus bricht los , während ich das Gefühl habe zu sterben. Darauf hätte man mich zumindest mit ein paar Worten vorbereiten können.
Und dann folgt Mels und mein Auftritt. Zu Sphärenklängen schreitet Mel wie ein Engel über den Laufsteg, an ihrer Hand läuft ein hochgewachsener Mann in schwarzem Frack und einer überdimensionierten Wollmütze auf dem Kopf.
Ich reibe mir über die Augen. Phantasiere ich? Habe ich Halluzinationen? Wo kommt der Mann her. Das ist doch Gabriel Riboult, der verdammte Künstler, der mich in Paris und im Zug nach Monthomé verfolgt hat.
Und dann greift eine große, warme Männerhand nach meiner Rechten und zieht mich mit sich. Noch so eine Sache, von der mir niemand etwas im Vorfeld verraten hat.
Ich sehe nichts, denn nicht nur ein, sondern gleich drei Scheinwerfer sind auf mich gerichtet, einer davon strahlt mir direkt in die Augen.
Wie ein kleines Kind stolpere ich so gut wie blind hinter dem Mann her, der mir in der gleißenden Helligkeit der Scheinwerfer und des Blitzlichtgewitters um uns herum sein Gesicht zuwendet, grinst und mir zuflüstert: „Mit dem Make-up siehst du aus wie ein Junkee.“
Und dann lädt er mich einfach über seine Schulter und trägt mich über den Laufsteg. Jetzt weiß ich endgültig, wer der Kerl ist.
Um uns herum tobt das Publikum vor Begeisterung. Soviel bekomme ich gerade noch mit.
„Mathis!“ Ich habe das Gefühl zu schreien, doch Gott sei Dank ist meine Stimme nur ein Hauch.
„Es sind drei Grad unter Null, meine Süße, und du trägst nicht mal Schuhe. Also trage ich dich, bevor du dir den Tod holst. Außerdem können die Leute so sehen, wie wunderbar dieses Kleid auf der Rückseite geschnürt ist und außerdem deinen einzigartigen Hintern betont.“
Das ist der Punkt, an dem ich dem Idioten mit voller Wucht in den Bauch boxe.
***
Mathis hat nicht das Gefühl, gerade etwas besonders Kluges von sich gegeben zu haben. Ihr Boxhieb war zwar nicht gerade schmerzhaft. Trotzdem. Bei ihrem Anblick schaltet sein Verstand ab. Zumindest teilweise. Wo kommt Jade plötzlich her? Warum ist sie ein Model auf dieser bekloppten Symbiose von Kunst und Design, die Gabriel sich vor ein paar Monaten ausgedacht hat, um ihm dabei zu helfen, seine Fotokunst anzuschieben?
„ Wie hast du es angestellt, dass ich hier als Model auftrete?“, zischt sie auf Höhe seines Bauchnabels. „Ist dir der Äther ausgegangen?“
„Verrate mir lieber, wie du dich in meine Vernissage eingeschlichen hast.“
„Lass’ mich runter, du Idiot! Ich habe es nicht nötig, mich irgendwo einzuschleichen. Außerdem ist das eine Modenschau. Vor allem kannst du mir eins glauben: Ich hatte nicht vor, jemals wieder in diesem Gefängnis aufzutauchen! In meinem ganzen Leben nicht!“
„Aber jetzt bist du hier. Was für ein Zufall aber auch! Und schon wieder kannst
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