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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Sahneschnittchen. Und da mit meinem Freund gerade Schluss ist ...“
    „Aber morgen ist doch Arbeit“, wende ich ein.
    „Na und?“, lacht sie und weg ist sie.
    Und ich stehe mutterseelenallein in einem Raum, in dem es aussieht, als wäre eine Textilbombe eingeschlagen. In einem Kleid, das mir den Atem raubt und das ich nicht öffnen kann, weil ich nicht an die zwanzig verknoteten Schnüre auf meinem Rücken heranreiche.
    Als mein Blick auf eine Schneiderschere fällt, greife ich zu. Da ich es mir mit Claude aber nicht vollständig verderben will, obwohl er ein Arschloch ist, schneide ich das Kleid nicht vorne durch, sondern an der Seitennaht. Und dann nehme ich mir den Overall vom Kleiderständer, der wie ein Blaumann mit Kapuze aussieht, nur in Schwarz. Meine Haare verschlinge ich im Nacken zu einem lockeren Knoten. Für meine Füße wähle ich ein Paar knöchelhohe, ultraflache Stiefeletten mit Gummisohle aus.
    Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe auf den Flur. Überall stehen Leute vor den Fotos, schauen und unterhalten sich. Ich hätte auch Interesse, mir Mathis’ Arbeiten anzusehen, aber ich will ihm nicht begegnen. Und ich will auch sonst mit niemandem reden. Ich muss nachdenken. Und dafür brauche ich Ruhe.
    Im Atrium wurde das Buffet eröffnet und die Schlacht ist in vollem Gange, weshalb kein Mensch Notiz von mir nimmt, als ich über die Flur husche und in dem Treppenhaus verschwinde, das mich zu meinem alten Zimmer bringt. Zumindest glaube ich das. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich schon fast wie zu Hause fühle, mich aber dennoch kurz umsehe, ob ich auch wirklich allein bin, und die Klinke runterdrücke. Da tritt eine hochgewachsene, schlanke Gestalt aus dem Schatten.
    Ich zucke bis ins Mark zusammen.
    „Habe ich mir’s doch gedacht, dass du dich hier verstecken willst. Und so schön unauffällig gekleidet. Sieh mal einer an.“
    „Mathis. Schon wieder du.“ Mein Herz schlägt bis zum Hals. Warum gibt der Mann keine Autogramme oder was man sonst so als Künstler auf seiner eigenen Vernissage anstellt?
    „Hattest du Heimweh?“, fragt er. Seine Augen glänzen im Dunkeln. Kleine Glitzerlichter, hervorgerufen durch das wenige, vom Hof einfallende Licht.
    „ Ich wollte in Ruhe nachdenken“, gebe ich zu und überlege, wie ich schnellstens von hier wegkomme.
    „Und da dringst du einfach in fremdes Eigentum ein?“ Er macht ein paar Schritte auf mich zu und ich presse mich mit dem Rücken gegen die schwere Holztür. Fast schon kann ich sein Parfüm nur allzu deutlich riechen. So ähnlich wie vorhin auf dem Laufsteg, als er mich trug.
    „Ich hätte nicht hier hochkommen sollen“, beeile ich mich zu sagen und stoße mich von der Tür ab. „Es tut mir leid. Ich gehe zu den anderen.“
    Mit einer blitzschnellen Bewegung hält er mich am Arm fest. „Bleib’, Jade. Bitte.“
    „Warum sollte ich? Ich will nicht hier sein. Und hier oben habe ich schon gar nichts zu suchen. Lass’ mich los. Ich will nicht verpassen, wenn die anderen nach Paris zurückfahren. Ich habe außer dem Modeljob noch einen Job und will nicht gleich an meinem ersten Tag zu spät kommen.“
    „Warum hast du eigentlich einen Job? Ich denke, du schreibst Drehbücher.“
    „ Das ist eine lange Geschichte. Lass’ mich bitte los, Mathis. Ich bekomme Angst, dass du mich wieder einsperrst.“
    „ Du spinnst. Komm’ mit nach unten. Ich führe dich durch die Ausstellung.“ Er nimmt seine Hand von meinem Arm und fordert mich auf, mit ihm zu gehen.
    Erleichtert folge ich ihm ins Erdgeschoss, wo er gleich vor dem ersten Foto stehenbleibt. Mit einem kleinen Abstand bleibe auch ich stehen. Das Foto zeigt einen Elefanten, an dessen Bein sich eine Frau schmiegt. Die Frau erkennt man aber erst auf den zweiten Blick. Sie muss uralt sein. Ihr Haar ist so grau wie die Elefantenhaut und ihre Haut ist voller Falten.
    „Eine Fotomontage“, bemerke ich.
    „Gabriel macht Fotomontagen, ich nicht“, sagt Mathis. Er spricht mit leiser Stimme. Vermutlich, damit uns die Leute, die sich ebenfalls vor dem Bild aufstellen, nicht verstehen können. „Die Fotos wurden in einem Zirkus aufgenommen. Ich habe sie lediglich am Computer nachbearbeitet. Du kennst die Frau.“
    Ich spüre Mathis Blick auf meinem Gesicht. Nein, ich kenne die Frau nicht. Ich schüttele den Kopf, sehe allerdings weiter forschend auf die Frau, die ihre Arme und Beine um das Elefantenbein geschlungen hat und dabei auf dem Boden sitzt. „Ist sie die Haushälterin?“
    „ Nein.

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