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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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fragenden Blick zu und ich würde meine Erlebnisse nur zu gern mit ihr teilen, auch meine paranoiden Überlegungen zu Zufall und Schicksal, aber dazu besteht von dem Moment an, in dem ich den Bus verlasse, nicht die winzigste Gelegenheit.
    Der einzige Mann in Claudes Team, der wie Mel mir zuflüstert, zugleich Claudes Lebenspartner ist, treibt uns ins Schloss hinein, über einen der langen Gänge, über die ich nie wieder gehen wollte. Der Innenhof ist voll mit totschick gekleideten Menschen, die Sekt trinken und sich unterhalten. Dort ist heute irgendetwas anders, abgesehen von den vielen Menschen und den Umbauten für die Modenschau, aber in meiner Aufregung, die mein Herz bis zum Hals schlagen lässt, ich kann nicht sagen was.
    „Hier rein“, ruft Claude.
    Mel und ich betreten einen der renovierten, leer stehenden Räume, von denen es in diesem Schloss einige gibt.
    Claudes Lebenspartner reißt die Fenster sperrangelweit auf und winkt dem Kleinbus, der daraufhin direkt unter dem mittleren Fenster parkt. Die Leute, die mit uns in dem Bus hergekommen sind, werfen durch die geöffneten Fenster Decken in den Raum, die Claude und sein Lebenspartner auf dem Boden ausbreiten. Gleichzeitig klettert die lesbische Gabrielle durch das Fenster herein. Danach reichen die draußen gebliebenen Helfer die Kleider durch das Fenster, die Gabrielle und Claudes Lebensgefährte sorgfältig und in einer genau abgesprochenen Reihenfolge auf den auf dem Boden liegenden Wolldecken ausbreiten. Innerhalb der nächsten zehn Minuten verwandelt sich der leer stehende Raum in eine riesige Garderobe mit Schmink-und Frisierplatz und allem drum und dran. Spiegel werden aufgestellt, Klappstühle, ein Wägelchen, das voll ist mit Schminkutensilien, Kleiderständer auf Rollen, zwei Klapptische mit je einer elektrischen Nähmaschine darauf. Mehrfachstecker werden verlegt und die Nähmaschinen, Föns, Plätteisen und Lockenstäbe eingestöpselt.
    Mel und ich müssen uns bis auf die Haut ausziehen und in hautfarbene String-Tangas schlüpfen.
    Einer der Helfer, den alle Fifi nennen, macht sich an meinen Haaren zu schaffen, während Mel bereits in ein quietschgelbes Ballkleid steigt, das ein wenig aussieht wie das wunderbare Kleid, da s die österreichische Sissi auf ihrer Hochzeit trug. Nur die Farbe ist eine Beleidigung für die Augen. Und die dann noch in Verbindung mit dem Orange auf Mels Kopf. Doch als Mel sich zu mir umwendet, um mir aufmunternd zuzuzwinkern, fällt mir die Kinnlade runter. Durch Mel wird das grauenvoll leuchtende Kleid zu einem Kunstwerk. Und dann ist sie auch schon weg.
    Brüllend laute Rockmusik schallt für einen Moment in unseren Raum, bevor Kiki, die Maskenbildnerin, mit einem Fuß die Tür zutritt. Sie schminkt anscheinend nur mich, während Mel ohne den geringsten Hauch von Farbe im Gesicht über den Laufsteg schwebt.
    Dafür bekomme ich dasselbe Kleid, in dem auch Mel steckt, in Dunkellila. Das einzige Problem ist, dass sie es mit drei Personen zumachen müssen.
    „Ich sage es doch: Diese 56 Kilo sind in Wirklichkeit 60“, grunzt Claude und ich fühle mich wie ein Elefant, obwohl ich gerade mal Größe 34 bis 36 trage.
    Gabrielle streichelt mir über den Handrücken. „Du bist wunderschön und dünn. Und jetzt gehst du so schnell du kannst, stellst dich am Anfang des Laufstegs hin. Renée gibt dir das Startkommando.“
    Ohne die Welt um mich herum wahrzunehmen, renne ich über den verdammten Flur. Wie ich kurz darauf erfahre , ist Renée eine der beiden Schneiderinnen aus Claudes Team, die mir den Startschuss gibt, weil es an dem lila Sissy-Kleid nichts zu ändern gab, obwohl ich so fett bin, und sie nun darum ein wenig Zeit hat.
    Als Startsignal rammt Renée mir ihren Zeigefinger in den Rücken.
    „Los jetzt“, zischt sie.
    Wie paralysiert starre ich auf die Menge in dem Hof, in dem ich vor wenigen Tagen als Gefangene des Hauses Grillwürstchen gegessen habe. Fremde Gesichter starren mich an. Mich oder das lila Kleid, das eine Tonne zu wiegen scheint. Ich bin unfähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen, obwohl Renée nicht müde wird, mir ihren spitzen Zeigefinger in den Rücken zu stoßen.
    Mel befindet sich bereits auf dem Rückweg. Sie kommt direkt auf mich zu. Sie hält ihren Kopf leicht nach vorn geneigt und blickt huldvoll über die modeinteressierten Zuschauer hinweg. Für einen kurzen Moment wirft sie mir einen Blick zu. Komm’ schon, geh’ endlich, scheint dieser Blick zu sagen, doch ich kann nicht.

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