Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
davon, wenn wir unser Date nachholen?“, frage ich mit dem reizendsten Lächeln, das ich unter diesen Umständen aufbringen kann. „Du fährst doch noch heute nach Paris zurück, oder?“
Ein schiefes Lächeln macht sich auf Josés Gesicht breit. „Du willst mit mir mein Paris erobern?“
„Ich brauche eine Stunde, um mich zu waschen anzuziehen und meine Sachen zu packen “, gebe ich zurück. Und um ein ernstes Wort mit meiner Mutter zu reden und mit meinem angeblichen Vater. Und um Mathis in die Augen zu sehen. Aber das geht den Kommissar nichts an. Das sind Familienangelegenheiten. „Kannst du so lange auf mich warten?“
„Auf dich würde ich hundert Jahre warten“, erwidert José und mir wird fast schon wieder ein bisschen schlecht. „Lass’ dir Zeit. Nadine und ich sehen uns noch ein wenig im Schloss um.“
Ich winde mich aus Josés Umarmung. Zwischen diesen Mauern erscheint es mir doch ein wenig unpassend, den Duft des Kommissars einzuatmen. Selbst wenn ich inzwischen vorhabe, herauszufinden, ob wir uns tatsächlich beide zueinander hingezogen fühlen. Und zwar ehrlich zueinander hingezogen fühlen. Nebst der vollständigen Wahrheit über den Stand der Ermittlungen in Sachen Antoine Giraud.
„Wer hat dich eigentlich zu mir geführt?“, frage ich, bereits wieder auf dem Weg zum Bad.
Josés Augen verfolgen mich bis in das luxuriöse Badezimmer. „Deine Mutter. Nachdem wir sie in der Küche entdeckt haben. Hier stehen ja sämtliche Türen auf.“
„Verhält man sich so, wenn man etwas zu verbergen hat?“, rufe ich ihm zu, während ich meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehe und Wasser in die Wanne einlasse. Gleichzeitig frage ich mich plötzlich, was José über Mathis weiß und denkt.
„Ja, das offene Haus mutet in der Tat ein wenig seltsam an “, sagt José leichthin.
„Bist du eigentlich zum ersten Mal hier?“ In einem dünnen Rinnsal lasse ich das Vanilleschaumbad in das einlaufende Wasser fließen und beobachte, wie daraus Blasen erwachsen.
„Wir haben das Schloss bereits mehrfach auf den Kopf gestellt, wenn du das meinst.“
Ja, so in etwa hatte ich mir das gedacht. „Aber ihr habt nie etwas gefunden?“
„Nur Indizien, keine Beweise.“
„Was habt ihr denn gesucht?“ Die Wanne ist fast voll. Ich setze mich auf den Rand und sehe von hier aus zu José, der an den Sekretär getreten ist, meine n Computer jedoch nicht beachtet, sondern zum Fenster hinaussieht. Er sieht nachdenklich aus.
„ Gestohlene Gemälde und Fälschungen. Das Übliche.“
Das Übliche. Aha. Was immer das ist. Momentan ich bin viel zu geschafft, um nachzuhaken. Ich brauche ein paar Minuten für mich allein. Nicht zuletzt, um für meinen Abgang aus dem Schloss gewappnet zu sein. Und für das, was mich danach erwartet.
José wendet sich vom Fenster ab und tritt an die Badezimmertür. Er sieht auf seine Armbanduhr, wobei ein Sonnenstrahl auf den hässlichen Siegelring an seinem rechten Ringfinger fällt. „Um 13 Uhr 10 vor dem Haupteingang? Dann hast du ab jetzt genau eine Stunde, um zu regeln was du zu regeln hast. Ist das okay?“
Ja, das ist okay. Ich nicke.
Er tippt sich an die Stirn und verlässt mein Zimmer. Blöd ist er nicht. Er weiß genau, dass ich nicht nur packen will, und ich frage mich erneut, was er über Mathis weiß. Und dann lasse ich mich samt Bademantel und Schlafanzug nach hinten in die Wanne fallen.
Himmelherrgott!
Ich habe einen Vater.
Einen Vater, der Kunst raubt. Vermutlich teure Kunst. Schweineteure Kunst. Könnte er sich sonst erlauben, in einem Schloss zu wohnen. Und ein Schloss zu renovieren?
***
Wenn ich vollkommen von der Rolle bin, konzentriere ich mich auf läppischen Kleinkram. Dann wasche ich mich besonders gründlich, schäle mich beispielsweise im viel zu heißen Badewasser aus einem Schlafanzug, ziehe mir einen besonders geschwungenen Lidstrich und drehe mir die Haarspitzen in besonders federnde Locken. Und das alles versuche ich, in Rekordtempo zu erledigen. Spaß ist was anderes. Doch heute brauche ich gerade mal fünfzehn Minuten. Inklusive Packen. Als sich mein ganzer Kram in meiner Tasche befindet, lege ich die roten Sportsachen obendrauf. Getragen heißt, dass es mir gehört, nicht wahr? Zur Belohnung für mein zügiges und konsequentes Vorgehen schlüpfe ich in ein hellrosa Etuikleid aus einem knisternden, anscheinend knitterfreien Stoff, zu dem es einen passenden Kurzmantel und passende Pumps gibt. Das Outfit ist weder sonderlich bequem, noch passt
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