Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Familienzusammenführung erfordert nicht unbedingt eine Entführung mit Äther-Betäubung und einen Einbruch“, ich springe von dem Tisch runter und gehe zu meiner Tasche, die neben der Tür auf dem Boden liegt, „es wäre auch zu schön gewesen, wenn mir ein einziger von euch drei Ganoven die Wahrheit erzählt hätte. Es tut mir leid, was in der vergangenen Nacht passiert ist. Lebe, lüge und raube ohne mich weiter, Mathis Giraud. Adieu.“ Meine Tasche ist wirklich fürchterlich schwer. Ich nehme die roten Turnschuhe und werfe sie auf den Boden. Viel tut sich allerdings nicht, so dass ich sie wieder einpacke. „Und tu mir einen Gefallen, nein zwei: Vernichte sämtliche Bilder, die du gestern Nacht von mir geschossen hast, und gehe mir großräumig aus dem Weg.“
Bin ich froh, dass ich nicht mit dem Typen geschlafen habe! Am Ende hätte ich noch dagestanden wie meine eigene Mutter. Mit einem Kind, dem ich tunlichst verheimliche, was für ein Vogel sein Vater ist. Nicht auszudenken! Fast kann ich meine Mutter verstehen.
Ich trete auf den verdammten Gang, über den ich nur noch ein einziges Mal gehen werde, als mir einfällt, dass ich mich ja mit einen anderen Traummann treffe. Mit einem, der es mit der Wahrheit hoffentlich ein wenig ernster nimmt. „Eine letzte Frage, Mathis: Wo ist der Haupteingang?“
Mit einem Satz springt Mathis von der Fensterbank gesprungen und kommt auf mich zugeschossen.
Schnell reiße ich meine Tasche vor mich. Als Schutzwall.
„ Keine Angst, Süße, ich falle dich schon nicht an. Folge mir. Ich bringe dich zum Haupteingang“, sagt er und geht mit langen Schritten voran. „Aber erstens habe ich die Wahrheit gesagt, zweitens kann ich es nicht gutheißen, dass du von hier verschwindest. Jedes Kind sollte seine Wurzeln kennen. Nur so entwickelt man sich zu einem Menschen, der in sich ruht.“
„Amen“, gifte ich in Mathis’ Rücken hinein.
„Ich weiß, wovon ich spreche. Onkel Antoine hat es mir bewiesen. Und ich finde, dass er nur glaubwürdig ist, wenn er seiner Tochter dieses Glück ebenfalls zukommen lässt.“
„Du klingst, als hättest du nicht alle Tassen im Schrank, Mathis. Ich bezweifele, dass es ein Glück ist, von einem gesuchten Kunsträuber abzustammen.“
„Man kann sich seine Eltern leider nicht aussuchen.“ Mathis reißt eine sehr breite, zweiflüglige Tür auf, die heftig klappert. „Dies ist der Haupteingang.“
„Na , da ist aber ein neues Portal fällig. Frag’ doch mal den guten Bekannten meiner gnädigen Frau Mama, ob er auch in der Sache behilflich sein kann.“
„Wie meinst du denn das?“, fragt Mathis mit zusammengekniffenen Augen.
Schulterzuckend trete ich auf eine Art Balkon, an dem zu beiden Seiten eine sauber gefegte Treppe in den Schnee führt. Unten steht der schwarze BMW von José Carreras und seiner Assistentin Nadine. Ich werde im Wagen auf den Kommissar warten.
„Ich halte es für einen Fehler, dass du verschwindest“, brummt Mathis. Seine Hand schnappt schon wieder nach mir, aber dieses Mal bin ich schneller und renne die Treppe hinunter. Davon lässt er sich allerdings nicht entmutigen und sprintet mir hinterher. Auf der drittuntersten Stufe holt er mich ein. „Hat dir das zwischen uns nichts bedeutet?“
„Du meinst, das Fotoshooting?“, frage ich. Auch meine Augen sind zu Schlitzen zusammengekniffen. Was dieser Familienzusammenführer kann, das kann ich schon lange.
„Du weißt genau, was ich meine.“
„Ach, Mathis , das war nicht mein erster One-Night-Stand“, lüge ich. „Mein letzter wird es sicher auch nicht sein. Du weißt schon: Eine Frau muss 1000 Frösche küssen, um einen Prinzen zu erwischen. Aber mir fällt gerade etwas anderes ein: Wer sagt denn, dass dein guter Onkel Antoine wirklich mein Vater ist?“
„Du bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten“, entgegnet Mathis unumwunden.
„Um Himmels willen!“, kreische ich und springe die letzten drei Stufen hinab in den Schnee. Auf rosa Pumps, aber es geht gut. „Das war nicht gerade ein Kompliment.“
„Die Form der Nase, die Augenfarbe und dein hübsches Lächeln sind untrüglich.“ Mathis springt über das Geländer und kommt direkt vor mir zum Stehen.
„Also ich habe mir deinen Onkel vorhin mal genauer angesehen und konnte nicht die Spur einer Ähnlichkeit erkennen. Tut mir leid. Aber noch glaube ich nicht, dass er mein Vater ist. Ach, was rede ich denn ? Wenn überhaupt, dann ist dein Onkel Antoine höchstens mein Erzeuger.“ Ich mache
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