Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
ich Mel, dass ich für zwei Stunden außer Haus bin. Termine habe ich heute keine mehr. Und die Pläne und Vorbereitungen habe ich ja fast schon an meinem ersten Arbeitstag fertig gemacht. Mel telefoniert immer noch mit der Person mit den großen Problemen und nickt mir lächelnd zu.
Mit den beiden Drehbüchern in meinem Shopper mache ich mich auf den Weg zu den Filmgesellschaften. Die eine liegt gleich um die Ecke des Hotels, ein großes, graues Gebäude, modern. Dorthin gehe ich zuerst.
Die Hälfte der Büros hat Blick auf die Seine. Eine Atmosphäre wie geschaffen für romantische Filmproduktionen. Hier bin ich richtig.
Schwungvoll betrete ich die moderne Eingangshalle und steuere auf die Information zu, als würde ich täglich hier ein-und ausgehen.
Leider ist die Dame an der Information nicht ganz so begeistert von meinem Vorhaben wie ich.
„Sie können Ihr Drehbuch bei mir abgeben“, sagt sie mit spitzen Lippen und schiebt mit flachen Händen an ihrer blonden Bananenfrisur herum.
„Ich würde gern kurz mit dem zuständigen Redakteur darüber sprechen“, wende ich freundlich ein. In der Filmhochschule hat man uns darauf vorbereitet, dass es nicht leicht werden wird, unser Drehbuch zu verkaufen. Das habe ich mir gemerkt. Dementsprechend lass ich mich nicht so einfach abwimmeln.
„ Der ist nicht im Hause.“ Sie zieht eine Nadel aus ihrer Frisur und steckt sie wieder hinein.
„Dann möchte ich zu seinem Vertreter oder zu seiner Vertreterin “, beharre ich, weil ich als Neuling in der Branche hartnäckig sein muss.
„Entweder Sie geben mir das Drehbuch oder Sie senden es mit der Post. Sie haben keine weiteren Optionen. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, wie vom Blitz getroffen an mir vorbeizustürmen. Spätestens am Aufzug, beziehungsweise am Treppenhaus werden Sie vom Sicherheitspersonal aufgehalten.“ Frau Bananenfrisur sieht mich müde lächelnd an.
„Und wenn ich es trotzdem tue?“, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen.
„Versuchen Sie es“, sagt sie mit ihrem Spitzmündchen. Dann beugt sie sich vertraulich zu mir vor. „Ich gebe Ihnen einen Tipp.“
Ich schöpfe Hoffnung und beuge mich ebenfalls vor, strahle sie fragend an. „Das ist sehr lieb von Ihnen.“
„Verschwinden Sie von hier. Und zwar dalli!“ , haut sie mir um die Ohren.
„Dann gebe ich das Drehbuch vielleicht doch besser bei Ihnen ab“, murmele ich.
Gelangweilt streckt sie eine Hand danach aus.
Schnell ziehe ich das Drehbuch aus meiner Tasche und reiche es ihr. „Danke“, sage ich, obwohl ich der blöden Kuh lieber eine knallen würde. „Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Salut und ein schönes Wochenende.“
„Die Tür nach draußen ist da vorn“, züngelt sie.
„Danke“, sage ich noch einmal und mache mich dann auf den Weg nach draußen. Hinter mir ertönt ein dumpfer Ton. Als wenn jemand ein Drehbuch in einen Papierkorb fallen lässt.
Ich weiß jetzt, dass ich nicht unangemeldet bei einer Filmproduktionsgesellschaft vorbeisehen sollte.
Gefasst auf wirklich schlimme Äußerungen greife ich darum zum Handy und rufe Gesellschaft Nummer 2 an. Während ich darauf warte, dass am anderen Ende der Leitung jemand so gnädig ist, den Hörer abzunehmen, laufe ich in einem beachtlichen Tempo zur Metro, denn es ist erbärmlich kalt. Als ich dann die Treppe zur Station Bir-Hakeim hochgehe, bemerke ich auch den sich ankündigenden Muskelkater. Aber was bilde ich mir ein? Dass ich jogge, ohne mich dabei und nachher zu quälen?
Nach dem tausendsten Klingeln fragt eine sehr junge Stimme. „Hallo?“
Ich bin mir schon sicher, dass ich mich verwählt habe, als die Jungmädchenstimme hinzufügt: „ Filme Romance 2000. Ich bin Ninette. Ja, bitte?“
Bevor sie wieder auflegt, schildere ich ihr mein Anliegen in knappen, aber eindringlichen Worten.
„Wir suchen immer neue Projekte“, sagt sie gedehnt und fügt hinzu: „Wenn sie denn gut sind. Erzählen Sie mir doch, um was es in Ihrem Film geht.“
Das würde ich ihr zwar lieber von Angesicht zu Angesicht erzählen, aber nach meinen Erfahrungen mit Madame Bananenfrisur befürchte ich, dass es dazu nicht kommen wird, wenn ich wage, dies zu äußern. Also wandere ich auf dem Bahnsteig auf und ab und erzähle, was sich in meinem Liebesfilm alles so zuträgt.
Das Mädchen am anderen Ende der Leitung hört so gebannt zu, dass ich zwischendurch schon befürchte, sie habe aufgelegt.
„Sind Sie noch dran?“, frage ich.
„Ja, sicher, machen Sie weiter“,
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