Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
antwortet sie.
Als ich fertig bin, sagt Sie: „Das würde ich mir gern in Ruhe durchlesen. Schicken Sie mir das Buch zu. Ninette Dumont-Pétrier ist mein Name. Also, zu meinen Händen schicken, ja?“
Okay, wo sie mir nun schon so schön zugehört hat, traue ich mich dann doch zu sagen, dass ich es eigentlich persönlich bei ihr abgeben wollte.
„Heute“, sage ich zaghaft.
„Ja, dann kommen Sie“ , erwidert sie und legt auf.
Eigentlich hatte ich gedacht, was für ein Mist aber auch, dass die Filme Romance in Marais liegt. Jetzt bin ich froh darüber, weil ich da gestern erst hingefahren bin und somit weiß, wie ich hinkomme. Immerhin befinde ich mich in meiner regulären Arbeitszeit. Die möchte ich doch nicht unnötig überstrapazieren.
Langsam bestärkt sich in mir das Gefühl, dass ich immer eine halbe Stunde brauche, um mich in Paris von A nach B zu bewegen. Eine halbe Stunde später stehe ich also vor dem Gebäude der Filme Romance. Und bin enttäuscht.
Die Gesellschaft hat Hunderte von tollen Liebesfilmen produziert. Kaum zu glauben, dass die in einer derartigen Bruchbude residieren. Und so klein. Das ist doch bestimmt eine Verwechslung. Nicht dass ich das was falsch verstanden habe. Dass die echte Filme Romance anders geschrieben wird oder so. Und dass ich hier geradewegs in eine Pornoproduktion marschiere.
Trotzdem presse ich meinen Zeigefinger auf die Klingel.
Von einem Fuß auf den anderen tretend, starre ich angstvoll auf die verrottete Tür.
Es dauert mindestens so lange wie vorhin am Telefon, bis sie aufgeht.
„Hallo“, sagt eine dünne Frau im Alter meiner Mutter und mit der Jungmädchenstimme vom Telefon. „Bist du die von Frau, die mir gerade ihren ganzen Film erzählt hat?“
„Jade Dechamps“, ich nicke heftig.
„Komm’ rein“, sagt sie, dreht sich um und geht auf zackigen Schritten vor mir her. Nach wenigen Metern biegt sie links ab, in einen grün gestrichenen Raum.
Grün, Farbe der Hoffnung, geht es mir durch den Kopf.
„Unser Besprechungsraum“, erklärt sie. Dann zeigt sie auf einen ganz normalen Küchentisch, an dem fünf Leute sitzen. „Unser Team. Wir sind vollständig. Ich bin die Produktionsleiterin, aber wir entscheiden alles gemeinsam. Setz’ dich, bitte.“
Sechs Augenpaare sehen mir dabei zu, wie ich mich hinsetze. Doch ich bin nicht nervös. Ganz im Gegenteil. Ich bin absolut ruhig, denn erstens sehen die Leute alle sehr nett aus. Ziemlich abgearbeitet, aber nett. Und normal. Und zweitens kann ich mein Glück kaum fassen. Dass ich jetzt hier sitze und sich ein Produktionsteam meiner Wahl meine Idee anhört.
Aber bevor ich anfange zu erzählen, sage ich, dass ich einen Brotjob habe und Bescheid sagen muss, dass ich noch länger unterwegs bin. Den Job will ich schließlich nicht verlieren. Man weiß ja nie.
Sechs Köpfe nicken und ich rufe Mel an.
„Wo bist du?“, kreischt sie. „Das ist ja großartig! Mach’ dir keine Sorgen. Rock den Laden, Baby! Du müsstest spätestens um 19 Uhr bei Claude sein. Weißt du noch, wie du dahin kommst?“
„Ich denke schon. Wenn nicht, rufe ich dich an.“
Dieses Mal brauche ich drei Stunden, um meinen Film zu erzählen. Dauernd unterbrechen mich die Leute mit ihren Fragen und Einwänden. Ich sehe schon das ganze Projekt den Bach runtergehen, weil ich nicht die Hälfte der Fragen beantworten kann und die Einwände klüger sind als mein Konzept. Ich schwitze und mein Kopf glüht. Mein Mund ist trocken wie Wüstensand. Ich würde gern mal ins Bad gehen, da ich das Gefühl habe, dass ich unter den Achseln müffele.
„Es ist jetzt 18 Uhr“, sagt die Produktionsleiterin plötzlich. „Mein Mann und meine zwei Kinder warten. Es ist Wochenende. Leute“, sie sieht sich in der Runde um, „ist jemand dagegen?“
Sämtliche Hände bleiben unten.
„Ich hab’s euch doch gesagt: Haarsträubend, ein Märchen, toll. Den Film machen wir.“ Die Produktionsleiterin reicht mir die Hand: „Ich bin Ninette. Herzlich Glückwunsch!“
„Wie jetzt?“, stammele ich, während alle anderen aufstehen, um mir die Hand zu drücken. „Sie haben das Drehbuch doch noch gar nicht gelesen.“
„Du hast es doch erzählt“, entgegnet der Typ, der mir gerade die Hand drückt.
„Aber es könnte schlecht geschrieben sein.“
„Dann korrigieren wir es halt“, brummt er. „Geändert wird es sowieso noch. Du solltest jetzt auch von hier verschwinden. Wir schließen nämlich jetzt ab.“
„Und wie geht es jetzt
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