Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Ciao, Bella.“
„Ciao“, erwidere ich . Der Nährwert seiner Ansprache leuchtet mir allerdings nicht ein.
Gabriel hilft mir in den Mantel. Als wir die Pizzeria verlassen haben, sagt er mir, dass er noch ein paar Bilder von der Modenschau hätte, auf denen ich zu sehen sei.
„Lass’ mal, mit Fotos bin ich momentan ganz gut versorgt“, lehne ich ab. „Verrate mir, was es mit dem Einbruch auf sich hat.“ Ich betrachte Gabriels etwas spitzes Profil. Um seine Mundwinkel herum zuckt es unmerklich und auf seiner Stirn tauchen ein paar dünne Querfalten auf.
Er scheint zu überlegen. Nach einem Moment sieht er mir ins Gesicht. „Vielleicht rufst du mal bei der Le Monde an und lässt dich mit diesem Reporter verbinden. Robert Dilles. Aber melde dich mit dem Namen deiner Mutter, denn sonst stellen sie dich nicht durch. Mehr als diesen Tipp kann und will ich dir nicht geben. Mathis ist mein bester Freund.“
Das gefällt mir zwar nicht, aber das verstehe ich. Und macht mir Gabriel tatsächlich endgültig sympathisch. Auch wenn mir das ebenfalls nicht gefällt. Immerhin war er an meiner Entführung beteiligt.
Als wir wieder vor der Galerie ankommen, zeigt Gabriel mit einem dieser elektronischen Schlüssel auf einen Audi CC, dessen Lichter daraufhin aufblinken. „Mein Wagen. Steig’ ein. Ich bring’ dich zum Hotel zurück.“ Als er sieht, dass ich zögere, sagt er grinsend: „Ich schwöre, dass das keine Entführung wird.“
„Na gut“, entgegne ich, ebenfalls grinsend, und steige in das teure Geschoss ein.
Auf der Fahrt erzählt Gabriel mir, dass er Mathis kennen gelernt hat, als der ihn bat, ein paar Bilder von ihm auszustellen. „Mathis ist der talentierteste Kollege, den ich kenne. Und der netteste“, fügt er mit einem Seitenblick auf mich hinzu.
„Schon gut“, knurre ich. „Du kannst aufhören, mir deinen Freund schmackhaft zu machen. Ich habe momentan andere Sorgen, als mich in ein Liebesabenteuer zu stürzen.“
„Das wird Mathis die Tränen in die Augen treiben“, grinst Gabriel.
„Themenwechsel“, flehe ich.
Überraschenderweise hält Gabriel im nächsten Augenblick vor dem Sept Rose s.
„Das ging aber schnell“, entfährt es mir. „Danke für die Fahrt.“
„Ist sicherer um diese Zeit“, entgegnet er. „Es hat mich gefreut, dich unter anderen Umständen kennenzulernen. Vielleicht sehen wir uns ja noch einmal.“
„Wer weiß“, sage ich beim Aussteigen. „Danke nochmal für’s Bringen.“
Ich knalle die Tür zu und der Audi CC schnurrt davon.
Kapitel 12
Normalerweise kann ich nicht schlafen, wenn ich mitten in der Nacht Pizza esse. Und wenn mir zusätzlich Dinge im Magen liegen, die mir das Leben schwer machen. Doch in dieser Nacht schlafe ich merkwürdigerweise wie ein Murmeltier. Vielleicht liegt es an dem Tipp, den Gabriel mir gegeben hat. Keine Ahnung, aber die Art, wie er es mir gesagt hat, hat mich irgendwie beruhigt. Und die Hoffnung genährt, dass ich der Lösung des verdammten Geheimnisses nun endlich wenigstens einen Schritt näher komme.
Blöderweise werde ich am nächsten Morgen ganz von allein wach. Um sechs Uhr. Und bin dann auch wach. Aber sowas von. Dabei muss ich noch mindestens bis um neun warten, bis ich bei der Zeitung anrufen kann.
Was waren das für Zeiten, als ich morgens irgendwann aus dem Bett kroch, im Laufe des Tages ein paar Seiten in meinem Drehbuch herumschrieb und ansonsten ein gemächliches Freizeitleben mit Clément führte. Da war ich nie so aufgeregt und gespannt und neugierig. Diese Ungeduld und diesen Drive, den ich seit kurzem in mir spüre, kannte ich bis dahin nicht. Die zurückliegende Woche hat mich zu einem neuen Menschen gemacht.
Fast. Drehbuchautorin bin ich ja immer noch. Aber eine andere. Vor lauter Verzweiflung beende ich das Buch. Es ist ganz einfach. Auf einmal weiß ich, wie die Geschichte ausgeht. Und es ist mir vollkommen gleichgültig, ob sich die Wirklichkeit genauso entwickeln wird.
Da ich für den Rest des Drehbuchs weniger als eine Stunde benötige, klappe ich erstmal den Laptop wieder zu und fahre runter in die Hotelküche.
Natürlich muss ich um diese Zeit allein frühstücken. Vor neun taucht in dem Laden ja keiner meiner direkten Kollegen auf. Und das Küchenpersonal kommt nicht zum Atmen. Geschweige denn, dass hier jemand Zeit hätte, gemütlich mit mir zu frühstücken. Nicht, dass mich das großartig stören würde. Das Problem ist nur, dass ich so ganz allein mit dem Frühstück binnen weniger
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