Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
einen Schritt zur Seite und reiße die Tür zum BMW auf.
„Willst du einen Polizeiwagen klauen?“, fragt Mathis mit einem schiefen Grinsen.
Ich knalle die Fahrertür wieder zu und laufe vorne um den Wagen herum, um Mathis aus dem Weg zu gehen, der sich vor der hinteren Wagentür aufgebaut hat. Zum Glück tauchen nun endlich José und Nadine in der klapprigen Eingangstür auf.
„Alles in Ordnung?“, ruft José mir zu.
Ich nicke und setze mich auf den Rücksitz des zivilen Polizeiwagens. Doch auch davon lässt Mathis sich nicht beeindrucken. Frech reißt er die andere hintere Wagentür auf.
„Ich hab’ was für dich“, brummt er. Im nächsten Moment landet ein Gefrierbeutel auf dem Sitz neben mir. „In dem Beutel findest du ein paar Haare von Onkel Antoine. Damit kannst du einen Vaterschaftstest durchführen lassen. Die Rechnung kannst du an mich senden lassen. Meine Pariser Anschrift steht auf der Karte.“ Dem fliegenden Gefrierbeutel folgt ein fliegender Briefumschlag, ein brauner, einer von der gepolsterten Sorte.
Ich schlucke noch verblüfft darüber, aus welchem Ärmel Mathis plötzlich die ganzen Utensilien hervorzaubert, als sich der Kommissar auf den Vordersitz fallen lässt, den Wagen startet und fragt, ob wir fertig sind mit der Abschiedszeremonie. Auch die blonde Nadine sitzt bereits im Wagen. Sie trägt wieder ihre knallrote Daunenjacke und grinst mich mit ihrem Modellächeln an.
Ich grüße sie knapp und verkünde dann entschlossen, dass ich fertig bin. Nichts wie weg von hier!
José tritt aufs Gaspedal. „Ich kriege euch alle beide“, knurrt er zu Mathis gewandt.
Kapitel 2
Bis Paris fahren wir exakt zweiundsechzig Minuten. Diese Information entnehme ich dem Mitfahrer-Bordcomputer, der sich zwischen den hinteren Sitzen des BMW befindet. Warum dieser Polizeiwagen solch einen Computer mit Touchscreen hat, will mir zwar nicht einleuchten, aber ich könnte damit so gut wie alles machen. Beispielsweise die Zeit ablesen oder stoppen, Musik hören, Filme gucken, zocken, sogar ins Internet könnte ich, um die neuesten Nachrichten abzurufen oder um mich nach einem Institut für Vaterschaftstests umzusehen.
Leider ist mir die Lust an der Technik vergangen, was mit ziemlicher Sicherheit an der Person auf dem Beifahrersitz liegt. Der Schnee löst sich eine gute halbe Stunde vor Paris in Wohlgefallen auf. Ich wünschte, dasselbe von Nadine behaupten zu können. Allein ihre quiekende Stimme müsste verboten werden. Sie liegt ungefähr auf der Frequenz von Mickey Mouse. Darüber hinaus ist das Weib eine Kettentelefoniererin. Sie hat noch nicht ein Telefonat beendet, da wählt sie bereits die nächste Nummer. Wenn all das Geschnatter wenigstens beruflich motiviert wäre, aber mindestens die Hälfte davon ist privat. Nadine hat nämlich einen Sohn im schulpflichtigen Alter, der auf den klangvollen Namen Louis-Stefan hört und bei der Oma auf dem Sofa liegt, weil es sich eine schlimme Erkältung eingefangen hat. Außerdem hat sie eine Freundin, die Liebeskummer hat, und eine Vermieterin, die dringend den Schlüssel von Nadines Wohnung braucht, weil gerade neue Thermostate geliefert werden und nur noch zwei Wohnungen fehlen, bis Nadines Heizungen an der Reihe sind.
„Andere Vermieter haben für solche Fälle einen Zweitschlüssel“, behauptet Nadine.
„Ich nicht. “
„Dann n ehmen Sie doch einen Dietrich“, quiekt Nadine in die Freisprechanlage hinein.
„Ich muss doch sehr bitten“, kommt es postwendend aus der Anlage heraus. „Wenn Sie nicht binnen einer halben Stunde hier auftauchen, stelle ich Ihnen die Kosten in Rechnung. Salut.
Um Kosten zu vermeiden, liefert José seine Kollegin nicht bei Nadines Mutter ab, die den Sohn hütet, sondern vor ihrem eigenen Haus.
Überraschenderweise liegt dieses Haus in Anteuil. Und noch überraschenderweise wohnt José in demselben Haus.
„Die Alte hätte doch den Notfallschlüssel nehmen können, den ich bei dir deponiert habe“, quiekt Nadine an Josés gewandt, fummelt irgendwas am Armaturenbrett herum und klappt endlich das verdammte Handy zusammen.
„Stimmt , den haben wir wohl beide vergessen“, entgegnet José, parkt den BMW am Straßenrand vor dem Haus und klemmt ein Schild der Polizei hinter die Windschutzscheibe, damit die Kollegen von der Verkehrspolizei den Wagen nicht gleich wieder abschleppen.
Nadine quiekt mir eine „Ciao“ über die Schulter zu und stürmt los.
„Du kannst dein Gepäck bei mir unterstellen“, kündigt José
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