Gefaehrliche Begegnungen
würde, wenn sie ihr von Korum erzählte. Er ist großartig: er liebt kochen und wäscht die Wäsche von uns beiden. Es gibt da nur eine Kleinigkeit – er ist ein Blut saugender Außerirdischer. Nein, das würde wahrscheinlich nicht so gut laufen.
»Mami, mach dir um mich keine Sorgen, okay? Alles wird gut.« Zumindest hoffte Mia wirklich, dass das der Fall sein würde. »Bald sehen wir uns ja und dann lerne ich diesen Sommer vielleicht wie man kocht. Na, was sagst du dazu?« Mia lächelte ihre Mutter an und versuchte weitere Belehrungen zu verhindern.
Ihre Mutter schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und seufzte. »Ja sicher. Ich erzähle deinem Vater was passiert ist. Er wird so enttäuscht sein...«
Mia fühlte sich sofort wieder furchtbar schlecht. »Wo ist er denn?« fragte sie weil sie auch gerne mit ihm sprechen wollte.
»Er ist das Auto zu Reparatur bringen. Das verdammte Ding ist schon wieder kaputt. Wir sollten uns wirklich ein Neues zulegen... vielleicht nächstes Jahr.«
Mia nickte mitfühlend. Sie wusste, dass die finanzielle Situation ihrer Eltern derzeit nicht die Beste war. Ihre Mutter war gerade arbeitssuchend. Als Grundschullehrerin war sie eigentlich sehr gefragt. Allerdings wurde vor kurzem die Privatschule, in der sie die letzten acht Jahre unterrichtet hatte, geschlossen und viele Lehrer hatten dabei ihre Anstellung verloren. Jetzt bewarben sie sich alle für die gleichen wenigen freien Stellen der lokalen Schule. Ihr Vater – ein Professor für Politikwissenschaften an der örtlichen Universität – ernährte nun die Familie mit seinem einen Gehalt und sie mussten mit größeren Ausgaben, wie zum Beispiel einem Autokauf, sehr vorsichtig sein. Wie viele andere Amerikaner der Mittelklasse mit ihren begrenzten Sparplänen hatte auch ihre Familie hohe Einbußen durch den Krinar Crash gehabt – dem großen Börsencrash, der durch die Ankunft der Krinar ausgelöst worden war. Irgendwann hatte der Dow Jones fast neunzig Prozent an Wert verloren und erst vor etwa einem Jahr hatten sich die Märkte wieder vollständig davon erholt.
»Alles klar«, sagte Mia, »Ich versuche einfach später nochmal, mich einzuloggen um dann vielleicht Papi erreichen zu können.«
»Ruf auch bei Marisa an«, sagte ihre Mutter. »Ich weiß dass sie es kaum abwarten konnte, dich Sonntag endlich wieder zu sehen.«
Mia nickte. »Das mache ich, versprochen.«
Ihre Mutter seufzte noch einmal. »Na gut, dann denke ich mal, dass wir uns bald wieder hören werden.«
»Ich hab dich ganz doll lieb Mami«, sagte Mia und fühlte sich dabei, als würde ihre Brust in einem Schraubstock stecken. »Ich hoffe, du weißt das. Du und Papi, ihr seid die allerbesten Eltern der ganzen Welt.«
»Natürlich«, sagte ihre Mutter und sah ein wenig irritiert aus. »Wir haben dich auch ganz doll lieb. Komm bald nach Hause, ja?«
»Das mache ich«, sagte Mia, warf ihrer Mutter eine Kusshand zu und beendete das Gespräch.
Als nächstes kam ihre Schwester dran. Ausnahmsweise war sie tatsächlich per Skype zu erreichen.
»Hey, na kleine Schwester! Was ist denn das für eine Nachricht von Mama, in der steht, dass du nicht nach Hause kommst?«
Mia hatte ihre Schwester seit dem Beginn ihrer Schwangerschaft nicht mehr gesehen und war erstaunt, dass Marisa so blass und dünn aussah, anstatt dieses Strahlen zu besitzen, dass man Schwangeren nachsagt.
»Marisa!« rief sie aus. »Was ist denn mit dir los? Du siehst nicht besonders gut aus. Bist du krank?«
Ihre Schwester verzog das Gesicht. »Wenn du Schwanger sein als eine Krankheit bezeichnen möchtest, dann ja. Ich muss mich dauernd übergeben«, beschwerte sie sich. »Ich kann einfach gar nichts drin behalten. Seit ich schwanger geworden bin habe ich schon fünf Pfund abgenommen–«
Mia musste vor Schreck nach Luft schnappen. Fünf Pfund war eine Menge für jemanden, von Marisas Größe. Marisa war zwar ein wenig größer und kurviger als Mia, war aber trotzdem sehr zierlich und wog normalerweise zwischen sechzig und zweiundsechzig Kilo. Jetzt sah sie dürr aus und ihre Wangenknochen stachen aus ihrem normalerweise hübschen Gesicht hervor.
»–und mein Arzt ist darüber nicht besonders glücklich.«
»Natürlich ist er nicht glücklich! Hat er dir gesagt, was du dagegen tun kannst?«
Marisa seufzte. »Er hat gesagt, ich solle mich mehr ausruhen und versuchen, jeglichen Stress zu vermeiden. Also arbeite ich heute von zu Hause aus. Ich bereite schon mal die Stunden für die
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