Gefaehrliche Begegnungen
ich weiß genau wenn du lügst«, sagte Marisa und sah sie streng an. »Du bist eine unglaublich schlechte Lügnerin. Dein Leben lang bist du so ein braves Mädchen gewesen, dass du absolut keine Erfahrung darin hast, deine Eltern zu täuschen – oder mich. Du hast dich ja nicht mal zu einer High School Party aus dem Haus geschlichen...«
Mia kaute auf ihrer Unterlippe herum. Seit wann war Marisa denn so aufmerksam? Das war ein großes Problem. Vielleicht sollte sie ihr Halbwahrheiten erzählen...
»In Ordnung«, sagte Mia und wählte ihre Worte sorgfältig aus. »Nehmen wir mal an, es gäbe ein Körnchen Wahrheit in dem was du sagst... Wenn ich es dir erzähle, versprichst du mir dann unseren Eltern nichts davon zu sagen? Sie würden sich nur Sorgen machen, aber das ist wirklich unnötig–«
Marisa sah sie an und ihre blauen Augen verengten sich, während sie darüber nachdachte. »Okay«, sagte sie langsam, »du kannst immer mit mir reden Schwesterlein, das weißt du ja. Ich behalte dein Geheimnis für mich...aber nur wenn es nichts Lebensbedrohliches ist, über das unsere Eltern Bescheid wissen sollten.«
Eigentlich war es etwas lebensbedrohliches, aber ihre Eltern mussten definitiv nichts davon wissen. Mia seufzte. Da sie nun mal diesen Weg eingeschlagen hatte, konnte sie ihrer Schwester genauso gut etwas erzählen, oder ihre ganze Familie würde sie in einer halben Stunde Panik erfüllt anrufen.
Mia atmete tief ein und sagte, »Du hast Recht. Ich habe jemanden getroffen–«
»Ich wusste es!« rief Marisa triumphierend.
»–und er ist nicht genau der Typ, über den du dich für mich freuen würdest.«
Marisa blickte sie erstaunt an. »Warum? Wer ist er? Ein anderer Student?«
Mia schüttelte ihren Kopf. »Nein, das ist ja gerade das Problem. Er ist älter und nicht genau das, was man sich als ersten Freund so vorstellt.«
»Reden wir jetzt doch über den Professor?« fragte Marisa verwirrt.
»Nein, der Professor ist nur der Professor. Es geht um jemand anderen. Er ist leitender Angestellter in einem Technologieunternehmen«, schwindelte Mia und versuchte dabei, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich habe ihn im Park kennen gelernt und wir haben miteinander geschlafen–«
»Was?« Ihre Schwester starrte sie ungläubig an. »Ist er verheiratet? Hat er Kinder?«
»Nein und nein. Aber ich weiß, dass es nur eine vorübergehende Affäre ist, und deshalb wollte ich unseren Eltern und dir nichts weiter darüber erzählen...«
Und während Mia sprach, breitete sich langsam ein breites Lächeln auf Marisas Gesicht aus. »Eine Affäre? Wow. Wenn meine Schwester beschließt, endlich ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, dann tut sie es mit Stil! Nicht unter einem leitenden Angestellten...«
Mia zuckte mit den Schultern und versuchte den Eindruck zu erwecken, dass ihr das völlig egal sei.
»Wie heißt er?«
»Oh, das würde ich eigentlich lieber für mich behalten.« meinte Mia. »In ein paar Wochen wird er weg sein und deshalb lohnt es sich gar nicht, so viel über die ganze Sache zu reden–«
»Wie weg, wo geht er denn hin?«
»Ähm... Dubai.« Mia hatte keine Ahnung wie sie gerade darauf gekommen war, aber es schien in die Geschichte zu passen.
»Dubai? Kommt er da ursprünglich her?« Die Neugier ihrer Schwester war grenzenlos.
Mia seufzte. »Marisa, es macht wirklich keinen Sinn, das alles auszudiskutieren. Er wird gehen und das war’s.«
Ihre Schwester legte ihren Kopf schief und betrachtete eindringlich Mias Gesicht. »Ist das okay für dich, kleine Schwester?« fragte sie ruhig. »Dass dein erster Liebhaber dich einfach so verlässt?«
Mia schaute in eine andere Richtung, und versuchte, die Feuchtigkeit in ihren Augen zu verbergen. »Er muss weg, Marisa. Es gibt keine Alternative. Es spielt keine Rolle, ob das für mich okay ist oder nicht.«
»Natürlich spielt es das«, sagte Marisa. »Denkst du denn, dass er etwas für dich empfindet oder bist du für ihn nur eine Studentin, mit der er schläft während er in New York ist?«
Mia zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich denke ich bedeute ihm ein ganz kleines bisschen was.«
»Aber nicht genug, um zu bleiben?«
»Nein, er kann nicht bleiben«, sagte Mia. »Und das ist auch nicht wichtig. Wir sind einfach viel zu verschieden und deshalb war diese Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt.«
»Warum bist du sie dann überhaupt eingegangen?« fragte Marisa und sah sie befremdet an. »Sieht er wirklich
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