Gefaehrliche Begegnungen
durchgegangen und sie hatte sexuelle Untertöne dort wahrgenommen, wo gar keine waren. Wenn man mal seine Faszination für menschliche Technologien und Lebensart bedachte, war es nicht weiter verwunderlich, dass er einen richtigen Menschen auch interessant fand und vielleicht sogar niedlich, wenn er bestimmte Sachen machte. Mia ging es da bei den Tieren im Zoo ja auch nicht anders.
Weil sie sich jetzt für ihr komisches Verhalten ihm gegenüber ein kleines bisschen schlecht fühlte, lächelte sie Korum vorsichtig an, als er ihr die Sachen reichte. »Danke, dass du mir meine Kleidung getrocknet hast. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
»Gern geschehen. Es war mir ein Vergnügen.« Er lächelte zurück, aber die Art, wie er sie ansah, hatte irgendetwas unterschwellig Beunruhigendes.
»Wenn das für dich in Ordnung ist, würde ich mich jetzt umziehen gehen.« Mia, die unerklärlicher weise immer noch nervös war, drehte sich Richtung Küchentür.
»Natürlich. Weißt du noch, wie du zum Badezimmer kommst? Du kannst dich ja dort umziehen.« Er deutete den Flur hinunter und sah ihr mit einem leichten Lächeln auf den Lippen dabei zu, wie sie dankbar flüchtete.
Sie schloss die Badezimmertür ab und zog sich schnell ihre bequemen, hässlichen Klamotten an, die noch so angenehm warm vom Trockner waren. Irgendwie hatte er es geschafft, auch ihre Ugg Boots zu trocknen, stellte Mia erfreut fest, als sie hinein schlüpfte. Als sie sich endlich wieder viel mehr wie sich selbst fühlte, entfernte sie das nur noch leicht feuchte Handtuch von ihrem Kopf und ließ die Haare offen runterhängen, um sie zu Ende zu trocknen. Als sie fand, dass sie jetzt an ihrem Aussehen nichts mehr verbessern konnte, verließ Mia das sichere Badezimmer und wagte sich wieder zurück ins Wohnzimmer, zu Korum mit seinem verwirrenden Verhalten.
Er saß wieder auf dem Sofa und analysierte etwas in seiner Handfläche. Er sah so sehr darin versunken aus, dass Mia sich vorsichtig räusperte, um sich bemerkbar zu machen.
Als er das Geräusch hörte, sah er auf und lächelte geheimnisvoll. »Da bist du ja wieder, hübsch und trocken.«
»Äh ja, danke für Alles.« Mia trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Und vielen Dank auch nochmal für deine Gastfreundschaft. Jetzt sollte ich aber wirklich langsam gehen und versuchen, die Hausarbeit und noch ein paar andere Hausaufgaben fertig zu bekommen...«
»Natürlich, ich bringe dich dorthin, wo immer du hin möchtest.« Er stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und ging zum Jackenschrank.
»Ach Quatsch, das musst du doch nicht machen«, protestierte Mia. »Ich habe wirklich kein Problem damit, die U–Bahn zu nehmen. Es hat aufgehört zu regnen, also komme ich schon zurecht.«
Er sah sie ungläubig an. »Ich habe gesagt, ich fahre dich.« Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Mia entschied sich, nicht zu diskutieren. Es war ja nicht so, dass sie jeden Tag in einer Limousine fuhr. Da Korum so entschlossen war, sie zu fahren, könnte sie das auch einfach genießen. Also sagte Mia nichts und folgte ihm ergeben, als er in einen edel aussehenden Fahrstuhl einstieg und den Knopf für das Erdgeschoss drückte.
Roger und seine Limousine warteten schon vor dem Gebäude. Die Türen glitten auf, als sie sich näherten und Korum wartete mit dem Einsteigen höflich, bis Mia sich hingesetzt hatte. Mia wunderte sich, wo er all diese höflichen menschlichen Gesten gelernt hatte. Aus irgendeinem Grund bezweifelte sie, dass Ladies First ein allgemein verbreiteter Brauch war.
»Wo möchtest du denn hin?« erkundigte er sich, als er sich neben sie setzte.
Mia dachte einen Moment darüber nach. So gerne sie auch nach Hause geeilt wäre und Jessie von diesem ganzen unglaublichen Treffen erzählt hätte, der Abgabetermin für die Hausarbeit war bedrohlich in die Nähe gerückt. Sie musste in die Bibliothek gehen. Sie hoffte nur, dass sie die Ereignisse des heutigen Tages für ein paar Stunden aus ihrem Gedächtnis bannen könnte, oder eben so lange sie brauchen würde, um die verdammte Arbeit zu schreiben. »Die Bobst Bibliothek bitte, wenn das nicht zu viele Umstände macht«, bat sie vorsichtig.
»Das macht überhaupt keine Umstände«, versicherte er ihr, drückte auf die Gegensprechanlage und gab die Anweisung an Roger weiter.
In dem geschlossenen Raum der Limousine wurde sie sich immer mehr seines großen, warmen Körpers bewusst, der weniger als einen halben Meter von ihr entfernt war. Ihr
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