Gefaehrliche Begegnungen
exotischen pinkfarbenen und weißen Blumen, die in der Mitte des Küchentisches stand. »Der Bote war gerade da und hat das hier gebracht. Schau, da ist sogar eine Karte und alles! Weißt du, wer das geschickt hat? Gibt es da einen heimlichen Verehrer, von dem du mir nichts erzählt hast?«
Mia fror plötzlich innerlich, obwohl ihr Puls schneller wurde. Sie ging zum Tisch, griff nach der Karte und öffnete sie beklommen. Der Inhalt der Nachricht – in einer sauberen aber deutlich erkennbaren männlichen Handschrift – war einfach:
Heute Abend, 19.00 Uhr. Ich hole dich ab. Zieh dir was Hübsches an.
Mia legte die Nachricht mit leicht zitternder Hand ab. Aus irgendeinem Grund hatte sie nicht gedacht, dass er sie so früh wiedersehen wollen würde, und noch weniger, dass er zu ihrem Appartement kommen könnte.
»Also? Lass mich doch nicht so zappeln!« Dann hielt Jessie es nicht länger aus, schnappte sich den Zettel und las ihn selber. »Wow, was ist das denn? Du hast eine Verabredung?«
Mia fühlte, wie sie starke Kopfschmerzen bekam. »Nicht so richtig«, sagte sie ausweichend. »Ich ziehe mir nur schnell was für die Uni an und dann können wir unterwegs reden.«
Zehn Minuten später schnappte sich Mia einen Frühstücksriegel und ging zusammen mit Jessie, die zu dem Zeitpunkt vor Neugier fast schon platzte, aus der Wohnung. Seufzend gab sie ihr eine Kurzfassung der Geschichte und ließ ein paar Details aus, die ihr zu intim zum Teilen waren – so wie seine genauen Worte und ihre körperliche Reaktion darauf.
»Oh mein Gott.« In Jessies Gesicht spiegelte sich ungläubiges Entsetzen wieder. »Und jetzt will er dich wieder sehen? Mia, das ist ja übel, richtig übel.«
»Ich weiß.«
»Ich kann gar nicht glauben, dass er dir einfach so ins Gesicht gesagt hat, dass er mit dir Sex haben will.« Hände ringend schlug Jessie vor: »Was wäre denn, wenn du heute Abend nicht auftauchst, einfach in die Bibliothek gehst oder so?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich da auch finden würde. Das hat er ja schon mal getan. Und ich weiß nicht, was er macht, wenn er wütend wird.«
Jessies Augen weiteten sich. »Denkst du, er würde dir wehtun?« fragte sie mit leiser Stimme.
Mia dachte ein paar Sekunden lang darüber nach. Bis jetzt hatte er sich ihr gegenüber immer sehr... besorgt verhalten. Ein anderes Wort dafür fiel ihr gerade nicht ein. Es könnte auch alles nur vorgetäuscht sein, aber trotzdem glaubte sie nicht, dass er sich körperlich an ihr vergehen würde.
»Das glaube ich eigentlich nicht«, sagte sie langsam. »Aber ich weiß auch nicht, zu was er stattdessen fähig ist.«
»Was denkst du denn?«
»Genau das ist ja das Problem, ich habe keine Ahnung.« Mia spielte nervös mit einer langen Locke. »Er spielt definitiv nicht nach den normalen Regeln, die sonst für Verabredungen gelten. Ich meine er hat mich ja gestern fast auf offener Straße entführt...«
»Und wenn du nach Florida zurück gehst?« Jessie suchte offensichtlich verzweifelt nach einer Lösung.
»Das wäre übertrieben. Außerdem bin ich ja mitten im Semester. Bis zum Sommer kann ich nirgendwo hingehen.«
»Mist.« Für eine Sekunde hörte Jessie sich ratlos an. »Na dann sag ihm eben nein, wenn er heute Abend hier vorbeikommt. Denkst du dass er dich dazu zwingen würde, mit ihm mitzukommen?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Mia gequält und hielt vor dem Gebäude, zu dem sie hin wollten, an. »Ich werde wohl noch ein wenig darüber nachdenken müssen. Vielleicht verliert er ja das Interesse an mir, wenn ich heute Abend besonders hässlich aussehe.«
»Das ist doch eine super Idee!« Jessie klatsche vor Aufregung in die Hände. »Er möchte, dass du heute Abend etwas Nettes trägst? Also dann zeig es ihm! Zieh dir deine hässlichsten Klamotten an, iss frischen Knoblauch und Zwiebeln, schmier dir Öl ins Haar, damit es schön fettig aussieht und mach vielleicht noch etwas, das dich zum Schwitzen bringt – wie eine Runde Joggen – und danach gehst du weder duschen noch benutzt du Deo!«
Mia starrte ihre Mitbewohnerin fasziniert an. »Du machst mir Angst. Wie bist du denn darauf gekommen? Es ist ja nicht so, dass du es normalerweise darauf anlegst, Jungs zu vergraulen.«
»Ach, das ist einfach. Du musst einfach nur an Alles denken, was du tust, um dich für eine Verabredung fertig zu machen – und dann einfach an das komplette Gegenteil davon.« Jessie machte so eine kesse „Ich weiß Alles“ Geste mit einer Hand,
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