Gefaehrliche Begierde
umspielten ihre nackten Füße, als jeder Einzelne sich die Faust aufs Herz legte und sich auf die Kalksteinfliesen kniete. Nur Bastian blieb aufrecht stehen, seine grünen Augen fixierten sie, warteten darauf, dass sie begann.
Ihr Blick verharrte auf Macs gebeugtem Kopf. Sein Anblick half ihrer wankenden Zuversicht. Tania sprach sich im Stillen Mut zu. Sie schaffte das. Würde alles erinnern. Die richtigen Worte. Wo sie stehen sollte. All die ausgesuchten Einzelheiten des Protokolls. Und egal wie sehr sie es hasste, so intensiv gemustert zu werden, sie würde die Hochzeit ihrer besten Freundin nicht vermasseln. Myst zählte auf sie - hatte sie ausgewählt, die Zeremonie zu leiten -, sodass... keine Frage. Sie würde das hinkriegen; sich an alles erinnern, was Forge ihr erklärt hatte, ihr eingebläut und sie den ganzen Tag hatte wiederholen lassen. Sie würde die verdammt beste Lyzemai (Zeremonienmeisterin) sein, die die Drachenkrieger je gesehen hatten.
Tania reckte das Kinn, stellte sich ihrer Verantwortung und sagte mit gebieterischer Stimme: »Von Rechts wegen komme ich zu dieser Zeremonie. Hüter der Frau, die du zu deiner zu machen wünschst.« Ihre Stimme echote im weiten Raum, strich über die gewölbten Wände, bevor sie durch vier identische Torbögen entschwand. Sie sah Bastian lange in die Augen, genau, wie Forge es ihr beigebracht hatte, dann ließ sie ihren Blick über die hinter ihrem Kommandanten knienden Krieger schweifen. »Verteidiger ihrer Ehre. Beschützer bis in alle Zeiten. Allwaltend über diesen Raum und aller darin. Wer bestreitet es?«
»Keiner«, verbanden sich die tiefen Stimmen der Nightfury in ihrer Zustimmung.
»So sei es. Die Initiation kann beginnen.«
Nachdem sie die Position der Lyzemai eingenommen hatte, hielt sie erneut Bastians Blick fest. Ihre Stilettos klackten auf den Fliesen, als sie den Augenkontakt mit dem Bräutigam unterbrach, um die obligatorische Umrundung des Raums zu vollziehen. Vorbei an den Marmorsäulen und den Mosaiken unterschiedlicher Drachen, die sich zwischen ihnen befanden, ging sie hinter den knienden Nightfury vorbei, dann überquerte sie die große Scheibe, die im Boden eingelassen war. In der Mitte des Raums unter der Kuppel befand sich das Wappen, eine komplizierte Inschrift in einer Sprache, die sie nicht kannte, verlief um den äußeren Rand.
Tania blieb in der Mitte der Scheibe stehen und streckte die Hand einladend aus. Myst folgte ihr und erklomm, wie eine Vision aus violetter Seide, die Stufen. Sie trat auf Tania zu und ergriff die ausgestreckte Hand. Tania wandte ihr Gesicht dem Mann zu, den ihre Freundin zu heiraten gedachte.
Bastian stockte der Atem. » Bellmia .«
»Bist du der Frau würdig, die ich unter deine Obhut gebe?«
»Nein.« Bastian senkte den Kopf in Einhaltung des Rituals und sagte: »Ich bin unwürdig.«
»Das bist du.« Sie gab Mysts Hand frei, trat hinter sie und löste das Cape. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie ihr das Samtcape ab und enthüllte die bloßen Schultern ihrer besten Freundin. Als Daimler vortrat, um ihr den schweren Umhang abzunehmen, sagte sie: »Aber du bist von dieser Frau erwählt worden und bist jetzt akzeptiert von mir. Komm, Krieger ... erhebe Anspruch auf das, was jetzt von Rechts wegen dir gehört.«
»Mervais, zi Lyzemai«, dankte Bastian ihr in der Drachensprache für das Privileg. Entschlossen übertrat er die altertümliche Inschrift und stellte sich in die Mitte des Wappens.
Mit Tränen in den Augen streckte Myst die Hände nach ihm aus. Murmelnd trat er näher und nahm sie in seine. Die Luft sirrte, elektrostatischer Strom entfachte sich, als er seine rechte Hand in ihre legte und ihre Wange mit der anderen umfasste. »Meine Liebe ... für immer.«
Mit Beklemmungen in ihrer Brust beobachtete Tania die beiden. Erstaunlich. Überwältigend. Wunderschön. Sie hatte noch nie so eine Liebe gesehen, wie die beiden sie teilten ... oder ihre gegenseitige Hingabe. Sie sah, wie Bastian ihre Freundin ansah. Spürte ihre Verbindung mit jedem Atemzug. Erkannte mit ehrfürchtigem Staunen das Für-immer in Mysts Augen.
Für alle Ewigkeit. Diese beiden gehörten unleugbar für alle Ewigkeit zusammen.
Ihr kamen die Tränen. Tania unterdrückte sie. Sie hatte keine Zeit zum Weinen. Jetzt noch nicht. Später wäre noch Zeit genug, sich in eine Heulsuse zu verwandeln. Sich an Mysts Glück zu weiden und Freudentränen zu vergießen. Wieder ihre beste Freundin zu werden und die Rolle der Lyzemai
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