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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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vorbei rannte er in den hinteren Teil des Gebäudes. Mit jedem Schritt wuchs die Angst davor, was er finden würde. Bilder von Miranda rasten durch seinen Kopf. Er schob sich durch die erste Tür und fand sich in der verlassenen Druckerei wieder. Zeitungen – die nächste Ausgabe – lagen gebündelt in Stapeln an der Wand. Ansonsten war der Raum vollkommen verlassen.
    Er drehte sich um und richtete seine Schritte zu den Umkleideräumen der Frauen. Und wieder wallte in ihm der Schrecken auf, als er die Tür aufstieß.
    Aber auch hier: niemand.
    Dann steuerte er die Damentoiletten an, drückte die Türen auf. Vergeblich.
    Dasselbe galt für den Bereich der Männer.
    Wo zum Teufel war aber der Schuss her gekommen?
    Er rannte in die Halle zurück und stürmte ins Treppenhaus.
    Zwei weitere Stockwerke zum Durchsuchen. Die Büros im zweiten Stock, Lager und die Nachrichtenredaktion in der dritten Etage. Irgendwo da oben würde er sie finden. Er betete, dass sie noch am Leben war.
    Miranda umklammerte die Seitenwand des Transformatorenhäuschens und lauschte auf Schritte. Doch außer dem Hämmern ihres eigenen Herzens hörte sie nichts, nicht einmal das leiseste Knirschen von Schuhen auf dem Asphalt. Wo ist sie? Und welchen Weg hat sie genommen?
    Rasch blickte sich Miranda nach allen Seiten um. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Zu ihrer Linken konnte sie einen Haufen Kisten ausmachen. Rechts neben ihnen waren die Reling der Feuertreppe. Ein Ausweg! Wenn sie es bloß unentdeckt bis zu dieser Ecke schaffen würde.
    Wo war Annie?
    Sie musste einen Blick riskieren. Sie kauerte sich zusammen und robbte langsam Zentimeter für Zentimeter auf die Ecke zu. Was sie dort sah, ließ sie sich in Panik zurückziehen.
    Annie kam genau auf das Transformatorenhäuschen zu. Mirandas Instinkt befahl ihr, wegzulaufen und einen letzten Versuch zu unternehmen, der Verfolgerin zu entkommen. Doch ihr Verstand sagte ihr, dass sie es niemals schaffen würde. Annie war schon zu nahe.
    Verzweifelt scharrte sie ein paar Kieselsteine bei ihren Füßen zusammen. Sie warf sie hoch über ihren Kopf in die entgegengesetzte Richtung des Daches. Sie hörte, wie die Steine irgendwo in der Dunkelheit niederprasselten.
    Ein paar schreckliche Minuten lang lauschte sie nach Geräuschen – irgendwelchen Geräuschen. Nichts.
    Dann sah sie erneut um die Ecke des Transformatorenhäuschens. Annie folgte dem Geräusch, das die Kieselsteine verursacht hatten, ans andere Ende des Daches. Sie pirschte sich langsam an einen Schornstein an. Nur ein paar Schritte weiter. Noch einen …
    Das war Mirandas Chance – ihre einzige! Miranda rannte um ihr Leben.
    Ihre Schritte dröhnten wie Paukenschläge auf dem Dach. Noch bevor sie die Feuerleiter erreicht hatte, hörte sie den ersten Schuss und das Heulen der Kugel, die an ihr vorbeiflog. Keine Zeit zum Nachdenken, nur weg hier! Sie kletterte zur Feuerleiter und schwang ihr Bein auf die erste Metallstrebe.
    Noch ein Schuss.
    Die Wirkung der Kugel glich einem Schlag gegen ihre Schulter, dessen Wucht sie seitwärts über die Dachkante taumeln ließ. Sie erhaschte einen verwirrenden Anblick des nächtlichen Himmels und dann spürte sie, wie sie fiel. Instinktiv griff sie nach oben und tastete blind nach einem Halt. Als sie über die Kante der Feuerleiter strauchelte, schloss sich ihre linke Hand um kalten Stahl – das Geländer. Selbst als ihr die Beine wegrutschten und wie tote Gewichte unter ihr baumelten, hielt sie an dem Stahl fest. Sie versuchte, mit dem anderen Arm nach oben zu greifen, aber es schien, als wollte er ihr nicht gehorchen. Sie konnte ihn nur bis Schulterhöhe erheben, bekam aber einen Treppenabsatz zu fassen. Eine Sekunde lang hing sie mit den Beinen in der Luft. Dann schaffte sie es, einen Fuß gegen die Mauersteine des Gebäudes zu stemmen. Noch am Leben, immer noch da! dachte sie. Wenn ich mich nur über das Geländer schwingen könnte – zurück auf die Leiter …
    Die Bewegung eines Schattens über ihr, ließ sie erschaudern. Langsam erhob sie ihren Blick und starrte in die Mündung einer Pistole. Annie stand an der Dachkante und zielte gerade auf Mirandas Kopf.
    »Jetzt«, befahl Annie leise. »Lass die Feuerleiter los.«
    »Nein! Nein!«
    »Lass dich einfach fallen. Es ist ein schneller und einfacher Weg zu sterben.«
    »Es wird nicht funktionieren. Sie werden es herausfinden! Sie werden wissen, dass du es warst!«
    »Spring, Miranda. Spring.«
    Miranda schaute in den Abgrund. Er

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