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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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zu werfen.
    »Ein Gerücht sagt, du hättest einflussreiche Freunde.«
    »Was?«
    »Jemand hat die Kaution bezahlt und dich aus dem Gefängnis geholt, richtig?«
    »Ich weiß nicht, wer es war.«
    »Du musst doch eine Ahnung haben? Oder ist das ein Trick deines Anwalts, um dich als die Unschuldige dastehen zu lassen?«
    Miranda klammerte sich an die Spindtür. »Nicht, Annie. Bitte.«
    Annie legte ihren Kopf schief. Die Falten und Sommersprossen in ihrem Gesicht verrieten, dass sie viele Sommer in der Sonne verbracht hatte. »Ich bin fies, oder? Entschuldigung. Es ist nur, weil Jill mich auf das Verfahren angesetzt hat. Ich mag es nicht, wenn ich eine alte Kollegin auf die Titelseite bringen soll.« Sie beobachtete, wie Miranda den Spind leerte und die Tür schloss. »Also, kann ich eine Erklärung von dir bekommen?«
    »Ich habe es nicht getan.«
    »Die habe ich bereits gehört.«
    »Willst du den Pulitzerpreis gewinnen?« Miranda drehte sich um und sah ihr fest ins Gesicht. »Hilf mir herauszufinden, wer es war.«
    »Du musst mir erst einen Ansatzpunkt liefern.«
    »Ich habe keinen.«
    Annie seufzte. »Das ist das Problem. Ob du es nun getan hast oder nicht, du bist immer noch die Hauptverdächtige.« Miranda nahm die Kiste und ging die Treppe hinauf.
    Annie trottete hinterher.
    »Ich dachte, echte Reporter seien hinter der Wahrheit her«, sagte Miranda.
    »Diese Reporterin«, meinte Annie, »ist hauptsächlich faul und auf den Vorruhestand aus.«
    »In deinem Alter?«
    »Ich werde nächsten Monat siebenundvierzig. Ich denke, das ist ein gutes Alter, um in Rente zu gehen. Wenn ich dann auch noch Irving dazu bringe, mir die entscheidende Frage zu stellen, wird mein Leben nur noch aus Bonbons und Fernsehserien bestehen.«
    »Du würdest es hassen.«
    »Oh, ja.« Annie lachte. »Es wäre einfach schrecklich.« Die beiden betraten den Nachrichtenraum, und sofort spürte Miranda, wie sie wieder alle Blicke auf sich zog. Annie, die das Publikum gar nicht wahrnahm, ging zu ihrem Schreibtisch, warf ihre Spindschlüssel in die Schublade und holte ein Päckchen Zigaretten heraus. »Hast du zufällig Feuer?« fragte sie Miranda.
    »Das fragst du mich immer und ich habe nie welches.« Annie wandte sich um und brüllte »Miles!«
    Der Sommerpraktikant seufzte resigniert und warf ihr ein Feuerzeug zu. »Gib es einfach zurück«, sagte er.
    »Du bist sowieso zu jung zum Rauchen«, frotzelte Annie.
    »Das waren Sie auch mal, Berenger.«
    Annie grinste Miranda an. »Ich mag diese wunderbaren Jungen. Sie sind so verdammt bockig.«
    Miranda konnte nicht anders; sie lächelte. Sie saß auf dem Schreibtisch und schaute auf ihre Ex-Kollegin. Annie war wie immer von einer Wolke Zigarettenqualm umgeben. Die Raucherei war nur zum einen Teil Sucht und zum anderen gehörte sie zu Annies Schau. Sie hatte ihre Reportermeriten in einer Bostoner Nachrichtenagentur geerntet, wo es hieß, dass der Boden zentimeterdick von Zigarettenkippen bedeckt war.
    »Du glaubst mir doch, oder?« fragte Miranda leise, »du denkst nicht wirklich …?«
    Annie blickte ihr direkt in die Augen. »Nein. Ich glaube es nicht. Und ich habe nur Spaß damit gemacht, dass ich faul sei«, sagte sie. »Ich habe nachgeforscht, und ich werde etwas herausfinden. Nicht, dass ich es aus Freundschaft oder so tue. Ich meine, ich könnte Dinge herausfinden, die dich verletzen könnten. Aber das muss ich tun.«
    Miranda nickte. »Dann fang damit an.«
    »Was?«
    »Finde heraus, wer meine Kaution bezahlt hat.«
    Annie zog an ihrer Zigarette. »Das ist ein vernünftiger erster Schritt.«
    Da wurde die Tür des hinteren Büros aufgestoßen. Jill Vickery kam heraus und blickte sich in der Redaktion um.
    »Seenotruf. Wassereinbruch auf einem Segelboot. Wer will die Geschichte?«
    Annie duckte sich in ihrem Sessel. Miles sprang auf. »Ich nehme sie.«
    »Die Küstenwacht ist schon auf dem Weg. Wenn nötig, leih dir ein Schlauchboot. Los, mach dich auf den Weg. Du willst doch die Rettung nicht verpassen.« Dann drehte Jill sich um und schaute auf Annie. »Bist du im Moment beschäftigt?«
    Annie zuckte mit den Achseln. »Ich bin immer beschäftigt, Jill.«
    Jill deutete mit dem Kopf auf Miles. »Er wird dir helfen. Geh mit dem Kleinen.« Dann kehrte sie in ihr Büro zurück.
    »Ich kann nicht.«
    Jill blieb stehen und drehte sich nach Annie um.
    »Lehnst du meinen Auftrag ab?«
    »Ja, so ungefähr.« Annie stieß eine lange Rauchwolke aus. »Ich werde immer seekrank.«
    »Ich wusste, dass

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