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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hörte das Knarren und Quietschen der Klappe, als er sich damit abmühte, sie zu öffnen. Sie bemühte sich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, und nach einer Weile konnte sie die vagen Umrisse seines Kopfes ausmachen, kurz darauf den Schimmer des Schweißes auf seinem Gesicht. Und dann zeichneten sich noch mehr Einzelheiten ab; der bullige Schatten des Ofens, der Öltank, der rötliche Schimmer der Kupferrohre. Nun war alles sichtbar.
    Zu sichtbar! Wo kam das Licht auf einmal her?
    Mit neuer Besorgnis wandte sie sich um und starrte zum Kellerfenster hoch. Das zerbrochene Glas reflektierte den flackernden Tanz eines orangefarbenen Lichts. Feuer. »Oh, mein Gott«, flüsterte sie. »Chase …«
    Er drehte sich um und starrte auf das Fenster.
    Während sie hinsahen, bekam der Lichtschein eine neue und schreckliche Klarheit.
    »Wir müssen hier raus!« schrie sie.
    Er stemmte sich gegen die Klappe. »Ich bekomme sie nicht auf!«
    »Warte, ich helfe dir.«
    Sie drückten gemeinsam gegen das Holz und bearbeiteten es mit ihren bloßen Fäusten. Jetzt wirbelten die Rauchschwaden bereits durch das zerbrochene Fenster hinein. Über ihren Köpfen knackten die Fußbodendielen, und sie sahen den bedrohlichen Schein der Flammen, die sich durch das Haus über ihren Köpfen fraßen. Die größte Hitze strömte nach oben unters Dach, doch bald würde das Holz nachgeben und sie wären unter den brennenden Trümmern gefangen.
    Die Klappe ließ sich nicht bewegen.
    Chase schnappte sich den Feuerlöscher und begann, damit gegen das Holz zu schlagen. »Ich versuche weiter, es aufzubrechen!« brüllte er. »Du gehst zum Fenster; ruf nach Hilfe!«
    Miranda kletterte zum Fenster hinüber, durch das der Rauch in einer dicken schwarzen Wolke in den Keller drang. Sie schaffte es kaum bis zur Fensteröffnung. Dann blickte sie sich panisch nach einem Hocker, einem Stuhl oder irgendetwas, auf das sie sich hätte stellen können, um. Doch es war nichts in Sicht.
    Sie schrie lauter als je in ihrem Leben.
    Doch selbst da wusste sie, dass die Hilfe sie nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Das Kellerfenster zeigte zur Rückseite des Hauses in den Garten. Sie war zu weit vom Fenster entfernt, als dass ihre Stimme die Distanz hätte überbrücken können. Sie blickte hoch und sah, dass der Boden über ihr bebte. Der böse Schein des Feuers schimmerte bereits durch die Bretter. Sie hörte das Ächzen des Holzes, als es einsackte. Wie lange noch, bis die Dielen nachgaben? Wie lange noch, bevor sie und Chase in der weichen Schwärze des Rauchs zusammenbrachen? Die Luft war unerträglich dick geworden.
    Wir werden es nicht schaffen
, dachte sie.
Wir werden sterben.

8. KAPITEL
    Chase hämmerte verzweifelt gegen die Klappe. Ein Brett zerbarst, aber die Sperre hielt. »Jemand hat sie zugenagelt!« brüllte er. »Ruf weiter, so laut du kannst!«
    Sie schrie immer wieder, bis ihre Stimme brach und sie fast keinen Ton mehr herausbrachte.
    Sie hörte in der Ferne einen Hund bellen und weit weg Mr. Lanzos Rufe. Sie versuchte, zurückzurufen, brachte aber nur einen mitleiderregend schwachen Schrei zustande. Niemand antwortete. Hatte sie sich die Stimme nur eingebildet? Oder hatte er sie nicht gehört?
    Und selbst wenn er sie gehört hätte, würde er ihre Stimme hinter der schmalen Öffnungsklappe im Garten orten? Die Rettung war so nah und doch so unerreichbar. Wenn sie sich auf die Fußspitzen stellte, konnte sie ihre Hand durch das zerbrochene Fenster strecken und die Erde unter ihren Fingerspitzen fühlen. Nur wenige Meter entfernt wuchs ihr geliebter Rittersporn, ihre neu gepflanzten Veilchen …
    Plötzlich schoss ihr das Bild ihres Gartens, die feuchte Erde und das neu angelegte Blumenbeet durch den Kopf. Hatte sie nicht eine Spitzhacke benutzt, um die Sode aufzubrechen? Die Spitzhacke – wo hatte sie sie gelassen? Sie erinnerte sich daran, sie gegen die Mauer des Hauses gelehnt zu haben.
    In der Nähe des Kellerfensters.
    Mit der bloßen Faust brach sie die letzten Glasreste der Scheibe weg. Etwas Warmes rann an ihrem Arm hinab. Blut, dachte sie mit einem merkwürdig gleichgültigen Gefühl. Aber sie spürte keinen Schmerz; sie war viel zu angespannt, um irgendetwas anderes zu empfinden als die verzweifelte Not, den Flammen zu entkommen. Sie streckte ihre Hand durch das offene Fenster und tastete mit ihren Fingern an der äußeren Wand entlang. Auf der rechten Seite war nichts, nur raue Schindeln auf einem Steinfundament. Sie versuchte es auf der

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