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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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anderen Seite des Fensters, fuhr mit ihrer Hand über den Rahmen und berührte warmes Metall. Der Kopf der Spitzhacke!
    Sie umklammerte sie so fest, dass ihre Finger verkrampften. Unter Schmerzen schaffte sie es, den schweren Metallkopf zur Seite und vor das Fenster zu ziehen. Mit wenigen Windungen gelang es ihr, zuerst die Spitze und dann das stumpfe Ende durch das offene Fenster zu manövrieren.
    Die Spitze landete mit einem harten Geräusch auf dem Betonboden. Hustend und nach Luft schnappend, schleppte sie das Werkzeug zurück in den dichten Rauch. Jetzt fraßen die Flammen bereits die Dielen über ihrem Kopf. »Chase!« rief sie, »wo bist du?«
    »Ich bin hier!«
    Sie bewegte sich in die Richtung, aus der Chase Stimme gekommen war, doch auf halbem Weg dorthin verlor sie ihre Beute. Der ganze Raum schien sich um sie herum zu drehen wie ein Karussell. Ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden, dachte sie, wenn ich jetzt ohnmächtig werde, dann wache ich nie wieder auf. Doch ihre Knie gaben bereits nach. Wie sehr sie einen Atemzug frischer Luft benötigte, nur einen! Sie sank zu Boden. Der Beton fühlte sich angenehm feucht und kühl an ihrer Wange an.
    »Miranda!«
    Der Klang von Chase Stimme schien ihre letzten Reserven zu mobilisieren. Sie kämpfte sich erneut auf die Knie, wobei sie auch die Spitzhacke zu fassen bekam, die nur wenige Zentimeter neben ihr gelegen hatte. »Ich kann nicht – ich kann dich nicht sehen …«
    »Ich finde dich! Sprich weiter!«
    »Nein, dann müssen wir beide sterben! Bleib bei der Klappe!« Sie begann, in seine Richtung zu krabbeln. Das Geräusch der Flammen über ihnen war zu einem rasenden Rauschen geworden. Hinunter gefallene Holzteile lagen zerborsten und glühend auf dem Betonboden. Blind vor Rauch legte sie die Hand auf ein glühendes Stück Holz. Als sie den Schmerz fühlte, schrie sie kurz auf.
    »Ich komme zu dir!« rief Chase.
    Seine Stimme schien weit weg, so, als ob er aus einem anderen Zimmer nach ihr rief. Sie bemerkte, dass ihr erneut die Sinne schwanden und dass es dunkel um sie herum geworden war. Sie wusste, sie würde diesem Inferno nicht mehr entrinnen können. Dennoch kroch sie voran und schleppte sich und die Spitzhacke ein paar Zentimeter weiter.
    »Miranda!« Chase Stimme schien diesmal von noch weiter weg zu kommen, aus einer anderen Welt, einem anderen Universum. Und am Schlimmsten von allem erschien ihr, dass sie ohne den Trost seiner Berührung sterben würde.
    Sie streckte die Arme aus, um sich ein letztes Mal nach vorne zu kämpfen – und fand seine Hand. Er fasste sie sofort um die Taille, um sie näher an sich heran zu ziehen. Seine Berührung glich einem wundersamen Elixier, denn sofort fand Miranda die Kraft, noch einmal auf die Beine zu kommen.
    »Hier«, sagte sie hustend und schob ihm die Spitzhacke hin. »Wird es damit gehen?«
    »Es muss!« Er richtete sich auf. »Bleib unten«, befahl er.
    »Duck dich!«
    Sie hörte ihn stöhnen, als er die Hacke schwang, hörte, wie Metall in Holz krachte. Auf einen Schlag folgte der nächste. Dann flogen Splitter durch die Gegend und regneten auf ihr Haar. Er hustete und wankte. Im Gegenlicht der Flammen sah sie, wie er kämpfte, um auf den Beinen zu bleiben.
    Er schlug noch einmal zu.
    Und endlich gab die Klappe nach. Ein Schwall kühler Luft fiel durch die zerborstene Öffnung. Die Zufuhr frischen Sauerstoffs war, als hätte man Öl auf das Feuer gegossen. Überall schien Holz in Flammen aufzugehen. Miranda warf sich zu Boden und vergrub ihr Gesicht in den Armen. Ein Stückchen Glut traf zischend ihren Kopf. Sie wischte es weg und erschauderte vor dem Geruch ihrer eigenen, verbrannten Haare.
    Chase atmete die frische Luft tief ein und dann schlug er die Spitzhacke stöhnend vor Anstrengung erneut gegen das Holz.
    Die Klappe flog auseinander.
    Miranda fühlte sich wie durch einen langen dunklen Tunnel hochgerissen. Sie konnte kein Licht am anderen Ende entdecken, sah überhaupt kein Ende mehr. Es gab nur noch Schwarz und das eigenartige Gefühl, in Bewegung zu sein. Sie spürte Finger auf ihrer Haut, Finger, die sie umklammerten.
    Auf einmal sah sie das Gras.
    Und Chase war da, hielt sie in seinen Armen und strich ihr über Gesicht und Haar.
    Sie atmete tief ein. Die frische Luft schmerzte beinahe in ihren Lungen. Sie hustete und holte noch mehr Luft! Sie fühlte sich berauscht von ihrer Süße.
    Der Rest der Nacht bestand aus einem Durcheinander an Geräuschen, Sirenen, rufenden Stimmen und dem Knistern

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