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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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warten, bis Chase zu sprechen begann.
    Chase raffte sich auf und erzählte die Geschichte zum zweiten Mal in dieser Nacht. Er begann mit dem Cottage und erwähnte den offensichtlichen Einbruch und die geheimen Unterlagen. Diesmal ließ er die Information über Lorne Tibbetts und seine Affäre mit der Bibliothekarin unter den Tisch fallen. Manche Dinge, so dachte er, sollten Privatsache bleiben.
    Ellis notierte alles in einer bizarren, spinnfingrigen Schrift, die irgendwie irreal und fremdartig anmutete.
    Als Chase geendet hatte, stellte Ellis nur eine Frage:
    »Stand in diesem geheimen Unterlagen irgend etwas über mich?«
    »Nicht der kleinste Hinweis.« Ellis wirkte enttäuscht.
    Nachdem Ellis gegangen war, saß Chase alleine am Tisch und fragte sich, was als Nächstes geschehen würde. Kam noch ein Polizist, dem er die Geschichte erzählen sollte? Die ganze Angelegenheit hatte unwirkliche Züge angenommen, wie ein niemals enden wollender Albtraum. Zehn Minuten lang wartete er darauf, dass etwas passierte. Dann, als er die Nase voll hatte, ignoriert zu werden, schob er seinen Stuhl zurück und begab sich auf die Suche nach Miranda.
    Er fand sie in demselben Verhörraum, wo er sie vor über einer Woche zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war alleine. Ein schwarzer Rußfleck beschmutzte ihre Wange und ihr Haar war grau vor Asche.
    Sie sah ihn mit einem zutiefst erschöpften Blick an.
    »Willkommen in der Hölle«, murmelte sie.
    Er lächelte und dann sah er ihre in dicke Bandagen gewickelte Hand. »Ist es so ernst, wie es aussieht?«
    »Der Doktor hat die Wunde als echte Herausforderung betrachtet« Sie blickte verwundert auf die Skulptur aus chirurgischem Verbandsmaterial und Heftpflaster. »Ich hatte Angst, er würde mir die Hand amputieren.«
    »Das hätte ich nicht zugelassen«, sagte er lächelnd. »Dafür ist sie zu schön.«
    Sie versuchte, zurückzulächeln, aber sie schaffte es nicht richtig.
    »Du musst die Insel verlassen«, sagte er.
    »Ich kann nicht. Die Bedingungen meiner vorläufigen Freilassung …«
    »Zum Teufel mit diesen Bedingungen! Du kannst doch nicht auf den nächsten Mordanschlag warten.«
    »Was soll ich denn machen?« rief sie plötzlich aufgebracht. »Weglaufen und mich verstecken?«
    »Ja.«
    »Wovor? Ich weiß nicht einmal, wer mich umzubringen versucht!« Ihr Schrei fand ein Echo in dem kargen Raum. Sofort errötete sie, als ob sie für den Klang ihrer eigenen Hysterie schämte.
    »Wenn ich weggehe, dann werde ich nie wissen, wovor ich davonlaufe«, sagte sie ruhig. »Oder ob ich immer noch gejagt werde. Was für ein Leben ist das, Chase? Niemals zu wissen, ob ich in Sicherheit bin. Immer nachts aufzuwachen und auf Schritte zu horchen. Mich zu fragen, ob das Knarren der Stufen bedeutet, dass mich jemand holen kommt …« Sie erschauderte und starrte auf die Tischplatte.
    Chase nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr gegenüber. Sie schaute nicht hoch, sondern starrte weiter auf die Resopaloberfläche des Tisches.
    »Wenn du nicht weg gehst, was wirst du dann tun?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Die Hoffnungslosigkeit in dieser Geste schmerzte ihn. »Spielt das eine Rolle?«
    »Für mich schon.«
    »Warum?« Der Blick, mit dem sie ihn ansah, bewirkte, dass er gerne Dinge gesagt hätte, die er später gewiss bereuen würde. Dass es ihm wichtig war, ob sie lebte oder starb. Dass ihm wichtig war, was mit ihr geschah. Sie war ihm wichtig.
    Stattdessen entgegnete er mit unwiderlegbarer Logik:
    »Weil das, was heute Nacht geschehen ist, irgendwie mit Richard zu tun hat. Der Einbruch in Rose Hill, das Feuer in deinem Haus.«
    Sie stieß ein entmutigtes Lachen aus. »Ja, irgendwo in dieses Durcheinander scheine ich hineinzupassen. Dabei habe ich nicht die geringste Ahnung, warum.«
    Dann ging die Tür auf. Ellis kam herein. »Da sind Sie ja, Mr. T. Lorne meint, Sie beiden könnten gehen. Sagt, dass ihm keine weiteren Fragen mehr einfallen.«
    Ich hoffe, ich werde diesen Ort nie wieder sehen, dachte Chase, als sie Ellis den Korridor hinunter ins vordere Büro folgten. Lorne saß auf einem der Schreibtische und telefonierte. Er blickte auf, als Chase und Miranda vorbeigingen und bedeutete ihnen zu warten.
    »Zum Teufel«, seufzte Chase. »Ihm ist gerade wohl doch noch eine Frage eingefallen. Hoffentlich findet das bald ein Ende!«
    Lorne legte auf und sagte an Ellis gewandt: »Hol den Wagen. Wir haben noch einen Einsatz bekommen.«
    »Mann o Mann«, jammerte Ellis auf dem Weg zur Garage. »Ist das

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