Gefährliche Begierde
erschauderte.
Unten öffnete sich leise knarrend die Verandatür.
»Chase?« rief sie. »Bist du das?« Stille.
Sie stand auf und stellte sich an den oberen Treppenabsatz. »Chase?«
Die Verandatür fiel leise ins Schloss. Danach hörte sie nichts mehr, nur noch das Zirpen der Grillen auf dem Feld. Ihrem ersten Instinkt folgend, wollte sie das Licht anschalten, aber sie hielt sich noch rechtzeitig zurück. Die Dunkelheit war ihr Freund. Sie würde sie verstecken und beschützen.
Sie zog sich von der Treppe zurück. Zitternd presste sie ihren Rücken gegen die Wand und lauschte in die Dunkelheit. Es drangen keine neuen Geräusche vom Erdgeschoss zu ihr hinauf. Sie hörte nur das Hämmern ihres eigenen Herzschlags. Ihre Handflächen schwitzten. Ihre Nerven waren zum Reißen gespannt.
Und da hörte sie es … Schritte. In der Küche. Ein Bild schoss ihr durch den Kopf. Die Regale, die Schubladen. Die Messer.
Ihr Atem ging stoßweise. Sie entfernte sich noch weiter von der Treppe, während sie sich verzweifelt mit Fluchtgedanken beschäftigte. Hier oben gab es zwei Schlafzimmer und ein Bad. Und Fliegengitter an allen Fenstern. Könnte sie es rechtzeitig schaffen?
Unten waren weitere Schritte zu hören. Der Eindringling hatte die Küche verlassen. Er näherte sich der Treppe.
Miranda floh in das große Schlafzimmer. Die Dunkelheit erschwerte ihr den Weg. Sie stieß gegen einen Nachttisch. Eine Lampe wackelte und fiel hinunter. Das Klirren, das die Lampe verursachte, als sie auf dem Boden aufschlug, war genau das, was der Einbrecher brauchte, um sich in Richtung Schlafzimmer zu bewegen.
Panisch eilte sie zum Fenster. In der Dunkelheit erkannte sie ein Stück Dach, das sich leicht neigte. Von da waren es nur ein paar Meter bis zum Boden. Das Schiebefenster stand bereits offen. Nur das Fliegengitter trennte sie noch von der Freiheit. Sie drückte dagegen, aber nichts geschah. Und dann bemerkte sie, dass das Gitter gegen den Fensterrahmen genagelt war.
Jetzt begann sie verzweifelt, gegen das Drahtgebilde zu treten und schluchzte, weil es ihren Tritten widerstand. Immer wieder trat sie dagegen, doch obwohl es sich immer weiter nach außen wölbte, hielt es dennoch stand.
Da ächzte eine Treppenstufe.
Sie gab dem Fliegengitter einen letzten verzweifelten Tritt.
Der Fensterrahmen zersplitterte und das Fliegengitter schlug dumpf auf dem Boden auf. Hastig kletterte Miranda hinaus und ließ sich auf den Dachvorsprung fallen. Dort zögerte sie, hin und her gerissen zwischen den tröstlich soliden Dachziegeln unter ihren Füßen und ihrer einzigen Chance auf Entrinnen durch den freien Fall. Sie konnte nicht erkennen, was direkt unter ihr lag. Die Rosenbüsche? Miranda hielt sich am Dach fest und kletterte über die Kante. Ein paar Sekunden lang hielt sie inne und wappnete sich für den Aufprall.
Dann ließ sie los.
Die Nachtluft streifte ihr Gesicht. Der Fall schien endlos, ein schmerzhafter Abstieg durch Zeit und Raum.
Ihre Füße prallten auf den Boden, die Beine knickten ein und sie fiel der Länge nach auf den Kies. Sie blieb einen Moment lang liegen, den Blick in den sternenklaren Himmel gerichtet, der aufgrund ihres Schwindels an Kontur verlor. Dennoch spürte sie keinen Schmerz. Vielleicht hatte sie sich die Beine gebrochen, doch ihre Glieder waren wie taub. Aber sie wusste, das sie hier nicht liegen bleiben durfte.
Sie rappelte sich auf und begann, die Straße hinunter zu stolpern. Sie bog um eine Kurve … und sah sich sofort von einem Paar Scheinwerfer geblendet, die sie aus der Dunkelheit heraus ansprangen. Instinktiv hob sie ihre Arme, um die Augen vor der Helligkeit zu schützen. Dann hörte sie Bremsen quietschen und Kieselsteine, die unter den schlitternden Reifen zur Seite spritzten. Die Tür flog auf.
»Miranda?«
Mit einem Freudenschluchzer stolperte sie in Chase Arme. »Du bist es«, schrie sie. »Gott sei Dank bist du es.«
»Was ist los?« flüsterte er und zog sie an sich. »Miranda, was ist geschehen?«
Sie klammerte sich an seine Brust wie an einen soliden Anker. »Er ist da … im Cottage …«
»Wer?«
Plötzlich hörten sie es beide: das Zuschlagen der hinteren Tür und die Geräusche sich entfernender Schritte im Gebüsch.
»Setz dich in den Wagen!« befahl Chase. »Und schließ die Türen!«
»Was?«
Er gab ihr einen Schubs. »Tu es einfach!«
»Chase!« schrie sie.
»Bin gleich zurück!«
Verblüfft sah sie ihn in der Nacht verschwinden und hörte, wie sich seine Schritte
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