Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
entfernten. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihm folgen sollte, um im Notfall bei ihm zu sein, doch da hatte sie ihn bereits aus den Augen verloren und sah nichts mehr, außer den turmhohen Schatten der Baumkronen, die sich gegen den sternklaren Himmel abzeichneten. Und ringsherum lag nur noch die undurchdringlich wirkende Dunkelheit.
    Tu was er sagt!
    Sie kletterte in den Wagen, verschloss die Türen und fühlte sich auf der Stelle leer und ausgelaugt. Während sie hier saß und auf Chase wartete, hätte sie um sein Leben kämpfen können.
    Und was würde ich ihm nutzen?
    Sie drückte die Tür auf und kletterte aus dem Wagen, um zum Kofferraum zum gelangen. Dort fand sie einen Wagenheber aus Stahl, der schwer und solide in ihrer Hand lag.
    Sie drehte sich um und blickte in den Wald, der wie eine Wand aus Schatten, wie eine formlose Bedrohung auf sie zu lauern schien.
    Irgendwo in dieser Dunkelheit begab sich Chase vielleicht gerade in Lebensgefahr.
    Sie umklammerte den stählernen Wagenheber und lief in die Nacht.
    Das Geräusch knirschender Schritte im Unterholz bedeutete Chase, dass sein Gegner die Richtung gewechselt hatte. Chase hielt sich rechts, um dem Geräusch zu folgen. Zweige streiften sein Gesicht, und Dornen verhakten sich an seiner Hose. Die Dunkelheit war hier unter den Bäumen so dicht, dass er sich fühlte wie ein Blinder, der durch eine Landschaft voller Fallen stolperte.
    Wenigstens konnte sein Gegner auch nicht mehr sehen. Aber was, wenn er bewaffnet ist? Was, wenn ich in die Falle gelockt werde? dachte er und duckte sich unter einen Pinienzweig.
    Das ist ein Risiko, das ich auf mich nehmen muss.
    Die Schritte bewegten sich links von ihm. Im Sternenlicht, das wie in Streifen durch die Bäume fiel, sah Chase eine flüchtige Bewegung. Doch mehr als ein Schatten war nicht auszumachen. Ohne auf die Zweige zu achten, die ihm gegen das Gesicht schlugen, drang er tiefer in den Wald, bis er sich in einem Strauch verhedderte. Der Schatten huschte im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch. Chase befreite sich aus dem Dickicht und nahm die Verfolgung wieder auf. Er holte ihn ein. Trotz des Pochens seines eigenen Herzens, konnte er den Herzschlag seines Gegners spüren. Der Schatten befand sich direkt vor seiner Nase, gleich hinter dem Vorhang aus Zweigen.
    Chase sammelte seine Kräfte und stürmte so schnell er konnte durch das Gestrüpp auf eine Lichtung. Dort blieb er stehen.
    Der Angreifer war verschwunden. Nichts regte sich. Es war still bis auf den Wind, der in den Baumwipfeln rauschte. Ein flatterndes Geräusch neben ihm ließ ihn herumwirbeln. Vielleicht ein Tier. Verwirrt blieb er stehen, bis er das Knacken im Unterholz zu seiner Linken vernahm. Er drehte sich um, lauschte nach Schritten und versuchte, seinen Gegner zu lokalisieren. Hörte er jemanden atmen? Nein, es war nur der Wind …
    Wieder dieses Knacken im Gehölz. Er machte einen Schritt nach vorne. Und noch einen.
    Zu spät bemerkte er den Lufthauch des Zweiges, der auf seinen Kopf zuschoss.
    Der Schlag ließ ihn nach vorne fallen. Er streckte seine Hände aus, um den Sturz abzufedern und fühlte die Stiche der Piniennadeln und die feuchten Blätter, als er über den Waldboden schrammte. Er versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, damit er seinem Körper befehlen konnte, sich aufzurichten und dem Feind gegenüber zu treten, aber er gehorchte ihm nicht. Chase sah schon, wie sich die Dunkelheit vor seinen Augen verdichtete und wollte über seine eigene Hilflosigkeit schimpfen und fluchen, doch er brachte nur ein Stöhnen heraus.
    Schmerz … Sein Schädel fühlte sich an, als würde ein Presslufthammer darin wummern. Chase fasste sich an die Schläfen, doch das Dröhnen hörte nicht auf.
    »Er wird durchkommen«, sagte eine Stimme.
    Dann eine andere Stimme, weicher und ängstlich:
    »Chase? Chase?«
    Er öffnete die Augen und sah Miranda, die auf ihn hinab blickte. Der Lampenschein schimmerte in ihrem zerzausten Haar, das ihre Wangen wie flüssiges Gold umrahmte. Bereits ihr Anblick schien den Schmerz in seinem Schädel zu verringern. Er versuchte sich daran zu erinnern, wo er sich befand und wie er dahin gekommen war. Doch die Bilder von Dunkelheit und vom Schatten der Bäume ließen sich nicht vertreiben.
    Abrupt probierte er, sich aufzurichten und entdeckte noch mehr Menschen und Gesichter in dem Zimmer, das sich um ihn drehte.
    »Nein«, sagte Miranda. »Beweg dich nicht. Bleib einfach ruhig liegen.«
    »Jemand … jemand da draußen

Weitere Kostenlose Bücher