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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gebracht, dort eingepflanzt, und du hast es die ganzen Jahre lang gefüttert.
    Und dann bist du gegangen.
    Du sagst, du tust mir einen Gefallen, weil es, wenn es noch länger so weiterginge, mich noch mehr verletzten würde. Du weißt gar nicht, was es bedeutet, zu verletzen. Du hast einmal behauptet, du seiest eine aus Liebe verletzte offene Wunde. Ich dachte einmal, ich könnte dich retten.
    Du warst die Natter, die ich lange an meiner Brust genährt habe.
    Nun sagst du, hast du Heilung gefunden. Du glaubst, sie wird dich glücklich machen. Aber das wird sie nicht. Mit ihr wird es dasselbe sein wie mit den anderen. Du wirst entscheiden, dass sie nicht perfekt ist. Niemand, der dich je liebte, dich wirklich liebte, war jemals gut genug für dich.
    Aber du wirst alt und schlaff und denkst immer noch, dass es irgendwo eine junge perfekte Frau gibt, die sich bloß danach sehnt, mit deiner faltigen alten Hülle zu schlafen.
    Sie kennt dich nicht so gut wie ich. Ich brauchte Jahre, um hinter deine schmutzigen, kleinen Geheimnisse zu kommen. Deine Betrügereien, deine Lügen und deine Grausamkeit. Du wirst sie benutzen, wie du alle anderen benutzt hast. Und dann wird du sie wegwerfen wie den Rest von uns; eine weitere Frau, die du schrecklich verletzt hast.
    Du solltest leiden, weil du gesündigt hast. Ein sauberer, glatter Schnitt …«
    Miss St. John hielt den Brief noch immer umklammert, als sie Rose Hill abrupt verließ, um nach Hause zu eilen.
    Mit zitternden Händen erledigte sie zwei Telefonanrufe. Der erste galt Lorne Tibbetts. Der zweite Miranda Wood.

14. KAPITEL
    Miranda war am Rande der Erschöpfung, als sie die Stufen zu Annies Veranda hinauf ging. Es war nur ein zehnminütiger Spaziergang vom Polizeirevier bis hier, aber die Distanz, die sie in dieser Zeit hinter sich gebracht hatte, betraf eher ihr Gefühl als ihren Körper. Als sie alleine und von den merkwürdigen Absprachen zwischen Anwalt und Polizei ausgeschlossen, auf der Bank gesessen hatte, wusste sie, dass Noah DeBolt niemals wegen etwas Schlimmeren als Hausfriedensbruch angeklagt würde. Und dass sie, Miranda, eine zu bequeme Verdächtige wäre, als dass man sie einfach laufen lassen würde. Und dass Chase, der sich mit Evelyn und Noah hinter den verschlossenen Türen verschanzte, seine Wahl getroffen hatte.
    Hieß es nicht, dass eine Krise die Familie zusammenschweißt? Eben, und die Verhaftung des Patriarchen Noah DeBolt war, weiß Gott, eine ungeheuerliche Krise. Die Familie würde hinter ihm stehen.
    Miranda gehörte nicht zu dieser Familie, und sie würde niemals dazugehören.
    Sie betrat den Flur. Annie war noch immer nicht da.
    Die Stille hing wie eine Glocke über dem Haus. Als das Telefon plötzlich läutete, dröhnte das Geräusch beinahe schockierend laut in ihren Ohren.
    Sie nahm den Hörer ab.
    »Miranda?« fragte eine atemlose Stimme.
    »Miss St. John? Stimmt irgendetwas nicht? Ist etwas Schlimmes passiert?«
    »Sind Sie alleine zu Hause?« lautete Miss St. Johns bizarre Antwort.
    »Nun, ja, im Moment noch …«
    »Ich möchte, dass Sie die Tür abschließen. Und zwar gleich.«
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Sie haben Noah DeBolt verhaftet …«
    »Hören Sie auf mich! Ich habe noch einen Brief in Rose Hill gefunden. Das ist der Grund, weshalb sie immer wieder ins Cottage zurückkehrte. Sie wollte alle Briefe zurück haben. Sie war hinter den Briefen her!«
    »Wessen Briefe?«
    »M.«
    »Aber Noah DeBolt …«
    »Es hat nichts mit Noah zu tun! Es war ein Verbrechen aus Leidenschaft, Miranda. Das klassische Motiv. Lassen Sie mich Ihnen den Brief vorlesen …«
    Miranda hörte ihr zu.
    Als Miss St. John mit dem Vorlesen fertig war, waren Mirandas Hände von der Umklammerung des Telefonhörers taub geworden.
    »Ich habe die Polizei bereits verständigt«, sagte Miss St. John. »Sie haben einen Mann losgeschickt, der Jill Vickery festnehmen soll. Bis dahin halten Sie die Türen verschlossen. Es ist ein kranker Brief, Miranda, geschrieben von einer kranken Frau. Falls sie zu Ihnen nach Hause kommt, lassen Sie sie nicht herein.«
    Miranda legte auf.
    Und vermisste sogleich eine menschliche Stimme, irgendeine Stimme, selbst eine, die durchs Telefonkabel übertragen wurde. Annie, komm nach Hause, bitte.
    Sie starrte auf das Telefon und fragte sich, ob sie jemanden anrufen sollte. Aber wen? Erst jetzt bemerkte sie die Post, die sich seit mehreren Tagen neben dem Telefon stapelte. Der Stapel drohte umzukippen. Ein halbes Dutzend Rechnungen

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