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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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vermischt mit Zeitschriften und Wurfsendungen. Annies Buchhaltung ist bestimmt genauso schlampig wie ihre Haushaltsführung, dachte sie, während sie den Papierstapel neu aufschichtete. Erst da registrierte sie den Brief der Alumni Gesellschaft der Tufts Universität – Annies alter Universität. Er lag auf der Ecke des Tisches. Die Vorderseite des Din-A4-Umschlages war mit einem Serienadressaufkleber bedruckt. Es hätte Miranda nicht besonders interessiert – wäre ihr nicht dieses winzige Detail aufgefallen.
    Der Brief war an Margaret Ann Berenger adressiert.
    Du bist die einzige M., die ich kenne
, hatte Annie gesagt. Und hatte die ganze Zeit verschwiegen, dass auch sie diesen Buchstaben im Namen trug.
    Es muss nicht heißen, dass sie diejenige war.
    Miranda starrte auf den Aufkleber. Margaret Ann Berenger. Wo gab es den Beweis, wo die Verbindung zwischen Annie und diesen Briefen von M.?
    Und dann fiel es ihr plötzlich ein. Die Schreibmaschine. Ein altes Modell, hatte Jill gesagt, mit einem e, das gesäubert werden muss. Eine Schreibmaschine konnte man nicht so einfach verstecken. Eine schnelle Überprüfung der Schränke und Fächer bestätigte, dass es im Haus keine Schreibmaschine gab. Vielleicht in der Garage?
    Nein, Miranda war in der Garage gewesen. Die Garage bot kaum Platz genug für einen Wagen.
    Sie untersuchte sie trotzdem. Keine Schreibmaschine. Dann kehrte sie ins Haus zurück. Ihre Gedanken rasten.
    Inzwischen war Jill wahrscheinlich bereits verhaftet. Annie würde gleich davon hören und wissen, dass die Jagd auf die echte M. eröffnet war. Als Erstes würde sie die verräterische Schreibmaschine loswerden wollen, falls sie das nicht längst getan hatte. Es war das einzige Beweisstück, das Annie mit dem Mord an Richard in Verbindung bringen konnte.
    Es könnte meine Unschuld beweisen. Ich muss sie finden, bevor Annie sie zerstört. Ich muss die Schreibmaschine zur Polizei bringen.
    Es blieb nur noch eine Möglichkeit, wo sie danach suchen konnte.
    Sie rannte aus dem Haus und stieg in ihren Wagen.
    Ein paar Minuten später parkte sie vor dem Verlagsgebäude des Herald.
    Im Verlag war es dunkel. Die letzte Ausgabe war gerade fertig geworden. Niemand würde so spät nachts noch arbeiten, also hatte sie das Gebäude für sich.
    Sie öffnete die Tür mit ihrem Schlüssel – dem Schlüssel, den sie nie zurückgegeben hatte. Es war Ironie des Schicksal, dass Richard ihr gesagt hatte, sie sollte diesen Schlüssel behalten, weil er sicher war, dass er sie dazu überreden konnte, wieder in ihren Job zurückzukehren.
    Nun. Jetzt war sie zurück.
    Sie ging zielstrebig an den Schreibtischen vorbei zu Annies Tisch. Dort schaltete sie die Lampe an. Die obere Schublade war unverschlossen. Unter dem Durcheinander von Stiften und Büroklammern fand sie ein paar lose Schlüssel. Welcher davon gehörte zu Annies Spind? Sie sammelte sie alle ein und schlich sich durch das Treppenhaus nach unten zu den Waschräumen der Frauen.
    Sie machte Licht und sah die geblümte Couch, die malven-farbenen Tapeten und die viktorianischen Drucke an den Wänden. Nicht einmal Jill Vickerys Dekorationsgeschick konnte verbergen, dass es sich bei diesem Raum um ein finsteres Verlies ohne Fenster handelte. Miranda ging zu den Schränken hinüber. Es gab sechs davon. Sechs extrabreite Schränke, wo die Angestellten während der Wintermonate ihre schweren Mäntel und Stiefel unterbrachten. Sie wusste, welcher davon Annie gehörte. Auf der Tür klebte ein Sticker mit dem Spruch: ›Ich habe PMS und welche Entschuldigung haben Sie?‹
    Miranda probierte den ersten Schlüssel. Er ließ sich nicht drehen.
    Dann versuchte sie es mit dem zweiten und dem dritten. Das Schloss sprang auf.
    Sie öffnete die Tür und runzelte angesichts die Stirn. Auf der oberen Ablage befanden sich Fäustlinge, ein paar alte Joggingschuhe und ein Wollschal.
    Unten auf dem Boden lag ein Pullover über einem Bündel, das mit Handtüchern umwickelt war. Miranda hob das Bündel auf. Es war schwer. Sie entfernte die Handtücher und enthüllte den Inhalt.
    Es war eine alte, grüne Olivetti mit Pica Typen.
    Sie spannte ein Blatt Papier ein und tippte mit zittrigen Händen den Namen Margaret Ann Berenger. Die Schlaufe vom e war verschmiert.
    Plötzlich überflutete sie ein Gefühl der Erleichterung, das beinahe an Euphorie grenzte. Schnell schloss sie den Schrank und umwickelte die Schreibmaschine wieder. Als sie sie auf den Arm nahm, spürte sie einen Luftzug an ihrer

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