Gefaehrliche Begierde
Tod, vor dem er sich fürchtete, sondern der Gedanke, dass er England niemals wiedersehen würde.
Mit strenger Selbstkontrolle behielt er seinen Gedanken für sich. Wenn er so fühlte, mussten die unter seinem Kommando kämpfenden Männer die gleichen Sehnsüchte und Ängste haben. Nick hatte gelernt, den Krieg mit aller Macht zu hassen. Er hatte als wilder Krieger begonnen, bereit, dem Feind mit dem Messer zwischen den Zähnen entgegenzutreten, aber dann hatte er sich so vielen moralischen Hindernissen gegenübergesehen, dass sein Gewissen betäubt war. Einige der Männer, die unter seinem Kommando standen, waren noch Jungen, im Namen Englands setzten sie ihr Leben aufs Spiel und töteten Menschen. Dieser Krieg hatte Nick eine Unschuld genommen, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie besaß. Krieg war Wahnsinn, er machte das Töten zu einer Tugend. Er hatte so viele Menschen umgebracht, dass er fürchtete, seine Seele sei verdammt.
Er verbannte alle Gedanken an Alexandra, doch in seinen Träumen verzehrte er sich vor Sehnsucht nach ihr. Sie begannen immer gleich. Seine Küsse waren heiß und verlangend, gierig und wild. Nachdem er seinen Hunger zuerst einmal mit Küssen gestillt hatte, hielten seine Arme sie eng umschlungen. Ihren Körper zu fühlen, war so beruhigend und gab ihm Trost. Wenn er auf dem Tiefpunkt angekommen war, gelang es ihr immer wieder, ihn aufzubauen. Er wachte immer zum gleichen Zeitpunkt auf, nachdem er sie mit seinem Mund befriedigt hatte. Er wusste, warum er die Vereinigung nie vollzog, nicht einmal in seinen Träumen. Alexandra war für ihn verboten, sie gehörte zu Christopher.
Hewlett-Packard
19
Christopher Hatton wurde, zusammen mit seinem Freund Rupert, Mitglied des angesehenen Four-In-Hand Sportclubs. Kit war nur deshalb damit einverstanden, weil dort keine ernsthaften Rennen stattfanden. Die Mitglieder des Clubs fuhren mit ihren Phaetons und ihren Zweispännern nach Salt Hill, ungefähr zwanzig Meilen von London entfernt. Dort speisten sie in der Windmühle, tranken bis sie nicht mehr konnten, und fuhren dann zurück in die Stadt.
Während Kit die St. George Street zum Hanover Square entlangbrauste, wo sich die Mitglieder des Clubs versammelten, trafen immer mehr Sportwagen ein. Er glaubte, Rupert in seinem neuen weißen Jackett gesehen zu haben, deshalb hielt er am Straßenrand an und sprang aus seinem Wagen. Als der große, schlanke Mann sich dann umwandte, stellte Kit fest, dass er ihn mit Jeremy Eaton verwechselt hatte.
»Was zum Teufel tust du hier?« Kit konnte seinen Ärger nicht verbergen. Bei den Mitgliedern des Clubs handelte es sich meistens um Lords mit Titeln, dies war der letzte Ort, an dem er Eaton erwartet hatte.
»Hallo, Harm. Wie es scheint, lieben wir die gleichen Orte.«
Ganz sicher verfolgst du mich, du Bastard!
»Hübsche Tiere. Ich habe gehört, dass du dir einen Phaeton gekauft hast. Deine Invstitionen haben sich sicherlich als lohnend erwiesen. Die meinen waren nicht so erfolgreich.«
»Wie schade. Du solltest deinen Vater um Rat fragen.«
»Mein Vater und ich sind uns nie einig... genau wie es bei dir und deinem Vater war«, meinte er gedehnt.
»Was willst du damit sagen? Mein Vater hat mich geliebt.«
»Nur merkwürdig, dass es deine Hand war, die den Abzug betätigt hat.«
»Hör mal, ich habe genug davon. Wenn du der ganzen Welt mitteilen willst, dass ich und nicht mein Zwillingsbruder Nick meinen Vater bei einem Unfall erschossen habe, dann tu es. Niemand wird dir glauben.«
»Bei einem Unfall?«, fragte Jeremy und blies sich in die Hände, um sie zu wärmen. »Wenn ich erst einmal enthülle, dass es nichts gab, was auf einen Unfall hingedeutet hat, würden mir alle glauben, möchte ich behaupten.«
Kit begann zu zittern und zog seinen Umhang enger um sich. »Ich an deiner Stelle würde meinen Mund halten.«
Eaton lachte. »Den Mund muss man erst halten, wenn Fliegen in der Gegend sind.«
»Wie viel?«
»Zehntausend klingt in meinen Ohren fair.« Er blickte zum Himmel. »Es könnte Schwierigkeiten geben. Es braut sich ein Sturm zusammen, und ich möchte lieber nicht hineingeraten. Wir sehen uns morgen Abend bei Whites, ich bin dienstags immer dort. Oder noch besser, wir treffen uns morgen früh in der Barclays Bank. Pünktlich um zehn.«
Nachdem sein Cousin ihn verlassen hatte, griff Kit in seine Manteltasche und zog eine Flasche daraus hervor. Er hob sie an die Lippen und stellte fest, dass seine Hände zitterten. Dieser
Weitere Kostenlose Bücher