Gefaehrliche Begierde
wollte, dass die Französin ihre Kleiderwahl für unpassend erklärte.
»Ich möchte mich sehr bedanken dafür, dass Sie meinen Laden den Schwestern des Herzogs von Devonshire empfohlen haben. Sowohl Lady Granville als auch Lady Carlisle sind zu mir gekommen, um Kleider und einen Kaschmirschal zu kaufen.«
»Das freut mich sehr. Ich bin heute gekommen, um mir Kleider anzusehen, und vielleicht werde ich auch einen Kaschmirschal für meine Großmutter mitnehmen, sie liebt hübsche Dinge.«
Als Madame Martine ihr ein Kleid aus blassem seegrünem Musselin zeigte, wusste Alex, dass sie dieses Kleid haben musste. Es hatte lange, durchscheinende Ärmel, die spitz zuliefen. Das tief ausgeschnittene Mieder war mit Rosenknospen und Blättern aus grünen, seidenen Liebesknoten verziert. Als Alex das Kleid anprobierte, passte es ihr wie angegossen. »Oh, es gibt mir das Gefühl, so sehr feminin zu sein, ich kann einfach nicht widerstehen!« Sie wählte einen cremefarbenen Kaschmirschal mit Fransen aus schwarzer Seide, wusste, dass Dottie ihn lieben würde.
Auf ihrem Weg zurück zum Berkeley Square genoss sie die Atmosphäre der Stadt und wollte nicht daran denken, was vor ihr lag.
Um sieben Uhr begann Alex sich auf ihren letzten Auftritt bei Champagner Charlie vorzubereiten. Zu ihrem Entsetzen fiel ihr fleischfarbenes Netzkleid, das sie schon so oft gewaschen hatte, auseinander. Zögernd gestand sie sich ein, dass sie wohl diesmal nackt auftreten musste. Sie war erleichtert, dass dies das letzte Mal war, und hoffte, dass Charlotte King nicht böse wäre, wenn sie erfuhr, dass Caprice nicht mehr zurückkommen würde. Sie musste zugeben, dass Mrs. King immer sehr großzügig mit ihr umgegangen war. Sie hatte ihr erlaubt, nach ihren Auftritten ihr privates Schlafzimmer zu benutzen, und hatte ihr die hundert Guineen immer nach oben gebracht, ehe Alex ging. Alex holte tief Luft, hob das Kinn und betrat Charlies Club. Nur noch drei Stunden, dann werde ich zurück sein am Berkeley Square, ohne dass jemand etwas von meinem Geheimnis ahnt!
Hewlett-Packard
28
Als Nicholas Hatton in London ankam, hinterlegte er das Geld auf seinem Konto bei der Coutts Bank, das er auf den Namen Flynn Hatton eröffnet hatte und auf dem sich mittlerweile eine beruhigend hohe Summe von mehr als fünfzigtausend Pfund befand. Unter dem gleichen Namen mietete er einen Banksafe, in den er die Besitzurkunde von Hatton legte. Auch die Aktien, Wertpapiere und Investmentzertifikate bewahrte er dort auf, bis er einen Finanzberater fand, dem er und sein Zwillingsbruder vertrauen konnten.
Als Nächstes suchte er seinen Freund Hart Cavendish auf, der ihm besser als jeder andere einen Finanzberater nennen konnte.
»Nick, ich habe gehört, dass du aus Frankreich zurück bist. Ich beneide dich um deinen Mut. Waren die Bedingungen dort wirklich so schlimm, wie immer behauptet wird?«
»Wahrscheinlich noch viel schlimmer. Wellington ist es gelungen, aus einer ausweglosen Lage siegreich hervorzugehen. Er ist ein militärisches Genie.«
»Ich habe dem Prinzregenten vorgeschlagen, Wellington für seine großartigen Dienste mit einem Herzogtum zu belohnen.«
»Ich fürchte, dein Vorschlag ist auf taube Ohren gestoßen. Ich glaube, die Regierung fürchtet, dass sie einen Militärdiktator bekommt, und George ist natürlich voller Eifersucht.«
»Ist das ein Wunder? Die Menschen von England verehren einen Helden, und Prinny könnte das niemals für sie sein. Er ist nicht mehr als eine Witzfigur, über den die Leute wegen seiner Exzesse lachen.«
»Seine Exzesse werden immer peinlicher. Wie ich gehört habe, sind seine Verluste am Spieltisch mittlerweile so hoch, dass er nur noch privat im Foxhole spielt.«
»Das stimmt«, bestätigte Hart. »Ich war zu einem Essen im Carlton House eingeladen und sollte dann mit ihnen in Fox' Spielhölle gehen, aber ich habe abgelehnt. Ich kenne Prinny zu gut. Nachdem er sein Geld verliert, hält er es für selbstverständlich, dass ich ihm Geld leihe, und dann vergisst er, dass er mir Geld schuldet.«
Nick nahm sich vor, nicht zu vergessen, dass der Prinzregent seine Kumpane eingeladen hatte, mit ihm im Carlton House zu essen. Sehr wahrscheinlich würden sie danach halb betrunken zum Foxhole fahren, genau wie Champagner Charlie es ihm gesagt hatte. »Da wir gerade von Geld reden, ich wollte dich fragen, ob du mir nicht einen guten Finanzberater nennen kannst. Der Cousin meines Vaters, John Eaton, hat sich als sehr unfähig
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