Gefaehrliche Begierde
sein würde.
Aber als Hart sein goldenes Zigarrenetui öffnete und ihr einen Stumpen anbot, nahm sie ihn ohne zu zögern; die Hatton-Zwillinge hatten ihr beigebracht zu rauchen, als sie vierzehn war.
Als er ihr mit belustigter Skepsis den Stumpen ansteckte, wusste Alex, dass sie sich jetzt nicht drücken durfte. Sie nippte an dem Cognac und zog dann ganz langsam an dem Stumpen, bis ihr der Rauch in die Augen stieg. Sie sah sich lässig um und hörte plötzlich Applaus. »Ist das nicht die berühmte Sängerin aus Ranelagh Gardens?«
Hart wandte den Kopf. »Sophia Baddeley, ja. Sie ist die augenblickliche Geliebte von Melbourne, aber wir werden einander heute Abend meiden, weil ich eine Lady bei mir habe.«
»Aber ich qualme wie ein Schlot, woher soll er wissen, dass ich eine Lady bin?«
»Wenn ich ihn ignoriere, weiß er das sofort.«
»Oh, Hart, wie lächerlich doch die Regeln der Gesellschaft sind. Wir brauchten uns keine Sittenkomödie anzusehen, wir leben diese Komödie!«
»Mit Ihnen zusammen zu sein ist wesentlich unterhaltsamer als jedes Theaterstück, Alex. Sie gewinnen Ihre Wette, ich werde Sie hinbringen, wo immer Sie wollen.« Er griente sie an. »Selbst wenn Sie die Wette verloren hätten, hätte ich Sie hingebracht.«
»Ich weiß.« Sie erwiderte sein Grienen. »Ich wollte nur angeben!«
Hart legte den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Alex stimmte in sein Lachen ein und stellte fest, dass ihr der Cognac in den Kopf gestiegen war. Die frische Luft tat ihr gut, als sie zu der Stelle zurückschlenderten, an der die Devonshire Kutsche auf sie wartete.
Im Inneren der Kutsche breitete sie ihren Umhang aus, legte ihre Tasche und die Spottschriften, die Hart für sie gekauft hatte, neben sich auf den Sitz, so dass er gezwungen war, sich ihr gegenüberzusetzen. Er verstand die Botschaft, dass sie zwischen ihnen einen sicheren Abstand wünschte, und machte keine Anstalten, sie zu küssen.
Als die Kutsche auf dem Berkeley Square anhielt, fragte Hart: »Werde ich Sie am Freitagabend im Burlington House sehen?«
»Ja, wir haben eine Einladung bekommen. Ich werde endlich Ihre Schwester kennen lernen, Lady Dorothy Howard, die Gräfin von Carlisle. Das möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen«, versicherte sie ihm, und sofort waren ihre Gedanken von Nick Hatton erfüllt.
Hart begleitete sie bis zur Tür, dann drückte er ihr einen scheuen Kuss auf die Stirn. »Danke für einen unvergessli-chen Abend, Alex.« Als er zu seiner Kutsche zurückkehrte, befand er sich in einem Dilemma. Wegen der verheerenden ehelichen menageries seiner Eltern hatte er keinVerlangen nach einer Ehefrau und geschworen, nie im Leben zu heiraten. Er war der reichste Adlige in ganz England und konnte sich jede Geliebte leisten, die er haben wollte. Er verzehrte sich nach Alexandra und sehnte sich danach, ihr Geliebter zu werden, aber sie war eine Erbin, und einer Lady mit ihrem Reichtum eine carte blance anzubieten, würde ihr keinerlei Anreiz bieten.
Hewlett-Packard
12
Christopher Hatton sah zu, wie Nicholas seinen Koffer packte. Er beneidete ihn um die Uniform der Royal Horse Artillery, und ganz besonders um die Waffen. Die versilberten Steinschlosspistolen hatten Zwölf Inch-Läufe und verzierte Griffe.
Sie trugen das Emblem der Krone mit den Initialen GR für Georgius Rex.
»Nimmst du dein Pferd mit?«, fragte Kit.
»Ja, ich kenne seinen Wert, immerhin habe ich es selbst gezüchtet. Ich werde bis nach Portsmouth reiten, und für mein Gepäck werde ich ein Packpferd mitnehmen.«
»Musst du denn wirklich heute schon weg?« Kits Stimme klang unwirsch.
»Was hätte es denn für einen Zweck, wenn ich meine Abreise noch hinauszögern würde?« Sie sahen einander lange an.
Schließlich senkte Kit den Blick. Er fühlte seinem Zwillingsbruder gegenüber einen großen Groll für das, was er getan hatte. Er hatte nichts dagegen, dass Nick in die Armee eingetreten war, aber warum zum Teufel war er nicht zu den Horse Guards gegangen, dann wäre er in London stationiert worden. Es war die bevorstehende Trennung, die Kit so wütend machte. Er hatte sich zwei Tage lang geweigert, daran zu denken, aber jetzt war Donnerstag, und Nicks Abreise stand bevor. Er konnte an nichts anderes mehr denken.
Kit fürchtete, dass er ohne Nick seine Identität verlieren würde. Sie waren Zwillinge, und sie waren immer zusammen gewesen. Zwillinge unterstützten einander, traten füreinander ein. Und jetzt verließ Nick ihn, er ließ ihn
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