Gefaehrliche Begierde
Bekleidungsgeschäft in der Bond Street. »Das einzige Mal, dass Madame Martine Frankreich je gesehen hat, war an einem klaren Tag, als sie auf den Klippen von Dover stand.«
Das Geschäft war nur fünf Minuten vom Berkeley Square entfernt, und Alex war umgeben von eleganten Menschen, die ihre Einkäufe erledigten. Als sie das Geschäft betraten, wurden sie mit Aufmerksamkeit überschüttet, und Alex wusste, dass Madame Martine die wohlhabende Witwe erkannt hatte.
»Meine Enkelin braucht ein Kleid für den Empfang im Burlington House heute Abend. Etwas, das im Kontrast steht zu ihrer herrlichen Haarfarbe.«
»Heute Abend, Lady Longford, mais...« Martine schien entsetzt, weil ihr nur so wenig Zeit blieb.
»Aber gar nichts. Wenn Sie yns nicht bedienen können, werden wir woanders hingehen.«
»Non, non, es wird mir eine große Freude sein«, versicherte ihr Madame.
»Das wird es ganz sicher«, stimmte ihr Dottie zu.
Alex unterdrückte ein Lächeln und setzte sich auf einen der zierlichen, vergoldeten Stühle. Eine Assistentin brachte zwei weiße Kleider, beide passend für eine junge Debütantin.
»Wir wollen kein weißes Kleid.« Dottie winkte ab.
»Aber Lady Longford, Weiß zeugt von einem guten Geschmack.«
»Ich hasse guten Geschmack, er beweist nur einen Mangel an Mut.«
Die Assistentin brachte ein rosafarbenes Kleid und ein anderes in einem gedeckten Lavendelton. Alex probierte es an, betrachtete sich im Spiegel. Winzige Fältchen aus Chiffon umschmeichelten die hohe Taille, und als sie ein paar Schritte machte, veränderte sich die Farbe des Kleides im Wechsel von Licht und Schatten. Ihre Augen leuchteten. Sie wollte gerade erklären, dass sie dieses Kleid unbedingt haben wollte, als Dottie vorsichtig einen Finger auf die Lippen legte.
»Mmm, das könnte gehen«, meinte Dottie unsicher. »Aber es fehlt noch etwas. Ich denke, wir nehmen es« - sie hob ihren Stock aus Ebenholz, »wenn Sie uns noch diesen violetten Umhang dazu geben, den Sie dort ausgestellt haben.«
Madame Martine, die ihren Profit schwinden sah, protestierte. »Aber Lady Longford, der Umhang ist aus feinstem Kaschmir!«
»Das will ich doch hoffen... für uns gibt es nichts Billiges. Ein Paar lange Wildlederhandschuhe wären auch ganz nett. Machen Sie keine Umstände und packen Sie alles ein! Wir können hier nicht den ganzen Tag verschwenden. Wir werden zurückkommen, um eine neue Garderobe zu ordern, wenn wir mehr Zeit haben.«
Als sie das Geschäft verließen, meinte Alex: »Danke für das Kleid und den wunderschönen Umhang aus Kaschmir. Du bist ganz schön gerissen.«
»Ich liebe es zu handeln. Ich hatte einen Vorfahren, der ein berühmter Teppichdieb auf dem Basar war, oder war es jemand, der berühmt dafür war, bizarr zu sein? Ich habe vergessen, wie es war.«
Als sie den Berkeley Square erreichten, wollte Rupert zum Hyde Park reiten, um zu sehen, ob Kit Hatton dort war, weil er ihn schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte. Als er jedoch Alexandras Kleiderschachtel entdeckte, zog er die Augenbrauen hoch. »Madame Martine, du liebe Güte. Das teuerste Geschäft in der ganzen Bond Street!«
»Du solltest dich mit deinen Worten zurückhalten, wenn du mit den Ladys der Familie sprichst, und darüber, wo sie einkaufen.« Dottie musterte ihn von Kopf bis Fuß und starrte auf seine teuren Reithosen, die Weste und das Jackett. »Die Bond Street ist auch nicht teurer als die Savile Row, möchte ich wetten.« Sie deutete mit ihrem Stock in Richtung auf das Frühstückszimmer. »Ich möchte mit dir reden, Rupert.«
Gehorsam folgte er ihr in das Zimmer, denn wenn Dottie in diesem Ton mit ihm redete, meinte sie es ernst.
Dottie schloss die Tür hinter ihnen. »Wie weit bist du gekommen mit einer Erbin? Hast du bereits eine im Auge?«
»Nun ja, noch nicht... immerhin bin ich noch nicht einmal eine Woche hier!«
»Wenn man der Bibel glaubt, hat Gott die Erde in weniger als einer Woche erschaffen«, erklärte sie spöttisch. »Rupert, es ist mir gelungen, einen Kredit bei der Bank zu bekommen, und ich habe tausend Pfund für deine geschäftlichen Angelegenheiten beiseite gelegt.«
»Geschäftliche Angelegenheiten?«, fragte er unsicher.
»Das Geschäft, dir eine reiche Frau zu angeln, du Dummkopf! Ich werde dir jetzt fünfhundert Pfund geben für deine Ausgaben, für einen Ring und andere Kleinigkeiten und noch einmal fünfhundert, wenn du dich verlobst.«
»Tausend Pfund, um eine reiche Frau zu finden, ist nicht gerade
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