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Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Titel: Gefährliche Enthüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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und hatte den eleganten, durchtrainierten Körper eines Langstreckenläufers. Seine Haare waren schwarz, und er trug sie militärisch kurz. Sein Gesicht wirkte auf exotische Weise attraktiv. Die breiten, kantigen Wangenknochen betonten die dunklen Augen. Augen, so tiefbraun, dass Annie keine klare Abgrenzung zwischen Iris und Pupille erkennen konnte. Seine fein geschwungenen Lippen zeigten kein Lächeln. Irgendetwas sagte ihr, dass dieser Mann nicht sonderlich oft lächelte.
    Er hielt ihr seine aufgeklappte Brieftasche hin, sodass sie einen in Plastik eingeschweißten Dienstausweis sehen konnte.
    Allen Bemühungen zum Trotz zitterte Annies Hand, als sie das weiche Lederetui entgegennahm, und sie sah ein kurzes belustigtes Aufblitzen in seinen dunklen Augen. Er fand es also amüsant, dass sie Angst vor ihm hatte. Was für ein Idiot.
    Sie setzte sich auf eine Stufe, um seinen Ausweis zu studieren. Peter Taylor, achtunddreißig Jahre alt, Privatdetektiv und Sicherheitsexperte mit offizieller Zulassung. Unter diesen Angaben stand eine New Yorker Adresse im eher teuren Viertel Greenwich Village. Die Brieftasche enthielt außer dem Dienstausweis einen Führerschein, ausgestellt im Staat New York, und mehrere Kreditkarten: American Express Gold auf den Namen Peter Taylor, gültig bis zumMärz nächsten Jahres, Mastercard, Visa und Sears. Dazu über fünfhundert Dollar in bar und einen kleinen Stapel seiner eigenen Visitenkarten.
    Sie klappte die Brieftasche zu und reichte sie ihm brüsk zurück. Als ihre Blicke sich trafen, sah sie erneut einen Anflug von Belustigung über sein so ernsthaftes Gesicht huschen.
    „Finde ich Gnade vor Ihren Augen?“, fragte er. Als er die Brieftasche in der linken Innentasche des Tweedsakkos verstaute, erhaschte sie einen kurzen Blick auf sein Schulterholster mit der Waffe darin.
    Annie nickte. „Fürs Erste“, sagte sie. Sie gab sich größte Mühe, formell und höflich zu klingen. „Aber nur damit eines klar ist: Sie sollten wissen, dass ich Sie nicht hier haben will. Ihre Anwesenheit empfinde ich als eine Zumutung, und ich habe vor, morgen mit Marshall darüber zu reden. Machen Sie sich also nicht die Mühe, Ihren Koffer auszupacken. Sie reisen schon morgen früh wieder ab.“
    „Ich habe heute Nachmittag mit Mr Marshall gesprochen. Er besteht darauf, dass ich bleibe. Offenbar macht er sich Sorgen um Ihre Sicherheit, und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er so schnell seine Meinung ändern wird.“
    Annie starrte ihn an. Wie er da vor ihr stand, die Beine leicht gespreizt, die Arme vor der Brust verschränkt, strahlte er Standfestigkeit und Selbstsicherheit aus. Seine Jeans spannten sich über den straffen Oberschenkelmuskeln. Die große silberne Gürtelschnalle war ganz offensichtlich eine Arbeit der Diné. Annie konnte es nicht genau sehen, aber er trug an der rechten Hand einen Silberring, den sie ebenfalls für eine Diné-Arbeit hielt, und eine silberne Kette unter seinem Hemd. Sie war fast sicher, dass mindestens ein Elternteil ein amerikanischer Ureinwohnerwar, wahrscheinlich ein Diné.
    „Wo sind Sie aufgewachsen?“, fragte sie.
    Er blinzelte, überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel. „In Colorado. Überwiegend.“
    Seine Schultern und die Nackenmuskeln versteiften sich leicht. So leicht, dass er es vermutlich nicht einmal selbst bemerkte, aber Annie fiel es auf. Irgendetwas an ihrer Frage hatte ihn in die Defensive gedrängt und sein Misstrauen geweckt. Lag es daran, dass sie ihm eine persönliche Frage gestellt hatte? Oder hing sein Unbehagen mit Colorado zusammen? Oder gar mit diesem merkwürdigen „überwiegend“?
    Sofort war sie von ihm fasziniert. Nicht etwa, weil er so verflixt gut aussah, versuchte sie sich selbst zu überzeugen. Die unbestreitbare Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, beruhte vielmehr auf seiner ruhigen Wachsamkeit und einem leichten mysteriösen Touch. Dieser Mann hatte Geheimnisse, Dinge, die er nicht preisgeben wollte oder die ihn zumindest vorsichtig sein ließen. Was verbarg er?
    „Sie reiten, nicht wahr, Taylor?“, fragte sie und schaute ihn an, den Kopf leicht schräg gelegt. Sie wollte die Rätsel, die er ihr aufgab, unbedingt lösen und hoffte, dass seine Reaktion ihr Hinweise gab.
    Pete wurde klar, dass sie ihn beobachtete. Sie studierte ihn, als wäre er eines ihrer Kunstwerke, prägte sich jedes kleine Detail ein, suchte nach seinen Fehlern und Schwächen.
    Es gab nur eine Weise, sich gegen diese Musterung zur

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