Gefährliche Enthüllung (German Edition)
ins Terminal und ließ ihre Erscheinung auf sich wirken. Die Energie ihrer raschen Schritte, den unbewusst aufreizenden Schwung ihrer schmalen Hüften.
Oh ja, er hätte ihr nur zu gern geglaubt – weil er sie begehrte.
Normalerweise ließ er nicht zu, dass Sex die Dinge komplizierte. Sex war … nun ja, Sex.
Aber er mochte Annie. Er mochte sie wirklich. Und so seltsam es auch schien, er schlief nun mal nicht mit Frauen, die er mochte. Es sei denn, in einer vollkommen aufrichtigen, auf Gegenseitigkeit beruhenden Beziehung.
Nun ja, die Gegenseitigkeit war gegeben. Pete hatte in ihrenAugen dasselbe Verlangen gesehen, das sich in ihm breitgemacht hatte. Aber Aufrichtigkeit? Innerlich schüttelte er den Kopf. Von Aufrichtigkeit konnte keine Rede sein, jedenfalls nicht, was ihn anging.
Nein, mit ihr zu schlafen kommt überhaupt nicht infrage. Selbst wenn sie die Initiative ergreift und mich dazu auffordert, werde ich nicht mit ihr schlafen.
Klar doch, dachte er mürrisch, und meine Mutter ist die Königin von England.
Pete sah zu, wie Annie die Frachtpapiere unterzeichnete, bevor ihr das wertvolle Paket ausgehändigt wurde. Er schob die Kiste näher an den Rand des Luftfrachtschaltertresens und hob sie an. Sie war schwerer, als er vermutet hatte. Er runzelte die Stirn. Das Ding war viel zu unhandlich, als dass er es mit einer Hand hätte tragen können.
„Wir brauchen einen Gepäckwagen oder jemanden, der uns hilft, die Kiste zum Wagen zu transportieren“, wandte er sich an den Mann am Schalter.
Annie schaute ihn überrascht an. „So schwer ist sie doch gar nicht“, sagte sie.
Pete wirkte tatsächlich verlegen. „Natürlich. Es wäre kein Problem, die Kiste zu tragen. Aber meine Aufgabe ist es, Sie zu bewachen. Vielleicht kapieren Sie das endlich mal! Der Flughafen hier ist voller Menschen. Ich brauche freie Sicht und muss im Notfall schnell nach meiner Waffe greifen können.“
„Da ist was dran“, gab Annie trocken zurück. „Man kann ja nie wissen. Womöglich müssen Sie ganz plötzlich einen bösen Geist umpusten.“
„Sam macht gerade Pause“, warf der Mann am Schalter ein, ohne sich durch die Erwähnung einer Waffe oder einesbösen Geists aus der Ruhe bringen zu lassen. „Er kann Ihnen helfen, wird aber erst in etwa zwanzig Minuten zurück sein.“
„Wir können warten“, antwortete Pete grimmig.
„Nein, können wir nicht“, widersprach Annie verärgert und nahm die Kiste selbst vom Tresen. Pete öffnete den Mund, um zu protestieren, aber sie fiel ihm ins Wort. „Sehe ich etwa so schwächlich aus? Ich trage die Kiste. Das hätte ich sowieso getan, wenn ich sie schon vor ein paar Tagen abgeholt hätte, bevor Sie zu meinem ständigen Begleiter wurden.“
Damit wandte sie sich dem Ausgang zu. Dass Pete sich nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte, entging ihr nicht. Er hielt ihr die Tür auf, und ihr wurde bewusst, dass er ein Kavalier war. Es ärgerte ihn wirklich, mit ansehen zu müssen, wie sie sich mit einer Last abmühte, die er mit Leichtigkeit hätte tragen können.
„Okay, warten Sie“, sagte er, als sie draußen waren. „Ich trage die Kiste.“
Annie ging einfach weiter. „Auf keinen Fall“, widersprach sie. „Sie sollten sich an Ihre Regeln halten. Das haben Sie doch immer getan, oder?“
Er nickte langsam.
„Deshalb sind Sie wahrscheinlich so gut in dem, was Sie tun.“
„Ja, aber ich komme mir dabei reichlich blöd vor.“
„Dass Sie sich blöd vorkommen, beweist, dass Sie nicht blöd sind“, erklärte Annie lächelnd. „Also entspannen Sie sich. Sie sind ein netter Kerl. Machen Sie sich keine Vorwürfe, nur weil Sie Ihre Arbeit ernst nehmen.“
Sie hält mich für einen netten Kerl. Pete spürte Wärme und Freude in sich aufsteigen. Sechste Klasse, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, und er stöhnte innerlich auf. So habe ich mich seit der sechsten Klasse nicht mehr gefühlt.
5. KAPITEL
A uf der Fahrt nach Hause lenkte Pete den Wagen. Annie saß auf dem Beifahrersitz, das schwere Paket vor sich auf dem Boden. Sie öffnete es vorsichtig. Darin lagen in einer zweiten Kiste zwei Silberfiguren, eingewickelt in Noppenfolie, zusätzlich geschützt durch zerknülltes Zeitungspapier und Verpackungschips aus Styropor.
Die Figuren glänzten silbern. Es handelte sich um einen knienden Hirten und eine versonnen dreinschauende Jungfrau Maria. Beide Gesichter waren eindeutig byzantinisch geschnitten. Feine, schon stark abgeschabte Ränder zeigten, dass es sich
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