Gefährliche Enthüllung (German Edition)
„Sie klingen enttäuscht, Annie. Wie viel sollten Sie für die Vermittlung bekommen? Zehn Prozent?“
Annie lachte. „Ja. Das Geld wäre mir sehr gelegen gekommen. Ich habe einen Freund, der Sponsoren für ein Projekt in Mexiko sucht. Zehn Prozent von vier Millionen – das wär’s gewesen.“
„Kenne ich ihn?“, fragte Ben mit hörbarem Interesse.
„Kennen Sie Jerry Tillet?“, fragte Annie zurück.
„Ich bin ihm noch nicht begegnet, aber ich habe nur Gutes über ihn gehört. Spezialisiert auf die Maya, wenn ich mich recht entsinne.“
„Genau. Er hat einen Platz gefunden, von dem er glaubt, dort sei ein größeres Handelszentrum gewesen. Die Ausgrabungen sollen im Februar beginnen, aber er findet keine Geldgeber.“
„Klingt interessant. Ich werde meinen Buchhalter bitten, sich die Sache anzusehen. Mal schauen, was ich tun kann, um ihm zu helfen.“
Annie lachte. „Oh, das ist großartig.“
„Aber jetzt muss ich wieder an die Arbeit gehen“, fuhr Ben fort. „Es tut mir leid, dass ich das Angebot von Mr James und seinem Klienten nicht annehmen kann.“
„Lassen Sie es mich wissen, falls Sie Ihre Meinung ändern“, sagte Annie und beendete das Gespräch.
Sie blickte auf. Pete stand im Türrahmen und beobachtete sie. Sie schnitt eine Grimasse. „Sullivan verkauft nicht“,erklärte sie, „aber er zieht in Erwägung, Tillets Ausgrabung finanziell zu unterstützen. Das war also nicht völlig für die Katz.“
Sie kramte zwischen dem Papierkram auf ihrem Schreibtisch nach der Geschäftskarte von Joseph James, wählte rasch seine Nummer und hinterließ eine kurze Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. Dann warf sie die Visitenkarte in die oberste Schreibtischschublade.
Pete kam ins Büro und setzte sich ihr gegenüber. Als Annie aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Sie konnte nicht wegschauen, war wie gebannt von seinen dunklen Augen. Er sah sie an, als wollte er … was? Sie wusste, dass er sie nicht wollte, aber was bedeutete dann die Glut in seinen Augen? Verdammt, verdammt, verdammt. Sie begriff einfach nicht, was in diesem Mann vorging.
Das Telefon klingelte, laut und schrill.
Annie schrak zusammen. „Entschuldige“, sagte sie und nahm den Hörer ab.
Pete sah, wie sie ihm einen kurzen Blick zuwarf, dann ihren Stuhl so drehte, dass sie ein wenig abgewandt saß. „Ich bin dir nicht ausgewichen“, sagte sie. Sie sprach also mit Nick York. Ganz bestimmt. Pete musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Zähnen zu knirschen.
„Na schön“, gab Annie lachend zu. „Ja, du hast recht. Okay. Ich gebe es zu. Ich bin dir ausgewichen.“ Sie schwieg einen Moment, lachte erneut. „Ja, aber wenn du irgendwas mitbringst, dann sollten es Blumen sein und kein archäologisches Fundstück, das ich für dich untersuchen soll.“ Wieder ein Lachen. „Rechne lieber nicht damit, Freundchen.“
Pete stand auf. Er wollte nicht mit anhören, wie ein anderer am Telefon mit Annie flirtete. Schon gar nicht jemand, der vermutlich viel besser zu ihr passte als er …
Annie sah Pete nach, als er das Büro verließ. Bevor er die Tür schloss, drehte er sich noch einmal kurz um, und ihre Blicke trafen sich.
Wieder sah sie dasselbe in seinen Augen. Er wollte etwas. Sehr, sehr dringend. Zu dumm, dass er nicht sie wollte.
11. KAPITEL
D er Freitagmorgen dämmerte hell und klar herauf. Es versprach ein wunderschöner Herbsttag zu werden. Obwohl Annie gestern bis in die späte Nacht hinein gearbeitet hatte, wachte sie früh auf. Sie zog sich ihre schäbigsten Jeans an, ein Poloshirt, bei dem sich bereits der Kragen löste und darüber ein altes Sweatshirt. Ein bisschen Herumkramen und Suchen im Schrank förderte zwei Paar Arbeitshandschuhe zutage.
Pfeifend ging sie über den Flur zum Gästezimmer hinüber.
Die Tür stand wie immer offen, aber Pete lag noch im Bett. Seine Haare wurden allmählich länger. Sie waren verstrubbelt, und er brauchte dringend eine Rasur. Die über Nacht gewachsenen Bartstoppeln ließen ihn gefährlich aussehen. Dass er ohne Hemd schlief und so seine durchtrainierten Muskeln prachtvoll zur Geltung kamen, trug ebenfalls zu diesem Eindruck bei.
Annie wappnete sich gegen die Anziehungskraft, die sie immer zu überwältigen drohte, wenn sie mit Pete zusammen war, und warf ihm das größere Paar Handschuhe auf die Brust.
Mit einem Ruck fuhr Pete aus dem Schlaf. Bevor er nach seiner Pistole greifen konnte, erkannte er Annie. Einen Moment starrte er sie und die Arbeitshandschuhe
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