Gefährliche Enthüllung (German Edition)
offenem Mund an. „Das ist nicht Ihr Ernst.“
„Doch, das ist durchaus mein Ernst. Mein Kunde ist außerdem bereit, Ihnen eine Vermittlungsgebühr von zehn Prozent zu zahlen, wenn Sie dieses Angebot an Mr Sullivan weiterleiten und ihn dazu bringen, die Maske zu verkaufen.“
Nur mit Mühe gelang es Annie, den Mund zu schließen. „Aber ich habe sie noch nicht auf Echtheit überprüft“, wandte sie ein. „Sie könnte eine Fälschung sein.“
„Mein Klient will diese Maske haben, ob sie nun echt ist oder nicht“, erklärte James. „Mein Klient steht in persönlicher Beziehung zu einem anderen Gutachter, der das Stück dann nach dem Kauf untersuchen wird.“
Annie nickte langsam. „Was ist so Besonderes an dieser Totenmaske?“, fragte sie.
James lächelte. Es war ein Haifischlächeln. „Mein Klient ist … nun, sagen wir, ein wenig exzentrisch. Es tut mirleid, aber ich darf mich nicht zu seinen Motiven auslassen.“
„Zehn Prozent von vier Millionen, hmm? Ich gehe davon aus, dass die Transaktion legal ist, dass es einen schriftlichen Vertrag gibt und nichts an der Steuer vorbeiläuft.“
„Natürlich.“ James klang tatsächlich beleidigt.
„Warum übernehmen Sie die Verhandlungen mit Sullivan nicht selbst?“, fragte Annie, direkt wie immer.
James zuckte die Achseln. „Das habe ich versucht. Mr Sullivan nimmt meine Anrufe nicht entgegen.“
„Weshalb glauben Sie, dass er bereit ist, mit mir zu sprechen?“
„Mein Klient glaubt, dass er bereit ist, mit Ihnen zu sprechen. Ich halte es für ein Glücksspiel, ganz einfach. Allerdings eines, bei dem Sie nur gewinnen können. Kein Risiko, nur die Chance auf vierhunderttausend Dollar.“
Annie dachte eine ganze Weile darüber nach. „In Ordnung“, sagte sie schließlich. „Ich spreche mit Sullivan und melde mich dann bei Ihnen.“
Annie und Pete schauten schweigend zu, wie James in seinen Cadillac stieg und davonfuhr.
„Vierhunderttausend Dollar“, seufzte Annie wehmütig, als Pete die Tür schloss und verriegelte sowie die Alarmanlage wieder vollständig aktivierte. Jetzt leuchtete nur noch ein einzelnes rotes Lämpchen auf der Kontrolltafel.
„Dafür kann man eine Menge Erdnussbutter und Gelee kaufen“, sagte er.
Sie lächelte. „Ich könnte eine Wahnsinnsausgrabung mit so viel Geld organisieren“, sagte sie, wachsende Begeisterung in der Stimme. „Ich könnte Tillets Ausgrabung in Mexiko mitfinanzieren. Ich könnte sie mit ihm zusammen leiten, mir für ein Jahr oder so die Hände schmutzig machen,allerhand Neues dazulernen … Weißt du, wie lange ich nicht mehr in einem Zelt geschlafen habe?“
Pete schüttelte den Kopf und lächelte angesichts ihrer Aufregung. „Nein.“
„Zu lange“, erklärte sie fröhlich grinsend und verschwand in ihrem Büro.
Benjamin Sullivan war wieder in der Stadt, und er begrüßte Annie herzlich, als er ihren Anruf entgegennahm. „Wissen Sie was“, sagte er, „vor zwei Tagen habe ich mit Ihren Eltern zu Abend gegessen.“
„Wie geht es ihnen?“, fragte Annie. „Wo stecken sie?“
„Gut. In Paris.“ Sullivan lachte leise in sich hinein. „Auf dem Weg nach Rom habe ich dort einen Zwischenstopp eingelegt. Die Arbeit an ihrem Buch schreitet gut voran. Sie haben einen ersten Entwurf fertig.“
„Das sind ja mal gute Nachrichten“, freute sich Annie. Sie holte tief Atem und legte los. „Mr Sullivan …“
„Nennen Sie mich bitte Ben“, unterbrach er sie. „Wenn Sie mich Mr Sullivan nennen, fühle ich mich entsetzlich alt. Dabei bin ich doch erst in den Siebzigern.“
„Okay, Ben.“ In wenigen Worten unterrichtete Annie ihn über das Kaufangebot für die Totenmaske.
Ben antwortete nicht sofort. „Nun“, sagte er schließlich. „Das ist ein wenig ungünstig, nicht wahr. Der Vertrag mit Mr Marshall ist unterzeichnet, auch wenn er nur ein Zehntel von dem bezahlt, was dieser andere Sammler anbietet.“ Er seufzte. „Ich schätze, ich könnte mich irgendwie aus dem Vertrag herauswinden, aber das ist einfach nicht mein Stil. Manchmal kostet es vielleicht ein wenig Geld, ehrlich zu bleiben, aber auf längere Sicht ist es das wert. Zumindest hoffe ich das.“ Der alte Mann lachte kurz aufund fuhr dann fort: „Es ist aber schon merkwürdig, dass dieses Angebot erst jetzt kommt. Ich hatte schon vor geraumer Zeit bekannt gemacht, dass das Stück zum Verkauf steht.“ Er schwieg einen Moment. „Egal. Ich kann das Angebot nicht annehmen.“
„Verstehe“, sagte Annie.
Ben kicherte.
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