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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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nicht autorisiert war«, knurrte jemand anderes. »Unser Befehl lautet, in sämtlichen Ortschaften, in die wir kommen, Hausdurchsuchungen durchzuführen und alle nicht autorisierten Personen zu liquidieren. Und diesem Befehl werden wir nachkommen.«
    Luke schlug die Augen auf. Mit dem Kopf auf dem Linoleum hatte er die schmutzigen Fußabdrücke, die er auf dem Boden hinterlassen hatte, direkt im Blick. Er setzte sich auf und begann mit einem Ärmel hastig die Dreckspuren zu verwischen. Doch das verwandelte sie lediglich in Streifen.
    Sie werden trotzdem sehen, dass es frischer Dreck ist.
    »Die Bevölkerungspolizei wird siegen«, fuhr die knurrige Stimme fort. »Das war immer so. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Schritte hallten durch das Haus und näherten sich der Küche.
    Habe ich überall Fußabdrücke hinterlassen?, fragte sich Luke. Wie viel Zeit habe ich noch, ehe sie etwas merken?
    Er stand jetzt und sah sich nach einem Fluchtweg um. Warum hatte er sich bei seiner Suche in der Küche ausschließlich auf Essbares konzentriert? Erstaunlicherweise war die Scheibe des Küchenfensters noch heil, und als Luke daran rüttelte, schien sie im verzogenen Rahmen hoffnungslos festzuklemmen. Doch unterhalb des Fensters war ein Loch in der Wand; Schimmel hatte den Putz weggefressen und zwischen den dahinter liegenden Brettern klaffte eine Lücke. Luke vermutete, dass kleine Tiere durch dieses Loch ein- und ausgegangen waren, Waschbären vielleicht oder Opossums. Aber ob er dort hindurchpassen würde?
    Ihm blieb keine Zeit, genauer Maß zu nehmen. Er beugte sich zu dem Loch hinab und drückte mit der Schulter gegen das morsche, faulige Holz. Selbst wenn die Männer im Haus den frischen Dreck übersahen, würden sie mit Sicherheit dieses vergrößerte Loch entdecken.
    Mir bleibt keine Wahl.
    Luke durchbrach die Wand und landete draußen im Gestrüpp. Er rollte auf die Füße, sah sich hastig um – und entdeckte ein Fahrzeug, das vor dem Haus abgestellt war, aber kein Anzeichen von weiteren Bevölkerungspolizisten, die zwischen den Häuserruinen herumliefen. Er begann auf den Wald zuzulaufen.
    »Bevölkerungspolizei! Bleib sofort stehen!«, schrie jemand hinter ihm.
    Luke versuchte, schneller zu laufen, doch mit seinen steifen, schmerzenden Beinen ging das nur schwer. Er war schon am Vortag endlos gerannt und hatte auf dem langen Marsch am Morgen viel Kraft verloren.
    »Du kommst nicht davon! Wir finden dich. Wir kriegen dich schon noch!«
    Luke stürmte in den Wald und es war wie eine Rückblende auf seinen Albtraum aus der vergangenen Nacht: Er rannte, wurde gejagt, wusste nicht wohin, hatte kein Versteck …
    »Wir sind immer noch an der Macht!«, rief jemand hinter ihm. Wie weit war dieser Rufer entfernt? War er direkt hinter ihm oder ein ganzes Stück weg, noch in den Ruinen des Dorfes?
    Vielleicht fantasierte Luke ein wenig; vielleicht bekam sein Gehirn nicht genug Sauerstoff, um klar zu denken. Minutenlang wusste er nicht, vor wem er eigentlich davonlief: den Bevölkerungspolizisten, die sämtliche Häuser durchsuchten? Dem Mann aus Chiutza mit der Pistole? Officer Houk? Irgendwie trugen ihn seine Beine so geschwind davon, dass seine Augen die Umgebung nicht schnell genug erfassen konnten. Bäume. Gras. Himmel. Äste. Keine Äste mehr. Viel Himmel. Häuser. Gesichter. Viele Gesichter, die alle auf ihn herabsahen.
    Luke blinzelte und kämpfte gegen eine unheimliche Schwärze an.
    »Ich glaube, er wird ohnmächtig«, sagte jemand. Eine Frau. Die Stimme schien von weit, weit her zu kommen. Luke wusste, dass er jetzt nicht das Bewusstsein verlieren durfte. Er zwang sich, die Augen wieder aufzumachen, und versuchte, den Kreis aus Gesichtern um sich herum zu erfassen.
    »Hier hast du was zu trinken«, sagte eine neue Stimme und jemand goss ihm Flüssigkeit in den Mund. Luke hätte nicht sagen können, ob sie heiß oder kalt war, Wasser oder Suppe. Aber irgendwie brachte sie ihn wieder zur Besinnung. Er setzte sich mühsam auf.
    »Ich – muss – fort«, stöhnte er und versuchte, sich aufzurichten, seine Muskeln dazu zu bringen, weiterzulaufen.
    »Ganz ruhig, mein Junge.« Das war eine Männerstimme. Sie klang freundlich. Luke versuchte zu erkennen, woher die Stimme kam, das Gesicht des Mannes, der gesprochen hatte, zu sehen. Ein weißer Backenbart, blaue Augen, eine zerfurchte Nase. »Ich glaube nicht, dass du in nächster Zeit von hier fortkommst. Jedenfalls nicht aus eigener Kraft. Wo wolltest du denn hin? Ist jemand

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