Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
Vom Netzwerk:
ständig auf Studentenpartys gehen: »Ist voller als bei der letzten Party, was?« Er hatte auch das lauter gesagt, in einem anderen Tonfall als sonst. Ein Tonfall, der mir nicht behagte.
    »Hey, was ist los?«, fragte er. »Alles okay?«
    »Ja, klar«, sagte ich mechanisch. »Alles okay.«
    Dabei war gar nichts okay. Ich war plötzlich total verwirrt. Justus machte weiter einen auf obercool. Und kam mir plötzlich fremd vor. Und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich wollte nicht, dass sich zwischen uns etwas änderte. Ich wollte, dass es so blieb, wie es war. Er war mein bester Freund. Mein Bruder. Mein Seelenverwandter. Er war Justus, mit dem ich auf Bäume geklettert war und unzählige Dschungelkämpfe bestritten hatte. Mit dem alles vertraut und leicht war. Mit dem ich über alles reden konnte. Bei dem ich einfach so sein konnte, wie ich war. Aber urplötzlich hatte sich etwas zwischen uns geschoben und ich wusste nicht, was es war. Nicht genau jedenfalls. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit, eine Mischung aus Trauer und Angst. Und gleichzeitig, darunter verborgen, war da noch etwas anderes, ein Glücksgefühl, das nur darauf wartete, ans Tageslicht zu treten. Die Leute vor uns gingen hinein, wir waren dran. Ich war so konfus wegen Justus, dass ich mir noch nicht mal mehr Gedanken machte, ob man unsere Studentenausweise sehen wollte. Aber zum Glück sagte der Typ hinter der Kasse nichts, Justus bezahlte für uns beide, wir bekamen die Stempel. Und dann legte Justus den Arm um meine Schultern und schob mich in den Partyraum. Das hatte er noch nie gemacht. Er grinste etwas verunsichert, aber gleichzeitig auch verwegen und stolz. Und da wurde mir schlagartig klar, was hier los war. Ich war ja so ein Idiot! Da hatte ich mich die ganze Zeit um die Angelegenheiten anderer Leute gekümmert und dabei mein eigenes Leben total aus den Augen verloren. Und genau hier und jetzt erkannte ich, dass vor meiner eigenen Haustür eine Kontinentalverschiebung stattgefunden hatte.
    Justus war in mich verliebt.
    Und ich war auch verliebt.
    Aber nicht in ihn.

33
    Mein Mund wurde ganz trocken, als mir das klar wurde. Kurz hinter der Eingangstür wurde es so eng, dass Justus mich glücklicherweise loslassen musste.
    »Also, ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber wir sind die krasseste Herde, die ich je gesehen habe«, zitierte Justus Faultier Sid aus »Ice Age«, einem unserer Lieblingsfilme. Ich lachte. Aber mehr aus Erleichterung. Das war wieder mein Justus, mein bester Freund. Das komische Gefühl von eben war weg. Vielleicht hatte ich mir alles nur eingebildet. Vielleicht war doch noch alles so wie immer. Ich hoffte es. Ich hoffte sehr, dass es nur einer meiner total beknackten Ausfälle gewesen war. Ich meine, im Ernst – wie doof musste man sein, um sich in einen total bescheuerten Typ zu verlieben, wenn man den besten Kerl der Welt als Freund hat?
    »Was suchen wir eigentlich?«, fragte Justus.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich suche jemanden, der Bastian kennt. Oder seine neue Freundin. Vielleicht wissen ihre Freunde, wo die stecken.«
    »Ist dieser Philipp auch hier?«
    »Ich hoffe nicht. Diese Pfeife kann mir echt gestohlen bleiben.«
    »Ich hol uns erst mal was zu trinken«, sagte Justus.
    »Gute Idee. Ich warte da vorne.« Ich zeigte auf einen Stehtisch an der Wand, an der alle möglichen Filmplakate hingen. Dort angekommen, schaute ich mich um und hoffte, irgendein bekanntes Gesicht zu entdecken. Ich war ein paar Mal mit dem Roller an dem Freiplatz vorbeigefahren, auf dem Basti mit seiner Clique immer rumhing, wusste aber nur von einem den Namen, Michi, einem sehr langen, dünnen Typen, der mal in der Zweiten Bundesliga Basketball gespielt hatte. Seine anderen Freunde würde ich aber vielleicht erkennen, wenn ich sie sah. Es war ein ziemliches Gewusel von Leuten, die sich mit Bier aus Plastikbechern zuschütteten. Ein Mädel faszinierte mich mit einem rasierten Schädel und einem puppengleichen Gesicht und einem Polkadot-Kleid. Sehr cool. Ich würde mir natürlich nie die Haare abrasieren, aber ihr stand es auf eine bizarre Weise. Ich überlegte, was es wohl damit auf sich hatte, dass die Jungs in der Mehrzahl lange bis halblange Haare hatten, die ihnen ins Gesicht hingen, da tat sich plötzlich eine Lücke in der Menge auf und durch diese Gasse sah ich ihn. Den Jungen vom Friedhof!
    »Heilige Scheiße«, sagte ich. Damit hatte ich ja nun wirklich nicht gerechnet. Er hing auf einem Barhocker, eines

Weitere Kostenlose Bücher