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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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seiner dünnen Beine angewinkelt auf das Knie gelegt, und schlürfte ein Bier. Mit der schwarzen Lederjacke, seiner Sonnenbrille und den blondierten Haarspitzen sah er ziemlich cool aus. Zwei giggelnde Mädchen schlenderten an mir vorbei. »Hi«, sprach ich sie an. »Kennt ihr den Typen dahinten?« Ich zeigte auf ihn.
    Eines der Mädchen nickte. »Ja, klar. Das ist Pepe.« Sie zogen ab. Und ich drängelte mich sofort durch zu Pepe. Auf dem Weg überlegte ich, wie ich ihn ansprechen sollte. Aber erstens fiel mir kein cooler Anmachspruch ein und zweitens wollte ich ja auch nur eine Auskunft haben. Deswegen sagte ich einfach: »Hey. Wie geht’s?«
    Er sah mich nicht mal an. Trank sein Bier aus. »Sorry«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich stehe nicht auf Blondinen. Das will die dahinten auch nicht kapieren.« Er deutete mit dem Kopf auf eine kurzhaarige Blondine, die ein paar Meter entfernt an der Wand lehnte und ihn nicht aus den Augen ließ. Er stand auf.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich stehe auch nicht auf dünne Typen, die im Dunkeln ihre Sonnenbrille anziehen müssen.« Es war als Scherz gemeint, aber offensichtlich kam das nicht so rüber.
    »Na, dann sind wir uns ja einig«, sagte er humorlos, richtete sich auf, rülpste und stieg vom Barhocker runter.
    »Warte, ich muss dich was fragen.«
    »Was denn?«, fragte er genervt.
    »Ich hab dich gesehen«, sagte ich leise. »Auf dem Friedhof. Als Laura Cheng beerdigt wurde.«
    Er verzog keine Miene, soweit ich das mit der Sonnenbrille beurteilen konnte. »Das muss eine Verwechslung sein«, sagte Pepe, aber seine Stimme war eine Oktave höher gerutscht und klang auf einmal richtig hoch. Er drehte sich um und ging davon. Ich wollte ihm hinterhergehen, da hielt mich die kurzhaarige Blondine auf. »Lass ihn, er holt sich jetzt ein Bier und raucht eine Zigarette. Und das macht er immer alleine.«
    »Aha«, sagte ich. »Du bist also Expertin.«
    »Das kann man wohl sagen.« Sie kicherte und ruckte dabei hektisch mit dem Kopf hin und her wie eine degenerierte Taube auf der Suche nach Brotkrumen. Dann sah sie mich mit weit aufgerissenen Augen an und verkündete: »Wir sind füreinander bestimmt.«
    »Aha«, sagte ich nur, weil sie damit eindeutig bewiesen hatte, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Aber anscheinend kannte sie Pepe ziemlich genau. »Was weißt du denn über ihn?«
    »Studiert Lateinamerikanistik, spielt Gitarre, fährt Fahrrad, hat diesen süßen kleinen Hintern. Und irgendwann werden wir zusammen sein.« Sie lachte, aber es klang wie das Meckern einer Ziege. »Ich heiße Rike. Rike und Pepe.« Dann setzte sie zu einer Lobrede auf ihren Zukünftigen an und schaffte es, innerhalb von dreißig Sekunden alles an positiven Eigenschaften von »total faszinierend«, »feinfühlig«, »sensibel«, »einzigartig«, »intelligent« bis »witzig« aufzuzählen.
    »Da fehlt aber noch was«, scherzte ich. »Er kann gut rülpsen.« Sie fand das überhaupt nicht lustig, kniff die Augen zusammen und musterte mich misstrauisch. »Warum interessierst du dich überhaupt für ihn?«
    »Ach, nur so«, sagte ich ausweichend. »Ist ein cooler Typ, oder?«
    Sie schien Konkurrenz zu wittern, denn ihr Tonfall wurde plötzlich scharf. »Und woher kennst du ihn?«
    »Ach, ich habe ihn gerade erst kennengelernt.«
    Sie beugte sich näher zu mir. Das Verhör war offensichtlich noch nicht beendet. »Kennst du ihn von der Uni?«
    »Nee.«
    »Was studierst du denn?«
    »Gar nichts.«
    »Nichts? Aber was machst du dann hier?«
    »Wollte mich mal umsehen, weil ich ja nächstes Jahr auch studieren möchte«, sagte ich.
    »Du gehst also noch zur Schule.«
    »Ja«, antwortete ich und wandte mich zum Gehen. »Also dann, bis…«
    Doch sie ließ nicht locker. »Welche Schule?«, unterbrach sie.
    »Liebfrauenschule. Ich muss dann…«
    Sie stutzte. »Kennst du zufällig eine Milena?«
    »Ja«, sagte ich und jetzt war es an mir, neugierig zu werden. »Die ist bei mir in der Klasse. Warum?« Aber dann stapfte Pepe mit seinem Bier Richtung Ausgang und Rikes Aufmerksamkeit schwenkte sofort auf ihn um. Und weg war sie, immer auf der Fährte von Pepe. Ich folgte ihr nach draußen. Pepe blieb zehn Meter vor der Mensa stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Rike seufzte bei dem Anblick. Sicherheitshalber ging ich auf Abstand zu ihr. Die war eindeutig nicht ganz dicht. Trotzdem ließ ich Pepe nicht aus den Augen. Ich musste mir nur noch überlegen, wie ich mehr über seine Verbindung zu

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