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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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nicht alleine gehen. Konnte ich ja verstehen. Aber ich ahnte dieses Mal schon, dass das Probleme geben würde.
    »Man hat mir gesagt, dass die Fundsachen hier abgegeben würden.« Ich zeigte auf ein Schild des Instituts für Lateinamerikanistik und wir liefen die Treppe hoch. Vor dem Sekretariat klingelte Enzos Telefon und ich nutzte die Gelegenheit, um alleine ins Sekretariat zu gehen, wo ich natürlich nicht nach einem Schal, sondern nach einem Pepe fragte, Nachname unbekannt. Die Studentin, die dort arbeitete, war nett, fand aber keinen Pepe im Register. »Vielleicht ist es ein Spitzname?«, schlug sie vor.
    »Das wird es sein«, sagte ich.
    »Hatten sie ihn nicht?«, fragte Enzo, als ich wiederkam.
    »Nein«, sagte ich. »Wir müssen es doch in der Mensa probieren.«
    Doch die hatte schon zu. Offen war dagegen eine Cafeteria. Und tatsächlich hatte ich ein einziges Mal richtig Glück: Dort saß Pepe an einem Fensterplatz, Buch auf dem Tisch, und schaute mit seiner Sonnenbrille durch die große Fensterscheibe nach draußen. Ich konnte Enzo natürlich nicht erklären, wer der Typ war. Er hätte mich sofort nach Hause verfrachtet, weil ich immer noch an der Sache dran war. Ich schlenderte zur Kasse und fragte einfach, ob sie meinen Schal gefunden hätten, aber auch hier konnte mir natürlich keiner helfen. »Schade«, sagte ich und zuckte mit den Schultern. Enzo nahm das Ganze gleichgültig hin und blieb mir auf den Fersen, als ich die Süßigkeitenauslage inspizierte, um mir Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. »Willst du was?«, fragte ich. »Ich gebe einen aus.«
    »Ein Snickers wäre okay.«
    Doch in dem Moment erhob sich Pepe, stopfte sein Buch in eine grüne Army-Tasche und ging Richtung Ausgang. Mist. Er durfte mir nicht noch einmal entwischen!
    »Ach, hab doch kein Geld dabei«, sagte ich zu Enzo und nahm die Verfolgung auf. Schon war Pepe auf dem Gang draußen. Ich hinterher, Enzo im Schlepptau. Eine Gruppe älterer Studenten kam uns entgegen, sie waren groß und kräftig und sahen alle aus wie Zehnkämpfer. Ich wollte das nicht tun. Aber ich musste. Ein letztes Mal musste ich Enzo entkommen. »Lass mich in Ruhe«, schrie ich plötzlich Enzo an. Er glotzte verdutzt. »Du perverses Schwein.«
    »Was ist los?«, fragte einer von den Zehnkämpfern.
    »Der Typ verfolgt mich die ganze Zeit und grapscht mich an.«
    Enzo warf mir einen Blick zu und die Enttäuschung, die darin stand, tat mir in der Seele weh. Ich fühlte mich richtig mies. Aber jetzt musste ich Pepe folgen. Die Studenten umringten Enzo und ich nutzte die Gelegenheit, um abzuhauen. Enzo versuchte hinterherzukommen, aber die Studenten hielten ihn fest. »Packt mich nicht an!«, schrie Enzo. »Ihr Schwachköpfe!« Und dann hörte ich es knallen. Ach, verflixt. Armer Enzo. Ich müsste wohl doch noch einen Versuch mit einer gigantischen Schokotorte machen, um das wiedergutzumachen. Pepe war schon um die Ecke gebogen, doch ich erhaschte noch einen Blick auf ihn, als er anstatt zum Ausgang zur Toilette ging. Vor der Herrentoilette zögerte er kurz, dann ging er auf die Damentoilette. Was war das denn? Er war schon in einer Kabine verschwunden, als ich reinkam. Ich ging in die Kabine neben ihm. Plötzlich hörte ich ihn leise fluchen. »Fuck, Mist. Dreck.« Pause. Ich betätigte die Spülung. Und dann fragte Pepe mit lauter heller Stimme: »Hallo, du da nebenan. Hast du vielleicht einen Tampon für mich?«

38
    Ich wartete bei den Waschbecken auf Pepe. Als sie rauskam, hatte sie die Sonnenbrille ins strubbelige Haar geschoben. Ich erkannte sie sofort, obwohl die Frisur ganz anders war und ihr Gesicht viel hagerer und härter als damals auf Juist. »Du bist Naomi, nicht?«
    »Scheiße«, sagte sie und sah mich einen Moment lang mit ihren großen grünen Augen an. Dann ging sie zum Waschbecken und wusch sich die Hände.
    »Ich bin Natascha. Ich bin eine Klassenkameradin von Laura.«
    Sie stützte sich am Waschbeckenrand ab, als hätte sie plötzlich keine Kraft mehr in den Beinen.
    »Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?«, fragte ich. Sie nickte wieder. Draußen klappte sie ihre Sonnenbrille vor die Augen. Sie führte mich an ein paar Unigebäuden vorbei zu einem kleinen Café, wo auch im November Tische und Stühle unter Heizstrahlern draußen standen. Fleecedecken hingen über den Lehnen, ich nahm mir eine und wickelte mich darin ein, als wir uns hinsetzten. Naomi machte nicht mal die Jacke zu. Sie setzte sich breitbeinig hin, zog eine Packung Tabak aus

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