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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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auch sagen: Unterricht in Zickigkeit. Pascal von Cappeln hatte sich krankgemeldet. Eine Vertretungslehrerin, eine kleine graue Maus mit Namen Annegret Halm, ließ uns Kanon singen, als wären wir die verdammten Fischerchöre. Nur leider klappte das gar nicht. Fabienne versuchte ständig, Irina zu übertrumpfen, Evelyn rückte beim Singen immer ein Stückchen vor, sodass sie vor der Reihe stand, was die anderen dann nervte, besonders Kim, die dann ihrerseits vorrückte. Es war wie im Fußball, wenn die Mauer beim Freistoß nicht stehen blieb. Nur dass es keinen Schiedsrichter gab, der abpfiff. Die Vertretungslehrerin war total überfordert. Dann war Nevaeh auch noch total verpennt und verpasste immer ihren Einsatz. Suze hatte keinen Bock und machte einen auf Rapperin, Beatrix und Solveig alberten rum. Alina stöhnte und sagte dauernd: »Jetzt hört doch mal auf.« Was natürlich alle ignorierten. Kurz und gut – es war eine total chaotische Stunde und es machte überhaupt keinen Spaß. Wobei Kanonsingen auf meiner Hitliste der liebsten Freizeitbeschäftigungen sowieso ganz unten gleich hinter Beinenthaarung kam. Als Frau Halm in der Fünf-Minuten-Pause rausging, hatte ich endlich Gelegenheit, Nora anzusprechen.
    »Hey Nora. Ich muss mit dir sprechen.«
    »Mit mir?« Sie zuckte zusammen. »Worum geht es?«
    »Unter vier Augen«, sagte ich und deutete mit dem Kopf nach draußen.
    »Geht das nicht hier?« Ihre Stimme klang schriller als sonst.
    »Nein. Geht es nicht.« Mein Ton war nicht freundlich an diesem Tag. Ich merkte es, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich würde sie jetzt mit dem konfrontieren, was ich wusste, und dann würde ich ein Geständnis aus ihr herausquetschen. Oder auch nicht. Ich wollte jetzt einfach wissen, was hier lief. Und wer Laura auf dem Gewissen hatte. »Los, komm«, sagte ich und zog sie hinter mir her bis in eine Nische im Marie-Curie-Trakt. »Aber was ist denn? Wir verpassen noch den Unterricht«, jammerte sie. Ich hoffte, dass ihre Weinerlichkeit nicht bloß eine Ablenkung war, um mich gleich mit einem Messerangriff zu überraschen, wenn ich ihr offenbarte, dass ich von ihrer Erpressermasche wusste. »Also. Dann sag du mir doch mal, was los ist«, sagte ich. »Was hast du mit Laura gemacht?«
    »Wie meinst du das? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Blödsinn«, fegte ich ihre scheinheilige Ausrede beiseite. »Du hast sie erpresst.«
    Sie wurde blass.
    »Um die Prüfungsaufgaben zu bekommen. Pascal hat es mir gesagt. Ich weiß alles. Auch dass du das Tagebuch gefälscht hast.«
    »Pascal hat mit dir geredet?«
    »Ja. Was hast du denn gedacht? Dass er mich zum Schweigen bringen würde?«
    Sie schluckte. »Nein, natürlich nicht.«
    »Also. Was ist an dem Tag passiert, als Laura ermordet wurde?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich habe sie nur erpresst. Mit ihrem Tod habe ich nichts zu tun!«
    »Ach nein?«, brauste ich auf. »Und du meinst, Erpressung ist gut für das Ego?«
    »Nein, natürlich nicht, aber du musst auch mich verstehen.« Oh Gott, ich hoffte, sie würde sich jetzt nicht als Opfer darstellen, denn dann könnte es passieren, dass ich sie ein bisschen würgen müsste. »Damit ich es verstehen kann, musst du es mir schon erklären«, sagte ich unter Aufbietung all meiner Freundlichkeit.
    »Ich habe sie an dem Freitag besucht«, gab sie zu. »Bevor sie gestorben ist.«
    »Du hast sie am Tag vor ihrem Tod besucht?«
    »Ja, ich wollte wissen… du hattest das Mädchen im Biolabor beschrieben. Und da hatte ich gedacht, sie wäre vielleicht…«
    »Du wolltest wissen, ob sie noch lebt?«
    »Ja und danach habe ich sie nie mehr gesehen. Ich schwöre!« Sie hielt ihre Hand zum Schwur hoch, aber was zählte das schon bei einer notorischen Lügnerin.
    »Was ist an dem Freitag passiert?«
    Sie druckste herum, aber dann erzählte sie es mir. Sie hatte Laura besucht und war froh gewesen, dass sie noch lebte. Und da sie quicklebendig war, nutzte Nora die Gelegenheit, um sie weiter zu erpressen. Aber Laura sagte, dass sie sich von Pascal von Cappeln getrennt hätte. Nora drohte, die Affäre auch nachträglich noch auffliegen zu lassen. Aber die Drohung zog nicht mehr. »Ich weiß nicht, warum, aber an dem Tag konnte ich sie mit nichts beeindrucken«, sagte Nora. »Laura hat dann gesagt, sie würde selbst an die Öffentlichkeit gehen und von Cappeln auffliegen lassen als Verführer von Minderjährigen und Schutzbefohlenen.«
    »Und dich als Erpresserin.«
    Nora nickte. »Ja. Sie

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