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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Wecker, den ich mit einem Lied von Adele gefüttert hatte, so extrem durchdringend klang. Und warum es auf einmal so stank. Und dann kam meine Mutter und schrie: »Was ist denn hier los?«
    Ich saß noch in der Küche. War am Tisch eingeschlafen. Aus dem Herd drang dicker Rauch bis in den Flur, wo der Feuermelder randalierte.
    »Ich backe«, sagte ich schlaftrunken.
    Meine Mutter riss den Ofen auf, Rauchschwaden schlugen ihr entgegen und sie schrie: »Oh Gott! Meine Le-Creuset-Kasserolle! Was hast du denn mit meiner Le-Creuset-Kasserolle gemacht?«
    Es klang in meinen Ohren wie irgendein Gericht mit einem schuppigen Meerestier oder einer exotischen Wurst.
    »Wovon redest du?«, fragte ich benebelt.
    »Na, hiervon!« Mit einem Handschuh bewaffnet holte sie die Backform aus dem Ofen und ließ sie in die Spüle fallen. Es zischte und dampfte ziemlich übel.
    »Ist das keine Backform?«, fragte ich.
    »Nein!«, rief sie, leicht hysterisch, aber dieser durchdringende Ton des Feueralarms konnte einen auch wirklich kirre machen. »Das sieht man doch an dem Stiel.«
    »Ach so«, sagte ich. »Ich hatte mich deswegen auch schon ein wenig gewundert.« Meine Mutter verdrehte die Augen und tippte mit einem Pfannenwender auf den Inhalt des Topfes. Es hörte sich an, wie wenn man auf Holz klopft.
    »Und? Wie ist er geworden?«, fragte ich.
    Sie warf mir einen Blick zu, den ich selbst in meinem halb wachen Zustand als ziemlich biestig einordnen konnte. Dann knurrte sie: »Geh ins Bett.«
    So was Blödes. Die ganze Arbeit umsonst. Da musste ich mir wohl was anderes einfallen lassen, um Enzo zu besänftigen. Aber jetzt würde ich erst mal schlafen.

37
    Am nächsten Morgen war ich immer noch müde. Und meine Mutter immer noch eingeschnappt. Der Topf mit dem bescheuerten Namen stand anklagend auf der Spüle. Ich schaute hinein, die Substanz im Inneren erinnerte an Straßenasphalt. Ich versuchte, mit dem Messer ein Stück rauszukratzen.
    »Was machst du denn da?«, wollte meine Mutter wissen.
    »Ich muss doch wenigstens wissen, wie es schmeckt«, sagte ich.
    »Untersteh dich, das zu probieren!« Meine Mutter schüttelte angewidert den Kopf.
    »Ich krieg sowieso nichts raus«, sagte ich und ließ enttäuscht das Messer sinken. Schade.
    »Ich weiß«, sagte sie verschnupft. »Ich habe das Zeug über Nacht eingeweicht. Nichts zu machen. Kann ich komplett wegschmeißen. Und dabei war das mein Lieblingstopf.«
    »Ich kaufe dir einen neuen«, bot ich an.
    »Diesen gibt es nicht mehr. Den hat mir dein Vater zum zweiten Hochzeitstag geschenkt.«
    »Oh«, machte ich.
    »Ja, genau. Oh.«
    Am Auto angekommen, stellte ich fest, dass Enzo immer noch eingeschnappt war. Er antwortete nur einsilbig und schnippisch auf meine Frage, wie es ihm denn ginge.
    »Gut, gut«, sagte er schnell und es war völlig klar, dass das nicht stimmte. Aber ich hatte nun mal leider keinen Schokokuchen, mit dem ich ihn hätte besänftigen können. Also ehrlich. Nie wieder würde ich mir aus dem Internet ein Backrezept runterladen. Um meinen guten Willen zu zeigen, bot ich Enzo von meinen Fruchtgummis an. »Möchtest du?«, fragte ich und hielt ihm die Tüte hin. Er schüttelte den Kopf und tat so, als müsste er sich auf den Straßenverkehr konzentrieren.
    »Dann eben nicht«, sagte ich und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Also ehrlich. Ich hatte langsam echt die Nase voll von der völlig übertriebenen Zurschaustellung seines aufgeblasenen gekränkten Egos. Da hatte ich ihn halt für fünf Minuten für einen Nazi gehalten und ihn angeschrien. Musste man deswegen so einen Aufstand machen? Nachtragend war er zu allem Überfluss also auch noch. Der konnte mich echt mal. Wenigstens hielt er die Klappe.
    Als wir an der Schule angekommen waren, zögerte ich, auszusteigen. Vielleicht lag es daran, dass ich total müde war. Vielleicht lag es aber auch an dem Erlebnis im Musikstudio, das mir noch in den Knochen steckte. So viel Angst zu haben, ist ungefähr so anstrengend wie ein Langstreckenlauf. Langsam, aber sicher wurde es mir alles ein bisschen viel. Ich hatte Justus geküsst, Enzo beleidigt und einen Mordfall am Hals. Was sollte ich denn noch alles tun? So konnte das nicht weitergehen. Aber ich hasse nun mal unerledigte Aufgaben. Ich bin nicht der Typ fürs Aufgeben. Ich würde das jetzt zum Abschluss bringen. Deswegen standen heute auf meinem Stundenplan Musik, Mathe, Erdkunde, Sowi, Französisch – und das Verhör von Nora.
    Erste Stunde heute war Musik. Man könnte

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